Wunder dauern halt doch länger: Bittere Auswärtspleite bringt HSC dem Abstieg näher 




Fußball: Oberliga: SG Finnentrop/Bamenohl – Holzwickeder SC 2:0 (1:0). Neue Besen kehren zwar bekanntlich gut, doch garantieren sie längst noch kein blitzsauberes Ergebnis. Vom Glanz vergangener Tage, als man 2017 noch in der Westfalenliga die SG Finnentrop/Bamenohl mit 5:0 aus deren eigenen Arena schoss, ist der HSC in der laufenden Saison 21/22 meilenweit entfernt. Beim 0:2 am Sonntag zeigten die Holzwickeder zwar gegenüber dem 1:5 gegen Aplerbeck vor sieben Tagen ein etwas „sauberes Spiel“. Doch bis zur „Hochglanz-Politur“, die im Kampf um den Klassenerhalt zwingend notwendig ist, haben das neue Trainer-Trio mit Chefcoach Benjamin Hartlieb und die Co-Trainer Dominik Buchwald und Stefan Sablowski noch jede Menge Arbeit vor sich.

Finnentrop nicht für Heimstärke berühmt

Vorweg: Die 0:2-Niederlge bei einem Gegner, der in der Heimtabelle vor dem HSC-Match mit gerade acht Zählern nur auf dem 18. Platz rangierte, war mit Blick auf das gesamte Spiel komplett verdient. Und: Es ist eine Niederlage mit Folgen. Der Abstand zum ersten Nichtabstiegsplatz, aktuell belegt von der Hammer Spielvereinigung, wuchs auf fünf Punkte an. Der Rückstand auf Finnentrop beträgt nun auch schon acht Zähler.

Bildzeile: Chefcoach Benjamin Hartlieb und die Co-Trainer Dominik Buchwald und Stefan Sablowski haben noch jede Menge Arbeit vor sich.

Ein ganz dicker „Minuspunkte-Rucksack“ für die Abstiegsrunde

Das heißt auch: Der HSC rennt in der Abstiegsrunde der Musik erheblich hinterher, vor allem, da die anderen Teams ja auch gegeneinander punkten und ihr Konto aufstocken werden. Eine Rechnung macht da besonders Angst: Von den zehn ausstehenden Spielen in der Abstiegsrunde sollten tunlichst sieben gewonnen werden. Insgesamt hat der HSC aber gerade viermal einen Dreier einfahren können. Die Westfalenliga ist in ganz beängstigende Nähe gerückt.

Leidenschaftlicher Fan-Appell: „Nehmt Euer Herz in die Hand“

Der HSC hatte im Vorfeld alle Register gezogen, neben dem Trainerwechsel.  „Wir als Ultra-Fans zeigen immer Herz für Euch, jetzt nehmt in Finnentrop Eure Herzen in die Hand“, appellierte Winfried Kirchhoff bei einer spontanen Ansprache im eingesetzten Fanbus. Und auch Trainer Benjamin Hartlieb setzte auf Geschlossenheit: Kurz nach Ankunft im Sauerland bat er den Kader zu einem kleinen gemeinsamen Spaziergang. Und Co-Trainer Benjamin Buchwald hatte das Spiel mit einer umfassenden Videoanalyse des Gegners optimal vorbereitet.

Auf der anderen Seite aber war der Bus zwar gut gefüllt, aber tatsächlich einsatzbereit für harte 90 Minuten auf dem Kunstrasenplatz „Im Ohl“ war längst nicht jeder. Kapitän Nils Hoppe, Robin Schultze, Enis Delija, Marcel Duwe, Andreas Spais, Patrick Fischer und Henri Böcker konnten „die gute Sauerländer Luft“ nur abseits des Spielfeldes genießen. Kevin Beinsen stand wieder in der „Kiste“. Til Busemann rutschte in die Startformation.

