„Hatten das Messer nicht zwischen den Zähnen“ – HSC nach Null-Leistung 1:3 in Meinerzhagen




Fußball, Westfalenliga 2: RSV Meinerzhagen – Holzwickeder SC 3:1 (0:0). Recht martialisch, aber in der Sache völlig korrekt, begründete Cheftrainer Benjamin Hartlieb die 1:3-Niederlage beim RSV Meinerzhagen im Verfolgerduell der Westfalenliga 2. „Wir hatten heute das Messer nicht zwischen den Zähnen. Zu keiner Zeit haben wir es geschafft das zu zeigen, was uns in den letzten Wochen positiv ausgemacht hat“, so der enttäuschte Coach. Der HSC tauschte nach der Pleite mit den Sauerländern den Platz und ist nun Vierter. Nach ganz oben ist der Zug nun erst einmal ohne den HSC abgedampft. Sowohl Brünninghausen als aus Türkspor gewannen ihre Spiele und haben nun fünf Zähler (Türkspor) und acht Punkte (Brünninghausen als Erster) Vorsprung.

Kirmes in Meinerzhagen – aber Tristesse auf dem Platz

In Meinerzhagen war Kirmes – aber auch nur in der Mitte des idyllischen Städtchens im Volmetal. Auf dem Platz ging „die nächste Fahrt rückwärts“ – und zwar auf beiden Seiten. Steigerungen gegenüber den letzten Spielen beider Teams gab es nur in ganz wenigen Situationen, die man mit der Lupe suchen musste. Und so gab es statt Zuckerwatte für die Besucher nur „Saures“ – vielleicht schon ein Vorgriff auf Halloween.

Erst nach 45 Minuten gab es mit „der besten Currywurst der Liga“ einen ersten Höhepunkt

In den ersten 26 Minuten tat sich – nichts, rein gar nichts. Fehlpässe am laufenden Band, Langeweile pur. In der 27. Minute besann sich Andres Gerardo Gomez Dimas seines Talents, sauste auf der rechten Seite auf und davon, passte in die Mitte, wo Serhat Uzun denkbar knapp verpasste. Das schaute sich RSV-Kapitän Nik Kunkel gut an, versuchte es mit einem langen Sprint über die linke Seite, passte in die Mitte, wo erst Triantafilos Vlachos und dann Ahmed Azirar um Zentimeter verpassten. Sinnbildlich eine Szene in der 42. Minute: Nik Kunkel schaffte es, einen Eckball direkt an Freund und Feind vorbei ins Tor-Aus zu setzen. Schluss nach 45 Minuten: Es war Zeit für „die beste Currywurst der Liga“, wie der Stadionsprecher bejubelte.

HSC schafft keine Sicherheit durch Führung

In den zweiten 45 Minuten ging es weiter wie gehabt – mit nichts. Über eine Stunde mussten die 150 Zuschauer warten, bis etwas passierte – und, angelehnt an die parallel-stattfindende Kirmes, die wilde Fahrt begann. Ausgerechnet Andreas Spais, lange im Dress der Meinerzhagener, wurde im Strafraum regelwidrig gelegt. Der gute Schiedsrichter Johannes Liedtke entschied auf Elfmeter und lag damit komplett richtig. Der Student der Wirtschaftswissenschaft, der kurz vor seinem Bachelor steht, legte sich den zurecht und schweißte den Ball zur Gäste-Führung ein (64.).

Bildzeile: Andreas Spais im Elfmeterdueölö mit RSV-Keeper Mike Wroblewski. Den kann er verladen und den HSC zwischenzeitlich ,mit 1 : 0 in Führung bringen.

So ein Gegentor hätte angesichts des nicht überzeugenden Auftritts des RSV Sicherheit für Holzwickede geben müssen. Was aber passierte, war ein geradezu ungeheures Larifari des HSC, das gleich bitter bestraft wurde. 68. Minute: Fehler im Aufbau des HSC, Patrick Fischer zückt die Sense gegen Alessandro Tomasello, ebenfalls Strafstoß. Nik Kunkel ließ sich die Chance zum Ausgleich nicht entgehen.

Ein Spielaufbau zum Vergessen, garniert mit Komplett-Aussetzern

Dann verlor der HSC komplett die Ordnung, die Zuordnung, aber vor allem den Willen, wenigstens ein Pünktchen auf die lange Heimfahrt mitzunehmen. Geradezu erschreckend die Bemühungen der Holzwickeder, einen zielführenden Spielaufbau zu betreiben. Alessandro Tomasello schnappte sich den Ball nach einem dieser Aussetzer, stürmte unter stiller Bewunderung des HSC-Mittelfelds und der Defensive nach vorne und schloss humorlos zum 2:1 für den Gastgeber ab (76.). Erneuerter Ballverlust im Aufbau, in der Folge Freistoß für Meinerzhagen. Den hämmerte Nik Kunkel direkt zum 3:1 in der letzten Minute in den Kasten. Ein Spiel und ein Spielverlauf, bei dem die Zahl von drei Toren darüber hinwegtäuschte, dass die Leistung aller Akteure auf dem Platz tief in die tiefsten Niederungen deutscher Spielklassen tendierte.

Trainerstimmen
Benjamin Hartlieb (HSC): Es war ein verdienter Sieg für den RSV Meinerzhagen. All die positiven Dinge, die wir in den letzten Wochen gezeigt haben, haben heute komplett gefehlt. Wir hatten nicht „das Messer zwischen den Zähnen“. Aber Rückschläge gehören zur Entwicklung dazu – und zugegebenerweise war es heute ein schwerer und schmerzhafter Rückschritt. Wir werden aber wieder aufstehen und es besser machen.
Demir Mutlu (Meinerzhagen): Meine gute Erziehung und der Respekt verbieten, dass ich dieses Spiel kommentiere. Die Leute haben Eintritt bezahlt. Da erwarten sie etwas. Punkt. Es kam von beiden Seiten aber wenig bis nichts. Ich glaube, der Elfmeter für den HSC war der erste richtige Schuss aufs Tor. Wir haben insgesamt mehr Räume als der HSC gehabt und bespielt. Aber nicht, weil wir diese Räume fußballerisch erobert haben, sondern weil Holzwickede sie uns geschenkt hat. Am Ende war es aber ein verdienter Sieg.

Meinerzhagen: Mike Wroblewski, Ali Özdemir, Jordi Scherbaum, Nik Kunkel, Hakan Demir, Ahmed Azirar (88. Steven Sordi), Richard Dissing, Aboubacar Miguel Touré (90.+1 Mahdi Jaber), Triantafilos Vlachos, Girolamo Tomasello (20. Ziyad Abdellaoui), Alessandro Tomasello (90.+2 Yamine Harrouch Jaouhari).
HSC: Torben Simon, Moritz Müller (86. Kianosh Amiri), Til Busemann (62. Philipp Gödde), Patrick Fischer, Andreas Spais, Andres Gerardo Gomez Dimas, Muhammed Doganalp Cakir, Serhat Uzun (73. Finn Jona Heinings) Maurice Majewski (82. Dondre Julijah Robinson), Maximilian Schettke, Connor McLeod
Tore: 0:1 Spais (FE, 64.), 1:1 Kunkel FE, (68.), 2:1 Tomasello (76.), 3:1 Kunkel (90.)
Schiedsrichter: Johannes Liedtke (TuS Ennepetal)
Zuschauer: 150.

Bildzeile: HSC-Torjäger Andres Gerardo Gomez Dimas (r.) verlor in Meinerzhagen viele Laufduelle und zeigte eine schwache Leistung – wie das gesamte HSC-Team.