
Fußball, Westfalenliga 2: SV Sodingen – Holzwickeder SC (Sonntag, 4. Mai, 15.30 Uhr, Rasenplatz, Dr. Jovanovic-Glück-Auf-Stadion, Hannes-Adamik-Straße 1 in Herne). Promi(s), „Ruhri“-Schwärmerei, Lost Places und Maloche: Wer das alles liebt, der kommt am Sonntag im tiefen Herne auf seine Kosten. Der SV Sodingen, tief behaftet mit einer Bergarbeitervergangenheit in den 50er Jahren Top-Club der Oberliga West, aktuell aber als Westfalenliga-Schlusslicht ganz weit „unter Tage“, empfängt den Fünften, den Holzwickeder SC.
Das Stadion symbolisiert auch die Historie: Oben das schmucke Vereinsheim, unten zum Teil die verwilderten ganz alten Tribünenbänke mit Lost-Place-Charakter und der Rasenplatz ein nicht ganz idealer Untergrund, der alle kurzbehosten Akteure zur Maloche und nicht zum Feinspielen bittet. Genau das erwartet den HSC am Sonntag um 15.30 Uhr im Dr. Jovanovic Glück-Auf-Stadion. Es ist also angerichtet für einen Spieltag mit Endspielcharakter für den SV Sodingen und einem Willenstest für den HSC.
Philipp Gödde gesperrt – Felix Hacker wieder im Training
Den muss der HSC allerdings personell geschwächt überstehen. Keeper Felix Hacker ist in dieser Woche nach seinem Meniskus-Anriss wieder ins Training, ein Einsatz aber käme zu früh. Ersetzt wird er erneut durch Orlando Stockhecke. Philipp Gödde kassierte beim 4 : 0 gegen Obersprockhövel die fünfte gelbe Karte und ist damit gesperrt. Dennoch gibt es aber keinen Grund zum Pessimismus. In bisher sieben Duellen gab es aus Sicht des HSC vier Siege, ein Remis und zwei Niederlagen bei 19 : 7 Toren. Das Hinspiel am 20. Oktober 2024 im Montanhydraulik-Stadion endete durch Treffer von Maurice Modrzik, Kerem Keskin und Tom Wonneberger klar mit 3:0.
HSC mag das Stadion und das hucklige Geläuf
Auch das Geläuf in Sodingen liegt Holzwickede offenbar: 2024 gab es einen 4 : 1- und 2023 sogar einen 6:0-Triumpf. 2020 trennte man sich 1:1. Das Duell des 16. Sodingen (17 Punkte, 23:54 Tore) gegen den Fünften, HSC (44 Punkte, 57:29) hat also vom Papier her einen klaren Favoriten. Der Vorletzte, Hohenlimburg, der Drittletzte, Lüner SV und der Viertletzte, der DSC Wanne-Eickel, können also zurecht auf Schützenhilfe im harten Abstiegskampf hoffen.
Keine Aufstiegs-Relegationsrunde für die Zweiten der Westfalenligen – aber HSC will Charakter zeigen
Doch es gibt Aspekte, die Einfluss haben könnten. Der wichtigste Punkt dabei ist, dass es keine Relegationsrunde für die Tabellenzweiten der Westfalenliga 1 und 2 geben wird. Der Grund: Der Platz wird durch die Eingruppierung der Reserve der DSC Arminia Bielefeld belegt werden. HSC-.Chefcoach Kurtulus Öztürk aber beruhigt: „Wir wollen dennoch jedes Spiel gewinnen und schauen, wo wir dann am Ende stehen.“
Ex-Bundesliga-Top-Torjäger Christian Schreier an der Linie
Punkt zwei ist der große Trainername des SVS. Der kann sich nun wirklich mit der auch gewiss nicht schlechten Vita von „Kutte“ Öztürk messen. Christian Schreier steht an der Linie für die Sodinger. In 331 Bundesligaspielen hatte er Leverkusen, Bochum und Düsseldorf 106 Tore erziel. 1988 wurde er mit Leverkusen UEFA-Pokalsieger und mit Deutschland im selben Jahr Olympia Dritter. Schreier hatte unter der Saison Michael Wurst (heute Obersprockhövel und weiter Stadionsprecher des VfL Bochum) abgelöst, wird aber nur bis zum Saisonschluss bleiben. Als Nachfolger gibt es einen „alten Bekannten“: Christian Knappmann, Ex-Coach von Westfalia Herne, wird übernehmen – egal ob einen Westfalen- oder (wahrscheinlicher) einen Landesligisten.
Und dann wäre noch das letzte Ergebnis des SV Sodingen. Trotz zweimaligen Rückstands holte man ein beachtliches 3:3 auswärts im Derby bei der SpVgg Horsthausen, immerhin dem Tabellenzweiten. Der SVS schaffte das Kunststück, dabei sogar zweimal einen zwei Tore-Rückstand aufzuholen (0:2 und 1:3). Das war schon eine Ansage an die Liga und an den HSC, dass man sich beim SVS noch lange nicht aufgegeben hat.
„Regel-Papst“ leitet die Begegnung
„Die Schiedsrichter-Kollegen und Verbands-Verantwortliche nennen mich Regel-Papst“, hatte der Unparteiische der Begegnung, Stefan Schönfelder, vor einiger Zeit in einem Interview mal gesagt. Am 28. August 1998 bekam der Betriebselektroniker seine erste Schiedsrichterlizenz. Seitdem sorgt er dafür, dass der Betrieb auf dem Platz läuft. „Ich war kein übermäßig guter Fußballer“, sagt Schönfelder. Torwart war er früher. Bei seinem Heimatverein Teuto Riesenbeck in der Dritten und Vierten. Für den Club pfeift er noch immer.
Bildzeile: Philipp Gödde (li.) ist aufgrund seiner fünften gelben Karte im Match beim SV Sodingen gesperrt.
