Dank „Nähmaschine“ und „Kilometerabspuler“: HSC nun auf drei Punkte am Nichtabstiegsplatz „dran“




Fußball, Oberliga, Abstiegsrunde: Holzwickeder SC – Victoria Clarholz 2:1 (2:0). An einem in der Schlussphase an Spannung kaum zu überbietenden Spiel holte der Holzwickede SC einen ganz wichtigen Dreier gegen einen direkten Konkurrenten. Damit bleibt der HSC im vierten Spiel hintereinander ungeschlagen und hat mit nun nur noch drei Punkten Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz weiterhin alle Chancen auf den Oberliga-Verbleib. Die magere Tordifferenz wird allerdings einen „Extrapunkt“ notwendig machen.

Nach dem Anschlusstreffer in der 65. Minute und einer Roten Karte in der 66. Minute gegen den gerade fünf Minuten zuvor eingewechselten Enis Delija wurde es gegen insgesamt nun wahrlich keine Bäume ausreißende Ostwestfalen noch mal richtig spannend. Doch mit Leidenschaft und einigen aus einem geschlossenen Team herausragenden Akteuren, die Chefcoach Benjamin Hartlieb bei der anschließenden Pressekonferenz noch mal besonders herausstellte, gelang es, die knappe Führung über die Zeit zu bringen. Und am Ende war es dann auch ein verdienter Erfolg der Holzwickeder über die gesamte Spielzeit, insbesondere der ersten Halbzeit, gesehen.

Getrommelt haben nur die Clarholzer Fans

Begleitet von 32 sanges- und trommelfreudigen Fans reiste die Victoria aus Clarholz mit dem Bus an. Die Gäste hatten allerdings erst einmal wenig Grund zum Feiern, denn die Leistungen ihres Teams blieben in den ersten 45 Zeigerumdrehungen sehr übersichtlich. Ernsthafte Annäherungen ans Holzwickeder Tor gab es wenig, Zweikämpfe wurden halbherzig geführt und auch trotz großer eigener Spiele gab es auch im „Luftkampf“ zumeist nur den „zweiten Platz“.

Belastungssteuerung für Leon Gensicke und Moritz Müller

Zwei etwas überraschende Änderungen gab es beim Holzwickeder SC gegenüber dem Hamm-Spiel. Til Busemann und Seongsun You standen in der Startformation – dafür schauten sich Moritz Müller und Leon Gensicke die Partie erst einmal von außen an. „Belastungssteuerung“, so lautete die offizielle Begründung. Es passierte bei herrlichem Sonnenwetter erst mal wenig. Von Clarholz kam rein gar nichts. Der HSC verfolgte die klare Hartlieb-Devise: Erst einmal das eigene Tor verteidigen, sicher und kompakt stehen. Seongsun You sauste nach schöner Flanke des erneut sehr guten Andres Gerardo Gomez Dimas am Ball vorbei (18.). Sinnbildlich die Kommandos in der 20. Minute. Sowohl HSC-Keeper Kevin Beinsen als auch der Clarholz-Kapitän Julian Linnemann forderten ihre jeweiligen Teams auf „Da muss mehr kommen!“ Zugehört hatten allerdings nur die ganz in Blau gewandeten Holzwickeder. Einwurf Clarholz, der HSC erobert sich den Ball nach unpräzisem Passspiel und Til Busemann schiebt zum 1:0 ein (23.). In der 36. Minute legte der HSC dann nach. Gomez Dimas wühlt sich nach einer Ecke im Strafraum durch und schießt flach zum 2:0 ein. Ein Schuss von Robin Schultze sauste um einen Meter am Tor vorbei (39.). Es blieb bei der verdienten 2:0-Pausenführung für den HSC.

Nach gut einer Stunde wurde es „wild“

Für ihre Verhältnisse an diesem Sonntagnachmittag starteten die Victoria-Kicker engagierter in die zweite Halbzeit. Robin Mrozek setzte das erste Ausrufezeichen in der 50. Minute – der Ball strich am Pfosten vorbei. Was kam, waren verrückte Minuten im Montanhydraulik-Stadion. Der lange verletzte Enis Delija kam in der 61. Minute für Andreas Spais auf das Feld und sollte als „Zehner“ Akzente setzen. Das tat er dann auch – aber sehr negative. Erst einmal belohnte sich Clarholz in der 65. Minute mit dem Anschluss durch Sinan Aygün. Dann stieg Enis Delija im Mittelfeld überhart gegen seinen Gegenspieler ein und sah vom guten Schiedsrichter Florian Exner von Blau-Weiß Beelen zurecht die Rote Karte (66.). Das war ein Zeitpunkt, an dem das Spiel hätte komplett kippen können.

Bildzeile: Die HSC-Spieler mit Trainer Benjamin Hartlieb schwören sich auf das Spiel ein.

