Alles drin: Tumult, Flitzer, Spannung und am Ende ein 2:0-Sieg für den HSC




Fußball-Westfalenliga 2: Holzwickeder SC – RSV Meinerzhagen 2:0 (1:0). Was war denn da los am Sonntagnachmittag im eigentlich beschaulichen Holzwickede? Zwei umjubelte Tore für das Heimteam, ein reger Austausch von Meinungen insbesondere in Halbzeit eins zwischen den Spielern beider Teams, zwischendurch mal immer wieder die „Sensen“ ausgepackt, eine heftige Rudelbildung zum Ende der ersten 45 Minuten, Ordnereinsatz und dann auch noch ein „Flitzer“ in der 82. Minute auf dem Platz: Es war so einiges los im Montanhydraulik-Stadion – und nicht alles hatte mit Sport zu tun.

Meinerzhagen mit Hilfe für die „Zweite“ – und viel Platz auf der Bank

Doch der Reihe nach: Gerade vier Ersatzspieler inklusive Keeper nahmen auf der Auswechselbank der Gäste Platz. „Wir haben bereits seit Saisonbeginn keinen breiten Kader. Zudem unterstützen wir zum jetzigen Zeitpunkt unsere Reserve, die gegen den Abstieg kämpft“, begründete Meinerzhagens Coach Mutlu Demir die Entscheidung, nicht mit dem „großen Reisebus“ in die Emscherquellgemeinde zu kommen. Doch um die Punkte brav abzuliefern, war der Tabellenvierte aus dem Sauerland, für den es um wenig ging und geht, nicht gekommen. Zu umkämpft waren die bisherigen fünf Matches, die mit drei Siegen für Meinerzhagen und zwei für Holzwickede endeten – wobei aufgrund der Pandemie alle Begegnungen in Meinerzhagen ausgetragen und die Heimbegegnungen des HSC abgesagt wurden. Und bei allen Spielen ging es immer munter zwischen beiden Teams zur Sache. So auch bei Duell sechs – und nun steht es seit Sonntag wieder unentschieden bei jeweils drei Siegen.

Andres Gerardo Gomez Dimas feuerte HSC auf der Tribüne an

Auf der Tribüne feuerte der Ex-Goalgetter des HSC, Andres Gomez Dimas, übrigens nach wie vor mit acht Treffern führend in der internen Torjägerliste des HSC, seinen Ex-Club an. Der Spieler, der seit der Winterpause für den Oberligisten VfB Homberg, aufläuft, hatte einen freien Sonntag.

Leon Chrobok im HSC-Tor – zu wenig Trainingseinheiten bislang für Torben Simon

Eine Personalie überraschte zu Anpfiff. Das HSC-Trainerteam hatte sich für den 19-jährigen Leon Chrobok entschieden – und damit gegen einen Einsatz des Keepers Nummer eins, Torben Simon. „Torben hat nur zweimal seit seiner Verletzung komplett trainiert. Daher diese Personalie“, so HSC-Chefcoach Benjamin Hartlieb auf der anschließenden Pressekonferenz.

RSV Meinerzhagen mit starkem Beginn

Die ersten zwölf Minuten gehörten dem RSV Meinerzhagen. Jonas Rempel hatte die dickste Chance, als er nach drei Minuten die HSC-Abwehr wie Statisten aussehen ließ und dann aus kurzer Distanz über den Kasten zielte. Zwei weitere exzellente Chancen, darunter ein Kopfball, folgten. Der HSC fand nur schwer den Weg ins Spiel. Von außen kam die klare Ansage, stärker und früher zu pressen. Das wiederum gefiel dem Gast aus Meinerzhagen so gar nicht. Es wurde umkämpfter, die Zweikämpfe gewannen an Schärfe. Schärfer wurden auch die Worte auf dem Platz und die Diskussionen. Doch Minute um Minute wurde der HSC besser.

HSC-Nummer 36 erzielt in der 36. Minute die Führung

In der 36. Minute war es soweit. Der Ex-Meinerzhagener Andreas Spais eröffnete mit klugem Plass auf die linke Seite auf Maximilian Schettke. Der sah in der Strafraummitte Connor McLeod. Die „Nummer 36“ schraubte sich hoch und köpfte zum 1:0 ein. In der 40. Minute war es Andreas Spais selber, der Torhüter Mike Wroblewski bereits ausgespielt hatte, der Winkel aber zu spitz wurde, so dass der Ball an den Pfosten klatschte. Was folgte, waren wilde Szenen. Es wurde munter miteinander gesprochen, fleißig gegrätscht und der faire Fußball mal „vergessen“.

Bildzeile: Diese Szenen will kein Sportfreund sehen. Am Ende der ersten Halbzeitgab es eine Rudelbildung zwischen HSC- und RSV-Spielern mit vielen Diskussionen und Schubsereien.

