Geheiratet, getroffen, gejubelt: Philipp Gödde sichert HSC wichtigen Sieg in total verücktem Spiel




Fußball, Westfalenliga 2: SC Obersprockhövel – Holzwickeder SC 2:3 (2:0). Solche Geschichten schreibt nur der Fußball. Und davon gab es reichlich bei einem „irren“ Spiel im beschaulichen Ortsteil Sprockhövel Dorf mit seinen gerade 1.535 Einwohnern. Die „Ouvertüre“ hatte es bereits vor dem Anstoß durch den sehr gut leitenden Schiedsrichter Benjamin Löding vom TuS Asemissen aus dem Kreis Lemgo gegeben.

Personalie 1: Kianosh Amiri nicht mehr im HSC-Kader

Nicht mehr im HSC-Dress auflaufen wird Mittelfeldspieler Kianosh Amiri. Der war zu Beginn der Saison 22/23 von der U 19 von Eintracht Dortmund gekommen. Zwölfmal wurde er in der Westfalenliga eingesetzt und erzielte dabei ein Tor – und zweimal war er im Westfalenpokal am Ball. „Intern“ seien die Gründe, so Spieler und Verein. Der Vertrag von Amiri lief bis Ende dieser Spielzeit.

Personalie 2: Jan Nielinger meldet sich fit – und trifft gleich

Nach fast sechsmonatiger Verletzungszeit meldete sich Jan Nielinger pünktlich zum Spiel im richtungsweisenden Spiel gegen den Abstieg gegen Obersprockhövel zurück. Der Ex-Wickeder mit dem markanten Zöpfchen brachte gleich ein besonderes Geschenk zur Rückkehr mit: Er erzielte den wichtigen 1: -Anschlusstreffer beim SCO.

Personalie 3: Philipp Gödde – der treffsichere Jung-Ehemann

Frisch verheiratet, Stunden später wieder auf dem Platz. Torschütze zum 3:2-Erfolg: Das war das „Pensum“ von Philipp Gödde in den vergangenen Tagen und Stunden. Nach einer Ecke tauchte der umgeschulte, frühere Offensive im gegnerischen Strafraum auf und erzielte aus kurzer Distanz den 3:2-Siegtreffer für seinen HSC. Ring am Finger, eine kleine, liebe Familie und ein ganz wichtiges Tor: Mehr geht kaum.

Das Spiel: 45 erste Minuten zum Einschlafen – und dann in der Nachspielzeit die „total verrückte Minute“

Sofort ins hohe Pressing gehen, den Gegner unter Druck setzen. So ging der HSC die ersten Minuten beim schwarz-grünen Aufsteiger an. So erarbeitete sich Holzwickede viel Ballbesitz und dominierte das Spiel in der Anfangsphase. 22. Minute, Kopfball Moritz Müller, Parade von Keeper Jan Deckenhoff. Deckenhoff war auch bei einem Schuss von Andreas Spais zur Stelle (31.). Als Jan Nielinger in der 39. Minute im Strafraum angeschossen wurde, wurden die Gastgeber erstmals lauter und forderten Elfer – den es zurecht nicht gab. Und der vielleicht beste Spieler der Westfalenliga 2, Patrick Adam Dytko? Der war nur bei einem völlig verzogenen Eckball hinter das HSC-Tor zu sehen.

Dass dieser Dytko immer gefährlich ist und dann wie aus dem Nichts auftaucht, zeigte er in der ersten Minute der Nachspielzeit. Auf der linken Seite setzte er sich Philipp Gödde durch, flankte – und in der Mitte stand Arber Berbatovci, der einschoss. Es kam noch schlimmer für den HSC. Anstoß, Ballverlust des HSC, schneller Ball nach vorne und Pass von rechts: Dort stand Laurin Kamperhoff komplett „blank“ und bedankte sich artig mit dem 2:0. Da sahen alle HSCer schlecht aus. Das Mittelfeld, die Defensive und auch der Keeper: Alle staunten nicht schlecht.

HSC urplötzlich 0:2 hinten – dabei lief doch alles auf einen torlosen Halbzeitstand hinaus

Es war ein komplett seltsames Ergebnis. Ohne vorherige Chancen lag Obersprockhövel komfortabel hoch vorne. Dabei hatten sich beide Teams wohl schon mit dem torlosen Ergebnis zur Pause abgefunden – und die Trainerteams dachten schon über Änderungen in Aufstellung und System nach.