Doch dann hatte HSC Co-Trainer Hamza El Hamdi die Idee, die den Sieg am Ende rettete. Er ließ auf Dreierkette umstellen. Maurice Majewski wurde für den Kilometerabspuler Gomez Dimas eingewechselt. Der hatte über 15 Kilometer „abgespult“ und war komplett „platt“. Maurice Majewski fungierte fortan ebenfalls als Nähmaschine“ in vorderer Reihe, musste immer wieder Gegenspieler anlaufen und viele Meter machen. Das fruchtete. Clarholz fiel wenig bis nichts ein. Zwar mussten alle, die es mit dem HSC hielten, bangen, dass mal einer „durchrutscht“. Aber das passierte eben nicht. Im Gegenteil. Nach einem Konter schoss Lucas Arenz knapp vorbei (86.). „Lucas, der so oft in den letzten Monaten schlechter bewertet wurde, war heute überragend. Er war ein echter Leader auf dem Platz und hat eine exzellente Leistung gezeigt“, lobte im Anschluss Benjamin Hartlieb den Sportkameraden mit der Nummer 36. Eine tausendprozentige Gelegenheit vergab dann der im Hinspiel zweimal erfolgreiche Tomislav Ivancic. Nach Flankenlauf von Robin Schultze stand er in der Mitte komplett „blank“ vor TSV-Torhüter Marius Weeke und schaffte es, den Keeper anzuschießen (90.). Doch egal: Auch die vierminütige Nachspielzeit überstand der HSC.

Es bleiben vier Spiele, um drei Punkte aufzuholen

Was nun bleibt, sind vier Spiele, um drei Punkte aufzuholen. Am kommenden Sonntag geht es nach Herne zum bereits abgestiegenen Schlusslicht Westfalia. Dann geht es zum Nachholspiel unter der Woche nach Vreden, dann zum SC Preußen Münster II. Am letzten Spieltag erst gibt es das nächste Heimspiel: gegen die SG Finnentrop-Bamenohl.

Die Ergebnisse der Abstiegsrunde vom Sonntag:
TSG Sprockhövel – SG Finnentrop/Bamenohl 1:3
Westfalia Herne – RSV Meinerzhagen 1:4
TuS Ennepetal – Hammer Spielvereinigung 2:0
SpVgg Vreden – SC Preußen Münster II 2:0

Trainerstimmen
Benjamin Hartlieb (HSC): Wir haben verdient gewonnen. Vor dem Spiel gab es die klare Devise: Verteidigung des eigenen Tores, Kompaktheit und Geschlossenheit. Das ist uns auch gelungen. Mit der Einwechslung von Enis Delija auf die „10“ wollten wir eigentlich klare Impulse setzen. Der Platzverweis gegen Delija hat das verhindert. Dann hatte mein Co-Trainer Hamza El Hamdi die großartige Idee, auf Dreierkette umzustellen und die Defensive massiv zu verstärken. Mein Team hat eine unfassbare Laufleistung an den Tag gelegt. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle Lucas Arenz, der ein echter Leader auf dem Platz war. Auch Gomez Dimas hat mit großartigen 15 Kilometern erneut toll gespielt. Maurice Majewski war für uns eine echte Nähmaschine. Was er gelaufen ist, wie er seine Gegenspieler immer wieder attackiert hat, das war große Klasse.
Christopher Hankemeier (Clarholz): Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren. Wir haben den Kampf nicht angenommen, zu wenig zweite Bälle gewonnen. In der zweiten Hälfte wurde es besser, aber auch da haben wir zu viele Zweikämpfe in der Luft verloren. Noch stehen wir über dem Strich. Wenn wir allerdings so weiterspielen, dann haben wir über dem Strich auch nichts zu suchen. Am Dienstag, das kündige ich hier an, wird es eine kritische Aufarbeitung des Spiels mit meinen Spielern geben.

HSC: Kevin Beinsen, Til Busemann (46. Moritz Müller), Andreas Spais (61. Enis Delija), Andres Gerardo Gomez Dimas (76. Maurice Majewski), Mathieu Bengsch (70. Patrick Fischer), Nils Hoppe, Robin Schultze, Seongsun You, Tomislav Ivancic, Damjan Ilic, Lucas Arenz.
Clarholz: Marius Weeke, Gentrit Muja (80. Daniel Friesen), Steffen Brück, Linus Kahraman, Julian Linnemann (63. Andrej Dreichel), Robon Mrozek, Oliver Cylkowski, Marlon Herzog, Leon Heinemann (57. Dennis Bonin), Eugen Dreichel, Sinan Aygün
Tore: 1:0 Busemann (23.), 2:0 Gomez Dimas (37.), 2:1 Aygün (65.).
Besondere Vorkommnisse: Rot gegen Enis Delija (66., überharter Einsatz)
Schiedsrichter: Florian Exner (BW Beelen)
Zuschauer: 240.

Bildzeile: Tomislav Ivancic stand in der Schlussminute nach Flankenlauf von Robin Schultze in der Mitte komplett „blank“ vor TSV-Torhüter Marius Weeke und schaffte es, den Keeper anzuschießen.