HSC/HSV: DFB-Pokalteilnahme gegen Werder Bremen jährt sich zum 45. Mal – Halbfinale im Wesfalenpokal komplett




Fußball: Rund 109.000 Euro für die erste Runde, 418.494 für Runde zwei und 836.988 für Runde drei: Das sind die Summen, die es in diesem Jahr allein an TV-Geldern bis zum Viertelfinale für die Teilnahme am DFB-Pokal gibt und gab. Summen, von denen Amateurvereine nur träumen können. Denn eine Voraussetzung wäre die Teilnahme an der Hauptrunde des DFB-Pokals. Das gelang vor exakt 45 Jahren dem heutigen Holzwickeder Sport Club, damals der Spielvereinigung Holzwickede.

Exakt am 5. August 1978 gab es jenes Match, von dem heute viele heimische Fußballfreunde träumen würden – und der Traum doch zumeist in den ersten Runden auf Kreis- oder Verbandsebene aufgrund von „Schaffen wir eh nicht durch alle Runden“, „Sommerzeit, keiner da“ oder „Wir haben andere Prioritäten“ schon oft viel zu früh endet. Spätestens im Westfalenpokal ist dann ohnehin Schluss – wenn es oft unter der Woche gegen einen Kontrahenten geht, der „etwas weiter von der heimischen Milchkanne“ entfernt ist.

Was dann bleibt, ist der Blick auf „die Anderen“. 1978 gingen alle Blicke auf die damalige Spielvereinigung Holzwickede (HSV). 1976 wurde das Team Deutscher Amateurmeister – und dann qualifizierte man sich für die erste Hauptrunde. Das Problem damals: Der Amateurverein hatte nicht automatisch Heimrecht, sondern nur Erstgezogene. Und so fiel das Los auf den Bundesligisten SV Werder Bremen – aber leider nicht im heimischen Emscherstadion Holzwickede, sondern auswärts im Weserstadion.

Anreise mit dem Omnibus am Spieltag und Mittagessen unterwegs

„Ein Bus musste organisiert werden, dann auch noch ein Mittagessen auf der Fahrt nach Bremen“, erinnert sich Heinz Hemmerich, bereits damals vor 45 Jahren der „gute Geist“ und journalistischer Begleiter des HSV. Dass heutzutage Gastteams erst am Spieltag, wie der HSV 1978, anreisten, ist heute nahezu unmöglich. In der Regel kommt man per Bus und/oder Flieger einen Tag zuvor an. Dafür aber fehlten den Holzwickedern damals (wie heute) komplett die Mittel, so dass man sich an jenem 5. August 1978 am frühen Morgen in der Gemeindemitte traf. Zur „Belohnung“ gab es dann vor exakt 5.878 Zuschauern eine „Packung“.  5 : 0 hieß es am Ende für Werder Bremen.

Spielvereinigung Holzwickede hielt 0:0 bis zur 45. Minute – dann war Per Roentved zur Stelle

Der HSV hielt anfangs sehr gut mit. Bis zur 45. Minute stand es im Weserstadion 0 : 0 – erst dann erzielte Per Roentved die 1 : 0 Führung für Bremen – ein „Dosenöffner“ in diesem Spiel. Die weiteren Treffer für Werder Bremen erzielten Klaus Wunder mit einem Dreierpack (61., 88., 89.) und Jürgen Röber (68.). Im Tir bei Werder stand übrigens die Torwart-Legende nicht nur in Bremen, Dieter Burdenski.

Trainer Hermann Erlhoff bot namhaften Kader auf

Schauen wir auf die Aufstellung des HSV. Trainer Hermann Erlhoff bot unter anderem im Kader Helmut Scholz im Tor, Reinhard Backs, Klaus Lorenz, Hansi Woköck, Heinz Wulf, Christoph Orzol, Peter Kottusch, Georg Schymetzek, Hans-Jürgen Kurrat, Gerd Kuhlhüser, Ralf Dreier und Herbert Bell auf. Was ein bisschen schade ist: In den Archiven des DFB, die online zugänglich sind, sind viele Spieler nicht aufgeführt oder komplett orthographisch falsch geschrieben. Sollte daher jemand hier nicht aufgeführt sein, ist das der Grund.

Doch auch die Bremer konnten sich nicht lange freuen: Sie scheiterten in der nächsten Runde, erneut zuhause, gegen Eintracht Frankfurt mit 2 : 3. Sieger in der Saison 78/78 wurde übrigens der heutige Zweitligist Fortuna Düsseldorf.

2023 sind nun noch vier Teams im Kampf um die DFB-Fleischtöpfe dabei – darunter HSC-Besieger FC Gütersloh

In diesem Jahr haben sich nun folgende vier Teams für das Halbfinale qualifiziert: der Westfalenligist Delbrück (Staffel 1), die SpVgg Erkenschwick (Westfalenliga 1), der Oberligist ASC Aplerbeck 09 (Oberliga) und der FC Gütersloh (Oberliga). Der FCG hatte in der ersten Runde beim Holzwickeder Sport Club mit 2 : 1 gewonnen.

SpVgg Erkenschwick im Halbfinale durch spannendes 3:2 gegen Erlinghausen

Als letztes dieser Teams qualifizierte sich am Mittwochabend die SpVgg Erkenschwick durch ein 3 : 2 vor 600 Zuschauern im Diemelstadion Marsberg gegen RW Erlinghausen für die Vorschlussrunde. Erleichtert wurde der „Schwicker-Sieg“ durch zwei Platzverweise gegen den Landesliga-Zweiten Erlinghausen.

Halbfinalspiele zwischen dem 4. und 21. April – Finale am 3. Juni in Rhynern

Zwischen dem 4. und 21. April kommt es nun zu den Spielen ASC 09 Aplerbeck – FC Gütersloh und Delbrück gegen Erkenschwick. Das Finale wird am 3. Juni in Hamm-Rhynern ausgetragen. Nur der Sieger qualifiziert sich für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal. Dennoch: So leicht wie in diesem Jahr hatten es unterklassige Teams in den letzten Jahren nicht.

Auch Preußen Münster hat Ticket für 1. DFB-Pokal-Hauptrunde so gut wie sicher

Bereits so gut wie qualifiziert aus dem FLVW-Bereich ist übrigens Preußen Münster. Der souveräne Spitzenreiter in der Regionalliga und mit einem Bein so gut wie in der Dritten Liga wäre der beste westfälische Regionalligist – und auch da locken tolle Gegner und hohe, dringend benötigte Einnahmen in der ersten Runde.

Bildzeile: Am 11. Juni 2006 organisierte die damalige Spielvereinigung Holzwickede einen vielbesuchten „WM-Tag“ anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft. In diesem Rahmen gab es auch ein Freundschaftsspiel zwischen der HSV-Traditionsmannschaft (unser Foto) und Borussia Dortmund. Viele Spieler der Traditionsmannschaft wurden 1976 Deutscher Amateurmeister und spielten auch 1978 in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals am 5. August 1978 bei Werder Bremen.