Allgemein: Am Montagabend hat’s beim traditionellen Adventsfenster des Holzwickeder Sport Clubs was gegeben. Der Gabentisch war reichlich gefüllt. 140 Gäste begrüßte HSC-Präsident Karl-Friedrich Lösbrock im festlich geschmückten Ballhaus.
Die Organisatoren des Adventsfensters in der Emscherquellgemeinde, das Ehepaar Pfauter, konnten bei der insgesamt 24-tägigen Aktion mit Veranstaltungen im gesamten Gemeindegebiet die 1.000 Besucherin begrüßen. Es war die dreijährige Jette, die sich altersgemäß über ein Stofftier freuen durfte. Freuen dürfen sich auch die Empfänger des Erlöses der caritativen Veranstaltung. Den Gesamtbetrag, der noch endgültig addiert werden muss, dürfen sich der „rollende Mittagstisch der evangelischen Kirchengemeinde Holzwickede“ und der Verein der Freunde und Förderer der Holzwickeder Bibliothek (HoWiBib) freuen. Der Betrag wird in den kommenden Wochen vom Ehepaar Pfauter übergebenn.
Bildzeile: HSC-Vorsitzender Karl-Friedrich Lösbrock begrüßte rund 140 Gäste beim traditionellen HSC-Adventsfenster im Ballhaus.
Programm mit Gerd Kolbe, Doris Volke und dem Ehepaar Pfauter
Der HSC hatte ein pickepacke volles Programm erarbeitet. Eine Weihnachtsgeschichte von Doris Volke, witzige Geschichten und Anekdoten der Familie Pfauter und gemeinsam gesungene Weihnachtslieder führten zum Höhepunkt des Abends: der traditionellen Weihnachtsgeschichte von Gerd Kolbe. Die war dieses Mal sehr, sehr nachdenklich und handelte von krebskranken „Robin“ und dem überraschenden Besuch von BVB-Spieler Kevin Großkreutz sowie Ex-BVB-Pressesprecher Fritz Lünschermann in den Städtischen Kliniken Dortmund und einem Stadionbesuch als Herzenswunsch.
Mit freundlicher Genehmigung vom Autor Gerd Kolbe drucken wir die Geschichte am Ende dieses Artikels ab.
Das HSC-Adventsfenster und wahre Begebenheiten aus der Fester von Gerd Kolbe – das passt zusammen. Unvergesslich bleiben bisherigen HSC-Adventsfenster wie die Antikriegsgeschichte „Die Kraft des Fußballs am Heiligen Abend im Ersten Weltkrieg“, „Bernhard „Bert“ Trautmann und Rabi Altmann“, „Der Kampfhahn der Versöhnung von Benno Elkan“, „Das Spiel der UdSSR gegen Deutschland 1955 als Eisbrecher im Kalten Krieg“, „Das Spiel der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft auf Haiti als friedensstiftende Maßnahme“, „Schwarz-Gelbe Engel – das erste BVB-Benefizspiel in Neheim-Hüsten“, „Die blau-weißen Träume der BVB-Biene Emma“, „Kloppo“, „Blinde BVB-Fans bei einem Spiel, kommentiert von Armin Haufe“, „Sir Peter“, die „Verbeugung vor einem großen Humanisten – Hans Tilkowski“ und 2023 „„Die flotten Drei aus dem Stadthaus“.
Bildzeile: 140 Besucher empfing der HSC am Montagabend. Insgesamt gab es bei den 24 Tagen des Holzwickeder Adventsfenster rund 1.000 Besucher. Die dreijährige Jette (Bildmitte) wurde als 1.000. Gast mit einem Kuscheltier geehrt.
„Der Fußball kann so viel bewirken“
Auf drei Säulen fußen die Geschichten von Gerd Kolbe. Sie beruhen auf tatsächlichen, signifikanten Ereignissen aus der Welt des (Fußball-)Sports, werden wunderbar angereichert durch das schriftstellerische Geschick von Kolbe, transportieren die Weihnachtsbotschaft von Frieden, Versöhnung mit Hilfe des Sports und sprechen damit eine breite Öffentlichkeit an. „Wenn ich die Geschichten schreibe, schmunzele ich oft fröhlich in mich hinein. Der Fußball ist so faszinierend und kann so viel Positives bewirken“, sagt Gerd Kolbe.
Und hier die Weihnachtsgeschenke 2024 von Gerd Kolbe, „Kevin und Robin“:
„Unsere Geschichte beginnt an einem Mittwoch pünktlich um 10.00 Uhr. Bei Radio 91.2, Dortmunds Lokalsender, ist Redaktionskonferenz. Sie wird, wie zumeist, vom Chef höchstpersönlich geleitet und beginnt immer mit der obligatorischen Frage: „Nun, was ist los in unserer Stadt. Gibt`s was Neues?“ und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterbreiten in bunter Reihenfolge Neuigkeiten aus Dortmund, die für die tägliche Berichterstattung interessant sein könnten. News vom BVB sind dabei, kleine Indiskretionen aus dem Rathaus, Interessantes aus der Kulturszene und vieles mehr. Auch der Weihnachtsmarkt spielt eine Rolle, denn der 1. Advent ist nicht mehr fern.
Und dann meldet sich Babette, die pfiffige Reporterin, zu Wort: „Übrigens hat die städtische Kinderklinik einen neuen Chefarzt bekommen. Würde vorschlagen, ihn mal zu uns einzuladen und der Öffentlichkeit näher vorzustellen.“ Gesagt, getan.
