ASV verpasst Sensation gegen Spitzenreiter Füchse Berlin nur knapp




Handball: Die bisher größte Sensation der laufenden Saison war am Sonntagnachmittag in der WESTPRESS arena zum Greifen nah. Nach 60 Minuten grandiosem Handball setzte sich Spitzenreiter Füchse Berlin beim Aufsteiger und Schlusslicht ASV Hamm-Westfalen mit 32:29 (17:16) durch, der dem haushohen Favoriten „alles abverlangt“ hat, wie Füchse-Trainer Jaron Siewert danach befand.

Zunächst einmal übergab ASV-Geschäftsführer Thomas Lammers den drei dänischen Weltmeistern in den Reihen der Berliner, Mathias Gidsel, Jacob Holm und Hans Lindberg, unter lauten Applaus ein kleines Präsent. Danach war es mit Gastgeschenken für die Berliner in Hamm allerdings vorbei. Noch einmal wurde es ruhig in der Arena, als die Zuschauer gemeinsam der Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien gedachten. Zum letzten Mal an diesem Abend: Danach sollte sich ein extrem stimmungsvoller Abend entwickeln, zu dem der ASV die Zutaten gab.

Denn von Beginn hielten die Westfalen in der ausverkauften Arena erfolgreich dagegen. Zwar erzielte Fabian Wiede begünstigt durch eine Überzahl in der zehnten Minute die 8:4-Führung für Berlin, der ASV hatte sich bis dahin aber auch etliche weitere Tormöglichkeiten erspielt und sollte diese in der Folge besser nutzen. Der eingewechselte Vladimir Bozic vernagelte das Tor der Gastgeber regelrecht, beim 9:11 durch Jan von Boenigk hatte Siewert genug und bat zur Auszeit.

Westfalen bleiben unbequem

Doch die Westfalen blieben unbequem und nutzten weiter mutig ihre Chancen. Verdienter Lohn war der 13:13-Ausgleich durch Björn Zintel in der 23. Minute. Drei Minuten später bescherte dann Mittelmann Yonathan Dayan, der mit dem Posistionskollegen Zintel zeitgleich zum Einsatz kam, dem Außenseiter die erste Führung. In der WESTPRS arena saß schon vor diesem 15:14 längst niemand mehr. Nils Lichtlein glich zwar aus, die Tore fielen nun aber nicht mehr so schnell für die Füchse, wie noch in der Anfangsphase.

Dann riss es die Fans erneut von den Sitzen – allerdings war es kein Tor, sondern eine Rote Karte gegen Benjamin Meschke, die für viel Unmut sorgte. Dass Routinier Lindeberg den gefoulten Holm niederdrückte, damit dieser nicht aufstand, während die Unparteiischen berieten, trug nicht gerade zur Besänftigung der aufgebrachten Fans bei. Berlin nutzte die erneute Überzahl im zwar engagiert, aber nicht unfair geführten Spiel, um auf 17:15 vorzulegen.

Björn Zintel wehrt mit dem Gesicht ab

Aber die Hausherren blieben konzentriert. Der abwehrstarke Stefan Bauer verkürzte noch in der ersten Halbzeit, Dayan glich zu Beginn der zweiten Halbzeit aus. Kurz vor dem Pausenpfiff hatte sich Zintel in einen Torwurf geworfen und diesen mit dem Gesicht abgewehrt – sinnbildlich für den Einsatzwillen des gesamten Teams an diesem Nachmittag.

Bis zur 43. Minute lieferte sich die Teams nun einen offenen Schlagabtausch, in dem sich keines absetzte. Nach dem 23:23 durch von Boenigk (43.) gelangen dem Tabellenführer aber fünf Tore in Folge. Die Partie schien in der 51. Minute beim 24:29 aus Sicht des Aufsteiger gelaufen. Doch die Westfalen, die von den begeisterten Fans weiter angetrieben worden, gaben sich nicht geschlagen. Der Kräfteverschleiss war den Spielern von ASV-Trainer Michael Lerscht, dem neben Jan Pretzewofsky kurzfristig auch Markus Fuchs wegen einer Verletzung aus dem Freitagsspiel bei der Reserve fehlte, aber zunehmen anzumerken. So verteidigte der Gastgeber herausragend, erorberte sich beim Stand von 27:30 dreimal in Folge den Ball, nutzte aber keinen der drei Angriffe zum Torerfolg.

Dank an die Tribüne

Unter dem Strich durfte Michael Lerscht von allen Seiten für seine Mannschaft viele Glückwünsche entgegen, trotz der Niederlage. „Da tut das Sportlerherz natürlich schon etwas weh. Vor allem, wenn man sieht, dass heute sogar etwas möglich gewesen wäre“, befand der ASV-Coach nach der Partie. „Aber unter dem Strich muss man den Jungs einfach nur gratulieren zu dieser Leistung. Aber das war heute ein geiles Spiel vom ganzen ASV Hamm-Westfalen. Was da heute von der Tribüne kam, war überragend. Dafür können wir uns nur bedanken.“

Am Samstag geht es weiter für den ASV, dann steht das Auswärtsspiel beim Tabellenzweiten THW Kiel an.

ASV Hamm-Westfalen – Füchse Berlin 29:32 (16:17)

ASV: Hertlein, Bozic – Huesmann (3, 0/1 7m), Fuchs, Patrail (1), Schulze, Zintel (5), Bornemann, Orlowski, Meschke (Rote Karte 37.), Dayan (4), Savvas (1), von Boenigk (7), Wieling (5, 1/1), Bauer (3).
Füchse: Kireev, Milosavljev – Wiede (1), Darj, Holm (4), Lichtlein (1), Lindberg (5, 1/1 7m), Gidsel (4), Freihöfer (2). Ende, Kopljar (1), Overby, Vujovic, Marsenic (8), Drux (6)
Zeitstrafen: ASV 14 min, Füchse 6 min
Schiedsrichter: Frederic Linker und Sascha Schmidt
Zuschauer: 2.650 (ausverkauft).

Bildzeile: Der abwehrstarke Stefan Bauer war dreifacher ASV-Torschütze gegen Spitzenreiter Berlin / Foto ASV.