Bildzeile: Beim Abpfiff ging HSC-Chefcoach Benjamin Hartlieb in die Knie: Zu verrückt waren die 90 Minuten in Obersprockhövel und groß die Freude über die wichtigen drei Zähler.

Klare Ansprache statt Lautstärke – in der Kabine wurde am „Wunder“ gearbeitet

Es wurde noch verrückter. Kaum einer der nur 83 Zuschauer rechnete noch mit einem (Teil-)Erfolg der Gäste aus Holzwickede. Diese Pessimisten (oder Realisten?) wurden eines Besseren belehrt. Nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit kam Holzwickede zurück – und wie. Klare Ansagen in der Kabine, eine Mannschaft, die das Spiel unbedingt noch umdrehen wollte und Ergebnisse von den anderen Plätzen, die den HSC in große Sorgen gestürzt hätte: Das war die Rezeptur für eine wundersame Aufholjagd.

Der Treffer von Jan Nielinger (51.) war die schnelle erste Belohnung. Der Druck des HSC wurde größer. Andreas Spais, den die SCO-Defensive sträflich alleingelassen hatte, erzielte den Ausgleich (63.). Und dann die 71. Minute, als nach einer Ecke von Maximilian Schettke Philipp Gödde goldrichtig stand und den Siegtreffer erzielte.

Der SCO wehrte sich noch mal nach Kräften und kämpfte um das Remis. Doch immer war die vielbeinige Abwehr des HSC zur Stelle. Fast schon symbolhaft die Top-Chance der Gastgeber in der 86. Minute: Ausgerechnet Philip Adam Dytko war es, der einen strammen Schuss eines Kollegen mit dem Rücken zum HSC-Tor stehend, mit dem Bauch abwehrte (!). Das hätte, ja musste das 3:3 sein. War es aber nicht.

Sieben Zähler Vorsprung vor dem ersten Abstiegsplatz – und fünfter Platz

Beim Kasten Getränke als Belohnung nach dem Match waren die Ergebnisse von den anderen Plätzen von höchstem Interesse. Danach hat der HSC nun als Fünfter sieben Zähler Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, den nach wie vor der DSC Wanne-Eickel belegt. Am kommenden Sonntag können weitere „Big Points“ dazukommen. Am Sonntag, 30. April, gastiert um 15 Uhr Concordia Wiemelhausen im Montanhydraulik-Stadion.

Trainerstimme
Benjamin Hartlieb (HSC): In der Minute Nachspielzeit der ersten Halbzeit haben wir einen echten Blackout gehabt. So etwas gibt es nicht oft im Fußball zu sehen – wir mussten es leider erleiden. In der Halbzeit haben auch viele weitere Dinge angesprochen, die in den ersten 45 Minuten nicht optimal waren. Was dann folgte, war eine Energieleistung meines Teams – und das nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit. Die Spieler zeigten Herz und die richtige Reaktion, wollten unbedingt etwas holen. Es wurde ein sehr intensives Spiel. Mit dem Endergebnis sind wir natürlich hochzufrieden. Ein Wort zu den Schiedsrichtern: Sie waren sehr gut, hatten alles durch klare Entscheidungen im Griff. Dieses Lob muss man auch mal aussprechen.

Obersprockhövel: Jan Deckenhoff, Lennart Seitz (67. Jonas Seitz), Jan-Niklas Budde, Luis Monse, Felix Gremme, Arber Berbatovci (82. Mert Özkan), Melchior Kazimierz Majewski (67. Sidney Rast), Patrick Adam Dytko, Kai Gottesbüren, Tim Dudda (88. Nico Jahnke) Laurin Kamperhoff (75. Niklas Niedergethmann)
HSC: Torben Simon, Moritz Müller, Til Busemann (31. Maximilian Schettke), Andreas Spais (76. Tim Kortenbusch), Philipp Gödde, Pjer Radojcic (58. Serhat Uzun), Jan Nielinger, Eduardo Hiller (46. Joao Filipe da Silva Macedo), Maurice Majewski (82. Dondre Julijah Robinson), Damjan Ilic, Connor McLeod
Tore: 1:0 Berbatovcic (45.+1), 2:0 Kamperhoff (45.+2), 1:2 Nielinger (51.), 2:2 Spais (63.), 2:3 Gödde (70.)
Zuschauer: 83
Schiedsrichter: Benjamin Löding (TuS Asemissen, Kreis Lemgo)

Bildzeile: Philipp Gödde li.) war der Mann des Spiels beim 3:2-Erfolg in Obersprockhövel (unser Foto). Er heiratete in dieser Woche und schoss den 3:2-Siegtreffer beim Sieg in Obersprockhövel.