Der „Neue“ sitzt schon an selbigem Nachmittag im Studio und erzählt lebhaft und anschaulich von seinem künftigen Job. Das Gespräch wird aufgezeichnet, denn man will den etwas umfangreicher geplanten Beitrag mit einigen Interviews mit erkrankten Kindern anreichern, um auf diesem Wege auch die Sorgen und Nöte der jungen Patientinnen und Patienten den Hörern zu vermitteln. Drei von ihnen haben sich bereit erklärt, mitzumachen. Also ist Babette mit ihrem Aufnahmegerät in die Kinderklinik gefahren und hat schon zwei Gespräche im Kasten.
Jetzt, zum Abschluss, sitzt sie gemeinsam mit dem Chefarzt dem 15-jährigen Robin in seinem Behandlungszimmer gegenüber. Der Klinikchef stellt Robin der Hörerschaft vor: „Wir sind jetzt in der Onkologie bei Robin. Er ist an Krebs erkrankt und leidet unter einem großen bösartigen Tumor, der sehr ungünstig hinter dem Brustbein liegt, aufgrund dessen er nicht operiert werden kann. Robin ist BVB-Fan, sehr tapfer und hofft, dass er durch Bestrahlungen und eine Chemo-Therapie vielleicht seinen Krebs besiegen kann. Aber er braucht Geduld und wird einiges erleiden müssen.“
Robin hat auf der Südtribüne seit fünf Jahren eine Dauerkarte
Dann nimmt Reporterin Babette das Wort und spricht direkt mit Robin: „So, so, du bist also BVB-Fan. Gehst Du denn auch gern ins Stadion?“ Robin antwortet: „Ja, ich bin bis zu meiner Erkrankung zu allen Heimspielen gegangen. Ich habe auf der Südtribüne seit fünf Jahren eine Dauerkarte, Block 13. Genau da, wo die wirklichen BVB-Fans stehen. Leider kann ich jetzt ja nicht mehr gehen. Aber es wäre schon mein größter Wunsch, mal wieder im Westfalenstadion zu sein und ein Spiel zu erleben.“ Kevin Großkreuz fährt gutgelaunt vom Nachmittags-Training des BVB in DO-Brackel in Richtung Heimat, also nach Dortmund-Kemminghausen. Das Training hat ihm sehr behagt, Jürgen Klopp und seine Co-Trainer gestalten es immer sehr abwechslungsreich. Viel Laufen, viel Kämpfen, lautet die Devise! Und genau das liegt dem wackeren Kevin, der schon als Kind auf der „Süd“ gestanden und den BVB wie kaum ein anderer ins Herz geschlossen hat. Deshalb ist er auch mit Leib und Seele Profi bei den Schwarz-Gelben geworden und hat mit ihnen tolle Erfolge feiern dürfen. Es ist so etwa 17.10 Uhr, als sein Handy klingelt. Aha, denkt Kevin, die Frau Mama. Was mag sie wohl auf ihrem Herzen haben? Kevin hat einen Earclip im Ohr, sodass er, ohne den Verkehr um sich herum zu gefährden, telefonieren kann. Er nimmt das Gespräch entgegen und lauscht seiner Mama: „Hallo Kevin, ich habe gerade auf 91.2 gehört, dass in der Onkologie der Kinderklinik ein Junge namens Robin liegt. Und dann erzählt sie ihm die traurige Geschichte von Robin und von dessen Wunsch, trotzdem wieder einmal ein Spiel des BVB, den er über alles liebt, zu erleben. Er liegt in der Kinderklinik, fünfte Etage, Zimmer 503. Vielleicht kannst Du ja was machen. Tschüss!“
Und eine gute halbe Stunde später fällt Robin vor Schreck, aber auch vor Freude, fast aus seinem Krankenbett, als sich die Tür zu seinem Zimmer öffnet und Kevin Großkreutz leibhaftig eintritt. Er ist nicht allein gekommen, sondern hat Fritz Lünschermann mitgebracht, den Teammanager und Mannschaftsbetreuer. Sie setzen sich zu ihm ans Bett und erzählen von ihren Erlebnissen mit dem BVB, von den großen Spielen der Vergangenheit und der aktuellen Situation.
Robin ist erst baff, dann begeistert. Und fragt Kevin Großkreuz mit roten Wangen und Ohren, wo er denn früher auf der Südtribüne gestanden hat, als er noch ein Jugendlicher wie Robin heute war und alle Spiele dort besuchte. Sie stellen fest, dass Robins Platz nicht weit von Kevins früherem entfernt ist.
Die Freude ist riesengroß. Die beiden Besucher bleiben etwa ein Stündchen bei dem kranken Jungen und BVB-Fan. Und kurz bevor sie gehen, überreichen sie Robin zwei Tribünenkarten für das Heimspiel der Borussen am 6. Dezember.
Und so kommt es, dass Robin am folgenden Nikolaustag gut eingepackt und mit einer Aufbauspritze in den Po gestärkt, gemeinsam mit seinem Herrn Papa das große Spiel sehen kann. Dieser Nikolaustag ist für Robin der schönste seines bisherigen Lebens, und besonders groß ist die Freude, als der BVB das Match auch noch gewinnt. Robin hat übrigens seine schwere Erkrankung gut überstanden. Die Geschwulst ist kontinuierlich zurückgegangen und letztendlich völlig verschwunden. An Kevin Großkreuz denkt er auch heute noch gern und dankbar zurück. Frohe Weihnachten!
Bildzeile: Gerd Kolbe (re.), Jahrgang 1945, war Leiter der städtischen Pressestelle und Sprecher der Stadt Dortmund. Von 1976 bis 1981 war er nebenamtlich Pressesprecher des Ballspielvereins Borussia 09 Dortmund. Über viele Jahre hat Kolbe privat ein umfangreiches BVB-Archiv aufgebaut. Beim HSC-Adventsfenster am Montag, 23. Dezember, trug er traditionell eine selbst verfasste Weihnachtsgeschichte vor – dieses Mal „Kevin und Robin“.