
Fußball, 2. Relegationsspiel um den Bezirksliga-Aufstieg: Eintracht Erle – RW Unna 2:1 n.V. (1:0, 2:0). Rein formal geht es in die zweite Verlängerung im Aufstiegsspiel zwischen Eintracht Erle und RW Unna. Der junge Schiri Ole Richter (Datteln) brach in der 118. Minute das entscheidende Match vor 1.119 Zuschauern beim Stande von 2:1 für die Gelsenkirchener vorzeitig ab.
Was war passiert? Der in der 46. Minute für Christoph Gnatowski ins Spiel gekommene Mansour Yousofi hatte in der 117. Minute kurz vor dem Elfmeterschießen das 1:2 aus Sicht der Unnaer erzielt. Der „Lucky Punch“ ließ bei einem Offiziellen der Gastgeber aus Erle alle Sicherungen durchbrennen. Kameras und Video auf dem Spielfeld hin und her – das interessierte ihn herzlich wenig. Er baute sich bedrohlich vor dem Unparteiischen auf, sah „Rot“ – und schlug Ole Richter den Karton aus der Hand. Der Dattelner Referee hatte gar keine andere Chance, als das Spiel vorzeitig zu beenden – und damit Rot Weiß zum Aufsteiger zu machen. Rein formal wird das Sportgericht entscheiden müssen – aber angesichts der Bilder steht die Entscheidung vorzeitig fest und wurde auch von anderen Erlern Offiziellen bereits bestätigt und anerkannt.
Bildzeile: Ein ganz starker Moment nach dem Abpfiff: Ein Offizieller von Eintracht Erle entschuldigt sich für das Verhalten eines der Erler Offiziellen und gratuliert Unna zum Sieg und Bezirksliga-Aufstieg.
Drei Rote Karten gegen Erle
Es war übrigens die dritte Rote Karte in einem Spiel, das spielerisch viel vermissen ließ – hüben wie drüben. Erst gab es „Rot“ für die Bank der Erler – aufgrund der Platzsituation mit Bande nur eine geringe Zentimeter-Strafe. In der 60. Minute durfte Erles Josef Panuponk Kartschell nach einem Foul vorzeitig duschen gehen. Und dann eben die 118. Minute mit dem Platzerweis gegen eine Erler Offiziellen. Aber aus Sicht eines neutralen Zuschauers gesehen: Es war keineswegs ein überhartes Spiel mit super-hohen Emotionen. Eher das Gegenteil. Aber die drei Platzverweise gingen in Ordnung – eben typische Aussetzer.
Das Spiel selber – kein Fußball-Leckerbissen
RW Unna kam schlecht ins Spiel – oder besser ausgedrückt erst mal gar nicht. Robin Czaja visierte irgendetwas zwischen neben und über dem Tor an (6.) und ein Schuss von Kennet Suckert wurde nach einem Konter abgeblockt – das war es aus Sicht der Rot-Weißen. Erle riss nun auch keine Bäume aus – hatte aber die „eine Szene“. Nach einem Freistoß sauste Unnars Keeper Jan Jasper Emmerich am Ball vorbei. Da brauchte es dann drei Schüsse, einen gegen den Innenpfosten, bis der spätere Rotsünder Josef Panuponk Kartschell einnetzte (31.). Es wurde eng für Unna, denn nur ein Törchen fehlte bis zur Verlängerung.
RW Unna ließ in Hälfte zwei erst mal wenig anbrennen und war nach „Rot“ klar auf Siegerstraße – doch dann kam der Nackenschlag
In der zweiten Hälfte war Erle sichtlich bemüht, mehr zu tun und das eine zur Verlängerung fehlende Tor aufzuholen. Doch ausgerechnet der eigene Mann Josef Panuponk Kartschell hatte etwas dagegen. Ein komplett unnötiges Foul in Höhe der Mittellinie „belohnte“ Schiri Ole Richter mit glatt „Rot“ – zurecht, denn der Einsatz war schon zu heftig. Was folgte, war ein RWU, das sich zurückzog und nur noch auf gelegentliche (aber immer verpuffende) Konter setzte und eine Eintracht aus Erle, die trotz Unterzahl drängte, aber nicht so richtig gefährlich wirkte. Die Minuten rannen dahin. Und es kam, was kommen musste, besonders angesichts des Last-Minute-Traumas gegen Wiescherhofen: Tugrul Aydin netzte in der vorletzten Minute zum 2:0 ein. Verlängerung!
