Ausgleich per Elfer in der 5. Minute der Nachspielzeit gegen Team auf „Deluxe Level“: HSC holt wichtigen Punkt




Fußball, Westfalenliga 2: Yunus Emre Gençlik Hassel – Holzwickeder SC 2:2 (2:0). Wehe denen, die zu spät kamen oder zu früh gingen. Die Geschichten des Spiels zwischen YEG Hassel und dem HSC spielten sich gleich zu Beginn der ersten Halbzeit, zu Beginn der zweiten und am Ende ab. Doch auch dazwischen gab es viele sehenswerte Szenen – und besonders in der ersten Hälfte ein Gelsenkirchener Team, das (allerdings nur) 45 Minuten zeigte, über welch ungeheures spielerisches und technisches Potential es verfügt.

HSC in Halbzeit eins zumindest im Kopf noch nicht „Am Lüttinghof“ angekommen

Ob die HSC-Kicker die Ausfahrt von der A52 in Hassel verpasst oder sich beim fünfminütigen Gang von der Umkleide quer durch den Sportpark „Lüttinghof“ zum Naturrasenplatz verlaufen hatten – auf dem Platz kamen sie irgendwie nicht an. Ganz anders der Sportkamerad Cihan Yildiz, der sofort hellwach war. Gerade mal zwei Zeigerumdrehungen. In der zweiten Minute zog er weitgehend unbedrängt einfach mal ab – und das Leder zappelte im Netz. Vorbei war die Bilanz von Ersatzkeeper Leon Chrobok, der 182 Minuten ohne Gegentor gewesen war. Und Yildiz fand Gefallen am Spielchen. Damjan Ilic verursachte komplett unnötig einen Freistoß aus gut 18 Metern und zentraler Position. Cihan Yildiz zirkelte das Leder von seiner Seite aus links ins Eck – 2:0, dachten alle. Doch das Leder war noch nicht freigegeben. Also das Ganze noch mal. Viele andere Teams hätten ihre Stellung und Mauer mal überdacht – aber der HSC war ja bekanntermaßen noch gar nicht da. Yildiz entschied sich in der Wiederholung dann für die rechte Ecke – und dieses Mal galt’s. 2:0, 6. Minute – es drohte ein ganz unangenehmer Nachmittag für die Holzwickeder Gäste zu werden. Leon Chrobok rettete mit toller Parade nach Schuss von Tarik Baydemir (29.). Salih Arabaci zielte drüber (37.). Und der HSC: „Ihr müsste sie viel mehr stressen und mehr gegen den Ball arbeiten“, kam es ermunternd von der HSC-Bank. Chancen für den HSC in Hälfte eins: Fehlanzeige.

Nebenan flogen die Darts – und in der Kabine die Worte des HSC-Trainerteams

Fünf Minuten Gang entlang von Fans und dann allein zurück in die Kabine – auch da gibt es angenehmere Wege für Fußballer. Und da klingelte es den „Blauen“ aus Holzwickede dann in den Ohren. Direkt neben der Kabine fand an jenem Nachmittag das Viertliga-Dartspiel des DSC Hassel gegen die „Bull Buster“ Herten statt – und genauso scharf, präzise und mitten ins Ziel wie die Dartwürfe fiel die Halbzeitansprache des HSC-Trainer-Trios Benjamin Hartlieb, Damian Grauer und Hamza El Hamdi aus.

Rote Karte gegen Hassel als Dosenöffner

Plötzlich stand ein ganz anderer HSC auf dem Platz. Gleich in der 46. Minute schnappte sich Serhat Uzun das Leder und konnte erst Zentimeter vor der Strafraumgrenze unsanft durch Mert Kilic gestoppt werden. Für Kilic war das Spiel mit „Rot“ beendet. Der Freistoß von Andreas Spais wurde allerdings Beute von Hassels gutem Torhüter Pascal Schulz-Knop. Es wurde ein ganz anderes Spiel. Hassel verlegte sich aufs Kontern durch die beiden ganz starken und schnellen Raygivano de Vante Jurmylio Dompig und Tarik Baydemir. Nach einem dieser schnellen Vorstöße war es Salih Arabaci, der in der 49. Minute an Chrobok scheiterte. Er sollte die letzte wirklich nennenswerte Offensivaktion der Hasseler bleiben.

