Behindertensport: Es regnete in Strömen, doch Rennrollstuhlfahrer Denis Schmitz zog seine Bahnen auf der Tartanbahn im Unnaer Herderstadion. Training für die am 7. November in Dubai beginnende Weltmeisterschaft. Zweifellos der sportliche Höhepunkt in diesem Jahr für den 27jährigen Behindertensportler vom Reha-Gesundheits-Sport Bönen. Lange war sein Start in Dubai ungewiss, denn die geforderte WM-Norm von 19,14 Sekunden über die 100 Meter seiner Schadensklasse T33 war ihm in mehreren Anläufen nicht gelungen. 19,44 Sekunden hatte er vorzuweisen, ein Jahr auf die WM hingearbeitet. Denis wartete, hoffte – und dann kam der erlösende Anruf von Deutschen Behinderten Sport-Verband.
Bild: Denis Schmitz beim Training im Unnaer Herderstadion. Zuversichtlich stellt er sich auf die “Eins”, wo er auch in Dubai bei der WM stehen möchte.
“Ich kann mich noch genau daran erinnern”, erzählte er im Gespräch mit SKU. “Ich war mit meiner Mutter einkaufen. Da ging das Handy und ich erhielt die Einladung zur WM. Ich habe danach im Auto alles zusammengeschrieben”, ließ er dann seinen Gefühlen mit der Mutter freien Lauf. ” Riesenfreude bei ihm und seiner Familie in Unna-Lünern. Zusätzliche Motivation. Die Trainingsumfänge wurden gesteigert und ein neuer Rennrollstuhl erworben. “Der alte aus dem Jahr 2015 hatte seine Dienste getan, war durch”, erklärte dazu Vater Rüdiger Schmitz, zugleich auch sein Trainer. Rund 7.00 Euro kostete das Prachtstück, das die Zuversicht des WM-Teilnehmers gesteigert hat. Die Vorteile des neuen “Rennrollis”: Der Einstieg ist leichter, der Start besser, er hält genauer die Spur, hat kleinere Greifräder für die Beschleunigung und Denis meint, dass man damit auch schneller ist. “Ein Platz auf dem Treppchen ist mein Ziel”, versprüht er Zuversicht, wenngleich sein Vater Rüdiger mit Platz vier rechnet. Er schaut dabei auf die aktuelle Weltrangliste, vergleicht und zeigt auf, dass Denis derzeit Sechster ist. Nach Dubai kommen drei RGS-Athleten, die vor ihm in der Weltrangliste stehen. Zwei seiner Konkurrenten, zwei Engländer, scheinen unschlagbar, doch mit dem neuen Rennrollstuhl könnte alles möglich sein.
Die Weltmeisterschaft in Dubai ist in diesem Jahr der Höhepunkt für Denis Schmitz. Der Rennrollstuhlfahrer der RGS Bönen war zuvor in Tokio, dann in Lanzarote im Trainingslager und am heutigen Freitag geht es für Denis und Vater Rüdiger – er ist offizieller Betreuer und reist auf Kosten des DBS mit – mit dem Flieger in die Arabische Emirate, genau ins Emirat Schardscha. Dort will man sich akklimatisieren, die guten Trainingsbedingungen nutzen und sich in Topform bringen. Schardscha haben die Schmitz noch in guter Erinnerung, denn dort stellte Denis im Vorjahr einen neuen Europarekord über 1500 Meter auf. Auf dieser Strecke wäre er bei der WM auch gerne ins Rennen gegangen, doch für die WM in Dubai steht für ihn nur die kurze Distanz in der Schadensklasse T33 auf dem Programm. Aufgrund der vielen Schadensklassen sind die Wettbewerbe reduziert worden.
Nach Schardscha geht es am 2. November weiter in das Mannschaftshotel nach Dubai, wo die Weltmeisterschaft am 7. November startet. Am 10. November um 20.50 Uhr ist sein WM-Einsatz über die 100 Meter. Für Denis ist das Stadion kein Neuland, er kennt die Wettkampfstätte, kennt die Atmophäre, startete in dem kleinen Stadion auf der Mondobahn bereits bei einigen Wettkämpfen. Das könnte die Nervosität dämpfen. In Dubai geht es auch um die Olympia-Norm für Tokio, wo der Unnaer nach Rio 2016 – dort wurde er bekanntlich Sechster – erneut bei den Paralympics 2020 teilnehmen möchte. In Dubai wird auch Mutter Andrea vor Ort sein und ihren Sohn anfeuern.
Bild: Der Unnaer Denis Schmitz greift am 10. Dezember bei der WM in Dubai nach einer Medaille / Foto Nawrath.