Sauerländer Gastfreundlichkeit nach wenigen Minuten beendet

Die Sauerländer Gastfreundschaft mit selbst gebackenem Kuchen, kühlem Bier und knusprigen Würstchen aus der heimischen Region ruhte dann rasch. Rafael Camprobin Corchero vom Gastgeber scheiterte mit einem abgefälschten am guten HSC-Keeper Kevin Beinsen (4.). Die HSC-Führung hatte Seongsun You auf dem Fuß, der im Strafraum frei vor Finnentrops Torhüter Ingmar Klose auftauchte, aber am prächtig reagierenden Keeper scheiterte (6.). Hasan Dogrusöz passte auf Moritz Stange, der seinen Meister in Beinsen fand (13.). Es war eine muntere Anfangs-Viertelstunde.

In der 23. Minute dann eine Szene, die den HSC aus dem Konzept und um alle gezeigten Mühen und Vorsätze brachte. Einen Schuss konnte Kevin Beinsen nicht richtig wegfausten. Der Ball stieg senkrecht in den Himmel, kam wieder herunter und zwar passgenau auf den Fuß von Hasan Dogrusöz. Der ließ sich die Chance nicht entgehen und erzielte das 1:0  (23.). Vor der missglückten Faustabwehr ahndete Schiedsrichter Jonas Fischbach kein Foul an Lucas Arenz, der dadurch die Flanke nicht verhindern konnte. Das war viel Pech für den HSC – und eben ein Foul, das man eigentlich pfeifen musste. Moritz Stange per Kopf (29.) scheiterte an Kevin Beinsen.

Maurice Majewski vergibt dicke Ausgleichs-Chance

Und dann die 43. Minute. Maurice Majewski bekommt im Strafraum den Ball maßgerecht vorgelegt, zieht freistehend ab und kann am Ende Torhüter Ingmar Klose nicht überwinden. Das hätte, ja musste der Ausgleich sein. Stattdessen hatte Finnentrop die letzte Szene der ersten 45 Minuten. Rafael Camprobin Corchero setzte sich auf der linken Seite schön durch und passte in den Strafraum auf Hasan Dogrusöz, doch der sauste am Leder vorbei. Hätte er den Ball getroffen, wäre das das sichere 2:0 gewesen. So blieb es bei der 1:0-Halbzeitführung und noch alle Chancen für den HSC auf eine Ergebnisverbesserung in der zweiten Hälfte.

Die beiden Seiten des Kevin Beinsen an diesem denkwürdigen Tag in Finnentrop

Doch die weiteren 45 Minuten begannen erst mal mit einer Doppel-Großtat von Kevin Beinsen. In der 46. und 47. Minute war er zweimal zur Stelle und rettete in Szenen, in der heilloses Durcheinander im HSC-Strafraum herschte. Dann meldete sich der HSC mit einem „Knaller“ ins Spiel zurück. Einen Freistoß von Leon Gensicke konnte Finnentrops Keeper Ingmar Klose zu eben noch an die Latte lenken (49.).

Und dann war wieder mal „Slapstick-Zeit“

Den HSC zeichnet in dieser Spielzeit etwas ganz Besonderes aus. Die Spieler unterliegen wohl dem Irrglauben, Aufholjagden allein würden das Publikum nicht unterhalten. So geschehen erst letzte Woche beim „schönen Eigentor“ gegen Aplerbeck. In Finnentrop war es in der 65. Minute Zeit für „Portion Extra-Unterhaltung“. Eine gar nicht zielgerichtet in den Strafraum geschlagene Flanke wollte HSC-Torhüter Kevin Beinsen gerne abfangen, brüllte noch „Hau ab“ zu seinem Abwehrkollegen. Die Abwehr blieb weisungsgemäß fern – doch Kevin Beinsen bekam das Leder nicht zu fassen. So hatte Jerome König wenig Mühe, das Spielgerät zum entscheidenden 2:0 in die HSC-Maschen zu setzen. Es war wieder einmal der denkbar ungünstigste Zeitpunkt für Slapstick-Einlagen, denn damit war der Drops gelutscht.

Bildzeile: Die Holtzwickeder 0:2-Niederlge in Finnentrop/Bamenohl war mit Blick auf das gesamte Spiel komplett verdient.