HSC setzte auf komplette Offensive und riskierte alles

Muhammed Doganalp Cakir zielte Zentimeter vorbei (58.) – wie auch Andreas Spais in der 62. Minute. Ein Schuss des eingewechselten Dondre Robinson wurde in letzter Sekunde abgeblockt (74.). Die HSC-Bank zog alle Offensiv-Asse: Neben Robinson kamen die Offensiven Tim Kortenbusch und Joao Macedo ins Spiel. Damjan Ilic und Philipp Gödde waren mit ihren Gardemaßen bei allen Standards vorne zu finden. Und so war es dann auch einer der „Langen“, die den Anschluss schafften: Damjan Ilic erzielte mit dem Kopf nach Freistoß das 1:  (79.). Angriff auf Angriff rollte auf das Tor von YEG Hassel – aber mit Glück, Können und auch ein wenig Zeitspiel verhinderten die Gelsenkirchener erst mal das  Schlimmste.

Bildzeile: Nerven wie Drahtseile: Pjer Radojcic legte sich in der fünften Minute der Nachspielzeit das Leder zum Strafstoß zurecht. Ganz souverän netzte er zum 2:2 ein – danach wurde das Siel sofort abgepfiffen.

Pjer Radojcic mit Nerven wie Drahtseile

Doch das Match sollte noch sein ganz spezielles Finale bekommen. Es war die fünfte Minute der Nachspielzeit, die wirklich allerletzte Chance mit dem letzten Angriff für den HSC. Dondre Robinson dringt in den Strafraum ein – und Semih Esen holt ihn von den Beinen. Schiedsrichter Selim Erk von Arminia Holsterhausen zeigt ohne zu zögern auf den Punkt. Und das Leder schnappt sich dann Pjer Radojcic, der aus einer langen Verletzungspause kam und in der 57. Minute für Eduardo Hiller ins Spiel gekommen war. Trocken und humorlos verwandelt er ganz nervenstark. Und dann war auch sofort Schluss. Es war eine tolle Pointe eines sehenswerten Spiels.

Trainerstimme
Benjamin Hartlieb (HSC): Die erste Halbzeit war von meinem Team völlig indiskutabel. Keine Aggressivität, kein Wille, keine Kampfkraft. Die Mannschaft trat nicht als Kollektiv auf. Zudem zeigte sich das, was ich im Vorfeld gesagt hatte: YEG Hassel ist ein Team auf „Deluxe Level“. Da sind viele erfahrene, begabte und ganz starke Spieler auf dem Platz. In der Pause sind dann klare Worte gefallen. Dann zeigte meine Mannschaft ihr wahres Gesicht. Das zeichnet das Team und Spieler übrigens auch aus. Sie hören zu. Sie sind selbstkritisch. Sie wissen, wenn und wann sie Fehler gemacht haben oder etwas nicht gut gelaufen ist. So konnten wir am Ende einen ganz, ganz wichtigen Punkt mitnehmen.

HSC: Leon Chrobok, Moritz Müller, Andreas Spais (72. Dondre Julijah Robinson), Philipp Gödde, Miuhammed Doganalp Cakir (79. Tim Kortenbusch), Eduardo Hiller (57. Pjer Radojcic), Serhat Uzun, Dean Müsse, Damjan Ilic, Maximilian Schettke (74. Kianosh Amiri), Connor McLeod (68. Joao Filipe da Silva Macedo).
Tore: 1:0 Yildiz (2.), 2:0 Yildiz (7.), 2:1 Ilic (79.), 2:2 Radojcic (FE, 90.+5).
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Mert Kilic (46., Notbremse).
Schiedsrichter: Selim Erk (Arminia Holsterhausen)
Zuschauer: 80.

Bildzeile: Dondre Robinson wird hier in letzter Sekunde abgeblockt.