13.848 Stunden ohne Heimspiel-Meisterschaftssieg endlich passé: HSC nach 4:2 wieder „im Geschäft“




Fußball-Oberliga, Abstiegsrunde: Holzwickeder SC – TuS Ennepetal 4:2 (1:1). 577 Tage oder 13.848 Stunden mussten sich Fans, Spieler und Offizielle gedulden, bis eine „teuflische“ Serie am Sonntag endlich durchgebrochen wurde. Am 4. Oktober 2020 hatte der Holzwickeder SC seinen letzten Heimsieg mit einem 4 : 0 gegen den TuS Erndtebrück gefeiert. Mit einer sehr guten Leistung und als verdienten Lohn einen 4 : 2-Erfolg gegen den TuS Ennepetal in der Abstiegsrunde beendete der HSC sein Heim-Trauma und schöpft im Abstiegskampf neue Hoffnung. Der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz, den die Hammer Spielvereinigung mit 27 Zählern einnimmt, schmolz auf sechs Punkte. Und an diesem Donnerstag, 5. Mai, kommt es um 19 Uhr in Hamm zum Duell der beiden Kellerkinder.

HSC mit starkem Beginn

Der HSC glaubte an die Minimalchance und legte gegen Ennepetal wie schon gegen Sprockhövel ein vehement los. Nach acht Minuten standen schon vier Ecken zu Buche. Die schlägt nun übrigens Leon Gensicke – und zwar brandgefährlich von beiden Seiten. Gensicke watr es auch, der an der ersten Chance beteiligt war. Seonsung You servierte das Leder auf den Schädel von Gensicke, doch von fort sauste das Leder knapp vorbei (9.). TuS-Kapitän Robin Gallus scheiterte mit einem Freistoß knapp (15.).

Und dann kam es, wie so oft: individueller Fehler ermöglicht Gästeführung

Es war ein munterer Beginn – der mit einer Szene endete, die dem Film „Und ewig grüßt das Murmeltier“ hätte entnommen sein können. Ein langer Ball fliegt Richtung Ennepetaler Ibrahim Lahchaychi. Gleich drei HSCer mit Nils Hoppe, Damian Ilic und Lucas Arenz stehen eigentlich gut bei ihm. Doch Hoppe trifft den Ball nicht richtig und legt dadurch unfreiwillig auf Lahchaychi auf. Am herausstürzenden Kevin Beinsen schiebt er seelenruhig vorbei zur glücklichen 1:0-Führung für den Gast (17.). Dass in der 20. Minute die Pfeife des gut leitenden Referees Leonidas Exuzidis stumm blieb als Damian Ilic seinen Gegenspieler an der Strafraumkante „bearbeitete“ und zur Ecke klärte, war am Ende die richtige Entscheidung, hätte aber auch anders interpretiert werden können. Die Ecke verzog dann der komplett blank stehende Maik Bollmann um wenige Zentimeter.

Bildzeile: Nach dem so lang ersehnten Heimsieg bedankten sich die HSC-Spieler für die Unterstützung der Fans.

Ausgleich in Unterzahl

Doch der HSC fing sich wieder. Und zwar mit einer kuriosen Szene. Philipp Gödde blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen – er hatte sich eine Muskelverletzung zugezogen, musste draußen behandelt und später ausgewechselt werden.  Mit nur zehn Spielern und damit in Unterzahl rauschte ein Freistoß für den HSC an Freund und Feind vorbei und landete bei Mathieu Bengsch. Der schoss zum Ausgleich ein (32.). Andreas Gerardo Gomez Dimas kam für Gödde und sorgte für viel Alarm. Gomez Dimas veränderte das Spiel in der Offensive, denn fortan versuchte der HSC sein Glück mit „mehr Spiel“ und weniger mit hohen Flanken und Bällen. Es blieb aber beim 1 : 1 zur Halbzeit – mit einem HSC mit mehr Ballbesitz und Chancen hüben wie drüben in etwas gleicher Zahl.

Schnelles HSC-Tor nach Wiederanpfiff

Holzwickede machte gleich nach der Halbzeitansprache viel Druck. Freistoß Leon Gensicke auf Robin Schultze – und der köpft komplett freistehend zum 2:1 für den HSC ein (52.). Es war die überhaupt erst dritte Führung für den Gastgeber auf heimischem Terrain in der gesamten bisherigen Spielzeit. Das feierten die Holzwickeder Spieler dann auch zu wenig, verloren nach dem Jubel die Ordnung, und der TuS Ennepetal bedankte sich für die großen Freiräume mit dem Ausgleich durch Marius Müller (55.).

Es wurde „wild“. Pass auf Mathieu Bengsch, der nimmt das Leder elegant mit der Brust mit und erzielt aus gut zehn Metern die erneute Führung für den HSC (58.). In der 65. Minute hätte Leon Gensicke alles klar machen können, doch nach Anspiel von Lucas Arenz geht sein Kopfball um wenige Zentimeter vorbei. Damian Ilic hätte es in der 79. Minute beinahe besser gemacht – doch auch er schießt vorbei.

Zittern bis zur Nachspielzeit – Gomez Dimas erlöst bangende Holzwickeder

Das Holzwickeder Publikum, 150 waren gekommen, wurde unruhig, nervös. Sollte es endlich mit dem ersten Heimsieg klappen? Zu oft wurden die Fans enttäuscht und die Mannschaft konnte sich nicht belohnen. In der Nachspielzeit nahm dann Leon Gensicke noch mal die letzten Kräfte zusammen. Toller Lauf am rechten Flügel, Flanke zu Andreas Gerardo Gomez Dimas, der aus kurzer Distanz zum 4:2 einschob (90.+1). Es war das I-Tüpfelchen auf eine überzeugende Holzwickeder Leistung. Das Team glaubt an sich und ist bereit, das „Unmögliche“ noch irgendwie wahr zu machen, nämlich den Klassenerhalt.

Trainerstimmen
Benjamin Hartlieb (HSC): Ich bin total heiser, meine Stimme ist fast weg. Gestern hat mein Bundesliga-Lieblingsverein VfL Bochum großartig in Dortmund gewonnen, heute wir. Es war ein mitreißendes, intensives Spiel. Wir sind alle 1.000 Tode auf der Trainerbank gestorben. Wir haben uns endlich, endlich belohnt. Mir hat besonders gefallen, dass sich die Mannschaft nach dem Rückstand und dem viel zu frühen Ausgleich nach eigener Führung wieder sofort gefangen hat. Insgesamt war es ein verdienter Sieg. Wir müssen nun allerdings so weitermachen – und zwar schon am Donnerstag in Hamm.

Imre Renji (Ennepetal): Wir haben es heute definitiv nicht gut gemacht. Aufgrund der zweiten Hälfte ist unsere Niederlage verdient ausgefallen. In den ersten 45 Minuten haben wir noch ganz ordentlich verteidigt, ab dann nicht mehr. Es war das erwartet schwere Spiel.

HSC: Beinsen, Müller, Gödde, Bengsch, Gensicke, Hoppe, Schultze, You, Ivancic, Ilic, Arenz.
TuS Ennepetal: Weusthoff, Nkam, Siepmann, Hupka, Müller, Lahchaychi, Nettersheim, Brauer, Yasar, Gallus, Bollmann.
Tore: 0:1 Lahchaychi (17.), 1:1 Bengsch (32.), 2:1 Schultze (52.), 2:2 Müller (55.), 3:2 Bengsch (58.), 4:2 Gomez Dias (90.+2).
Schiedsrichter: Leonidas Exuzidis (FC Castrop-Rauxel).
Zuschauer: 150.