Besonnener Schiedsrichter beruhigt Tumulte und dumme Szenen vor der Halbzeit

In der letzten Minute wurde es dann überhart. Als Schiedsrichter Jörn Schäfer zur Pause bat, mussten sich so manche ihr Mütchen kühlen. Da wurde gerangelt, ausgeteilt und die gute Kinderstube mal kurzerhand vergessen. Schiri Schäfer schaute sich das an – und gab keine Karten. Viele Szenen, so der Referee später, waren einfach nicht klar zu sehen und damit auch nicht zu beurteilen. Um es klar zu sagen: Der Besonnenheit des erfahrenen Regionalliga-Schiris war es zu verdanken, dass das Match hier nicht komplett aus dem Fugen geriet. In der Pause war es Zeit, die „Mütchen“ zu kühlen – und, um es vorwegzunehmen – es wurde deutlich fairer in den zweiten 45 Minuten.

HSC bekommt Elfmeter verweigert – dafür „Gelb“ für Schettke

Besonders der HSC fokussierte sich auf das Fußballspielen. Moritz Müller passte zu Andreas Spais, der verzog um Zentimeter (46.). In der 56. Minute dann eine umstrittene Situation, als Maximilian Schettke unsanft von Keeper Wroblewski im Strafraum gestoppt wurde – hier hätte es Elfmeter geben können. Stattdessen zückte Referee Schäfer „Gelb“ für Schettke für „Schwalbe“ – eine zu harte Entscheidung.

Die Entscheidung fiel in der 66. Minute durch den kleinsten, aber in dieser Szene größten Mann auf dem Platz. Mit einem tollen Heber erzielte Eduardo Hiller das 2:0. In der 89. Minute hätte der eingewechselte Pjer Radojcic das 3:0 erzielen müssen, doch fand er seinen Meister in Torhüter Wroblewski.

Auch das noch: Ein junger Flitzer auf „Social Media-Tour“

Ach ja: Und dann war dann noch der jugendliche „Flitzer“, der in der 82. Minute trotz der eingesetzten zahlreichen Ordner auf den Platz stürmte und HSC-Defensiv-As Philipp Gödde umarmte und die Aktion für die Nachwelt auf Handy festhielt – es war schon ein ganz besonderer, eigenartiger Nachmittag im Montanhydraulik-Stadion.

Fünf Zähler Vorsprung auf ersten Abstiegsplatz – und nun geht es nach Obersprockhövel

Was bleibt festzuhalten neben einem „Drumherum“, das für Holzwickede schon etwas Neues war: Der HSC ist wieder Siebter und hat nun fünf Zähler Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Den belegt nun der DSC Wanne-Eickel. Am kommenden Sonntag geht es nach Obersprockhövel. Auch da war doch etwas? Ja, das Hinspiel ging mit 0:5 im Montanhydraulik-Stadion verloren. Es gilt also etwas gutzumachen.


Trainerstimmen
Benjamin Hartlieb (HSC): Wenn ich mir die Ergebnisse des Spieltags anschaue, kann ich nur konstatieren: Das war ein unfassbar wichtiger Sieg für uns. Die erste Viertelstunde des Spiels ging klar an Meinerzhagen. Ein Lob muss ich unserer Dreierkette aussprechen. Als wir dann in Führung waren, haben wir Kontersituationen leider nur suboptimal genutzt. Daran werden und müssen wir arbeiten. In der zweiten Halbzeit wurde es dann auch ein vernünftiges und faires Spiel.
Mutlu Demir (Meinerzhagen): Letztendlich war es ein verdienter Sieg für Holzwickede. Ich drücke dem HSC die Daumen, dass der Verein schnell unten herauskommt. Uns war es von Beginn an klar, dass die Platzverhältnisse ein richtig gutes Spiel nicht würden zulassen. Wir hatten zu Beginn drei Chancen: eine tausendprozentige, eine hundertprozentige und eine gute Gelegenheit. Die Chancen haben wir leider alle nicht genutzt. Nach dem 0:1-Rückstand wurde es gegen ein sehr kompakt stehendes Teams sehr schwer. Zu den Szenen zum Ende der ersten Halbzeit. Da hätte ich mir von beiden Teams, von Spielern und Verantwortlichen mehr Fingerspitzengefühl gewünscht. Für meine Person gilt: Ich wollte nur schlichten. Dass ich danach verbal angegangen wurde, kann ich nicht verstehen.

HSC: Leon Chrobok, Moritz Müller, Andreas Spais (70. Serhat Uzun), Finn Jona Heinings (61. Pjer Radojcic), Philipp Gödde, Muhammed Doganalp Cakir (55. Eduardo Hiller), Maurice Majewski (84. Dondre Julijah Robinson), Dean Müsse, Damjan Ilic, Maximilian Schettke (82. Til Busemann), Connor McLeod.
Meinerzhagen: Mike Wroblewski, Ali Özdemir, Jordi Scherbaum (72. Pascal Neumann), Ahmed Azirar, Anas Akhabach, Richard Dissing (82. Birkan Calik), Triantafilos Vlachos, Girolamo Tomassello, Jonas Rempel, Steven Sordi (61. Raphael Gräßer)
Tore: 1:0 Mc Leod (36.), 2:0 Hiller (66.).
Zuschauer: 124
Schiedsrichter: Jörn Schäfer (SF Sümmern).

Bildzeile: Ein Vorbild war erneut HSC-Kapitän Moritz Müller, der keinem Zweikampf aus dem Weg ging. Links im Bild zu sehen ist der HSC-Torschütze zum 1:0, Connor McLeod.