„Kein Vorwurf an Kevin Beinsen“

Das war es dann, denn der HSC brachte wenig bis nichts mehr zustande. Finnentrop konnte ein erneutes Tohuwabohu in der Holzwickeder Abwehr nicht zum 3:0 nutzen – hier war Kevin Beinsen wieder der Torhüter „Marke Weltklasse“, nachdem ihm beim 1:0 und 2:0 ein zwischenzeitlicher Ausflug ins Kreisliga-Niveau vorzuwerfen war. „Um es aber klar zu sagen, Kevin mache ich keinen Vorwurf“, sagte HSC Chefcoach Benjamin Hartlieb nach Abpfiff.

Am Sonntag wird es „ganz leicht“: Spitzenreiter Kaan-Marienborn ins Montanhydraulik-Stadion

Am kommenden Sonntag, 27. März, 15 Uhr  wird in der Oberliga Westfalen die Hinrunde abgeschlossen – dann stehen nur noch Nachholspiele an. Der HSC empfängt im Montanhydraulik-Stadion Spitzenreiter und Top-Aufstiegsfavorit FC Kaan-Marienborn. Angesichts der Heimschwäche des HSC mit gerade einem gewonnenen Pünktchen ist der traditionelle Ergebnis-Tipp des HSC vor Anpfiff eigentlich eine leichte Sache für alle Tipper.

Trainerstimmen:
Benjamin Hartlieb (HSC): Wir waren sehr fokussiert, haben uns gut vorbereitet und viel vorgenommen. Es war ein sehr offenes, intensives Spiel. Nuancen haben entschieden – wie das 1:0, dem meines Erachtens nach ein Foul an Lucas Arenz vorausgegangen war. Aber daran oder der Tatsache, dass wir viele verletzungs- und krankheitsbedingte Ausfälle hatten, will ich die Niederlage nicht festmachen. Bei der Gesamtbewertung des Spiels muss man aber so etwas bedenken. In der zweiten Hälfte haben wir dann alles versucht. Aber erneut gab es die entscheidende Nuance gegen uns. Um es aber klar zu sagen: Es gibt keine Vorwürfe an Kevin Beinsen. Er hat in vielen anderen Szenen phantastisch gehalten und uns damit weiter Chancen eröffnet, etwas aus Finnentrop mitzunehmen. Klar sind wir alle enttäuscht, denn es ging ja gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Doch wir werden die positiven Momente aus diesem Spiel, und die gab es, in die bald anstehende Abstiegsrunde mitnehmen. Vielleicht schaffen wir ja eine Überraschung gegen Kaan-Marienborn.
Ralf Behle (Finnentrop): Der Sieg für uns war verdient. Wir haben zur richtigen Zeit die Tore erzielt. Wir hätten allerdings viel früher die Entscheidung erzielen können und müssen. Zudem müssen wir einfach besser mitspielen. Aber dennoch: Die drei Punkte helfen uns.

Finnentrop: Ingmar Klose, Maximilian Humberg, Moritz Thöne, Christopher Hennes, Gordon Meyer, Moritz Kümhof, Phillip Hennes (90.+1 Oussama Anhari), Hasan Dogrusöz, Jerome König, Rafael Camprobin Corchero (81. Tobias Kleppel), Moritz Stange (74. Daniel Tews).
HSC: Kevin Beinsen, Moritz Müller, Til Busemann, Philipp Gödde, Pjer Radojcic (60. Tomislav Ivancic), Mathieu Bengsch, Leon Gensicke, Seongsun You (85. Connor McLeod), Maurice Majewski (81. Lavdrim Jusufi), Damjan Illic, Lucas Arenz.
Tore: 1:0 Dogrusöz, 2:0 König (65.).
Schiedsrichter: Jonas Fischbach (Fortuna Freudenberg).
Zuschauer: 355

Bildzeile: In dieser Szene kann HSC-Keeper Kevin Beinsen die Situation vor seinem Tor per Faustabwehr bereinigen.