Bildzeile: Nach dem Schlusspfiff gab es kein Halten mehr bei den Rot-Weißen – Aufstieg!
Nach sechs Jahren ist RWU wieder Bezirksligist!
Und da kamen dann die heftigen Szenen um Ende des Spiels, dem 2:1-Anschluss durch Mansour Yousofi und der Spielabbruch – doch am Ende gab es nur Jubel bei RW Unna. Zuletzt war man 2019 in der Bezirksliga – sechs Jahre musste das Team um den Vorsitzenden Fußball, Tim Richter, auf den Aufstieg warten. Erle übrigens war zuletzt 1982 in der Bezirksliga – und muss sich nun wieder im Aufstiegsrennen hinten anstellen.
Die Feier-Nacht – und ab nach Mallorca
Groß war die Unterstützung aus Unna. Mit zwei Bussen war man nach Gelsenkirchen gereist. Die Anfeuerung war prächtig. Nach dem Abpfiff dauert es noch eine lange Zeit, bis die beiden TRD-Busse wieder gen Heimat rollen konnten. Dort ging es für viele nach Holzwickede ins „Fässchen“. Und dann geht es in der neuen Woche direkt zum verdienten „Malle-Urlaub“ für eine Woche. Das Team hat es sich verdient. Und es wird ein zweites Mal gefeiert werden können: Denn über den Ausgang des Sportgerichtsverfahrens über den Abbruch gibt es keine zwei Meinungen – es wird einen Aufstieg „am grünen Tisch“ geben.
Bildzeile: Marc Schmitt und Tim Richter bei der Jubelfeier.
Stimmen
Marc Schmitt (Cheftrainer RW Unna): Wir hätten es schon im Hinspiel klar machen können, ja müssen. Wir sind nicht gut in das Spiel in Erle gekommen. Es war ein echtes Nervenspiel. Was ich aber klar aus Sicht eines Fußballers sagen muss: Ein Meister einer Klasse, der sogar ungeschlagen geblieben ist, muss einfach direkt aufsteigen und nicht so eine sch… Relegation spielen müssen. Am Ende ist es nur noch Glück und Erleichterung pur. Wir haben es mehr als verdient.
Tim Richter (Abteilungsleiter Fußball von RW Unna): Auf diesen Moment haben ich und alle im Team lange hingearbeitet. Wir liefen alle am Ende auf der letzten Rille. Am Ende haben wir uns belohnt.
Erle: Daniel Spielhoff, Chris-Nico Lantermann, Christopher Rausch (78. Nicolas Ziebarth), Tugrul Aydin, Patrick Platzek, Mateusz Ciuberek, Samuel Gehrmann, Matthias Büch, Eilsei Becali Baicu (72. Lukas Miersch), Josef Panuponk Kartschell, Jerome Schmidt.
Unna: Jan Jasper Emmerich, Dominik Neugebauer, Jonas Appelhoff, Jesper Böhne (74, Pascal Konietzy), Tim Buschhaus, Kennet Suckert, Phil Hoffmann, Kennet Suckert (66. Niklas Sickmann), Florian Kloß, Mehmet Ali Dikmen, Robin Czaja (78. Flemming Eismann), Christoph Gnatowski (46. Mansour Yousofi).
Tore: 1:0 Kartschell (31.), 2:0 Aydin (89.), 2:1 Yousofi (117.).
Schiedsrichter: Ole Richter (Datteln).
Zuschauer: 1.119.
Besondere Vorkommnisse: „Rot“ für Josef Panuponk Kartschell, Erle (60.), 2 x Rot gegen die Bank von Erle, Spielabbruch in der 118. Minute (Bedrohung des Schiris durch Offiziellen von Erle)
Bildzeile: Wo ist der Ball? Diese Antwort können der Unnaer Christopher Gnatowski (vorne) und sein Erler Gegenspieler hier (noch) nicht geben.
