Landrat Mario Löhr im Interview: Das Thema Sport


Fußball: Mario Löhr folgte auf Michael Makiolla und “regiert” als Landrat seit mehr als einhundert Tagen im Unnaer Kreishaus. Die SKU-Redaktion sprach mit dem 49jährigen insbesondere über den Sport im Kreis Unna und im allgemeinen.

Herr Löhr, haben Sie persönlich einen Bezug zum Sport? Als aktiver Sportler, Ehrenamtler oder als „Fan“?  Und wenn als „Fan“, für welchen Verein (z.B. aus der Fußball-Bundesliga) schlägt Ihr Herz?
Mario Löhr: Ich war bis zu meinem 29. Lebensjahr aktiver Fußballer, Torhüter. Ich war und bin ein Fan vom 1. FC Köln. Das hatte damit zu tun, dass für mich als Torwart Toni Schumacher mein Vorbild war. Damals war Köln auch gar nicht schlecht mit Littbarski, den Allofs-Brüdern, Häßler und noch ein paar Anderen aufgestellt. Das waren Spieler, die ganz wichtig für mich waren und mich zum Fußball hingebracht haben

Sind sie auch mal als Zuschauer beim Fußball oder bei anderen Sportarten im Kreis auf der Tribüne, am Spielfeldrand oder in der Halle zu sehen?
Mario Löhr:
Wenn es meine Zeit erlaubt, dann gehe ich auch zur SG Selm, meinem Stammverein. Da schaue ich mir Kreisiga A-Fußball an. Mir ist auch wichtig dabei, mit Menschen in Kontakt zu treten. Hallenturniere sind auch mal was ganz Spannendes. Ich gehe bewusst auch zu Sportveranstaltungen hin, um gerade den Leuten im Ehrenamt damit meine Wertschätzung zu zeigen. Man redet immer nur über Profifußball, aber im Amateurbereich, ob es Fußball, Handball oder andere Sportarten sind, was da gemacht wird, das ist für mich wichtiger und verdient große Anerkennung.

Wie beurteilen Sie das Ehrenamt im Sport?
Mario Löhr: Das ehrenamtliche Engagement, sei es durch Übernahme eines klassischen Ehrenamtes oder im weiten Bereich des freiwilligen Engagements, ist für den organisierten Sport unverzichtbar. Es trägt in vielfacher Weise dazu bei, ein breites und kostengünstiges Angebot an Bewegungs-, Sport- und Spielmöglichkeiten für die Menschen anzubieten. Leider lässt das Engagement auch im Sport nach. Es ist nicht so einfach, noch genügend Leute für das Ehrenamt zu begeistern. Vielleicht hilft es auch, Leute im Ehrenamt für ihre Leistungen öffentlich zu ehren und so Danke zu sagen.

Bildzeile: Michael Makiolla übergibt das Amt des Landrates an seinen Nachfolger Mario Löhr / Foto Kreis.

Herr Löhr, in Ihrem Webauftritt schreiben Sie, ich habe klare Vorstellungen davon, wie sich der Kreis Unna als zentraler und selbstbewusster Teil einer wachsenden, fortschrittlichen Region entwickeln kann. Welche Rolle spielt dabei der Sport in Ihren Augen?
Mario Löhr: Die Städte haben natürlich ein Interesse, ihre Infraksturktur aufrecht zu erhalten. Ich glaube aber, dass der Kreis zukünftig noch eine Rolle mehr übernehmen muss. Wir müssen die Voraussetzungen schaffen, so schwierig wie die gesamte Situation darzeit auch ist, auch mit den wirtschaftlichen Folgen, die auf die Städte zukommen, dass wir jetzt keine Panikreaktionen machen. Es wird für die Städte, für den Kreis ganz wichtig sein, dass wir das Angebot an Sport, aber auch an Kultur und Freizeiteinrichtungen offen halten. Da sehe ich uns gemeinschaftlich in der Verantwortung. Das Problem können die Städte nicht alleine tragen, da muss ich als Landrat mit den Städten nach Lösungen suchen.

Die Corona-Pandemie hat auch dem Sport sehr zugesetzt. Was können Sie persönlich als Landrat tun, die Negativfolgen etwas abzufedern? Haben Sie in der Richtung Tipps für sporttreibende Menschen im Kreis und für Vereine?
Mario Löhr: Das hört sich vordergründig immer so an, inwieweit können sie uns monetär unterstützen. Das eher weniger. Sicherlich geht es da mehr in Richtung der Politik, mit der ich viel zusammenkomme. Da ist es deutlich zu machen, welche Nöte bestehen. Nicht nur der Profisport, sondern vor allem der Amateurbereich. Er leidet ja erheblich unter der Pandemie. Teilweise haben sich Mitglieder aus den Vereinen abgemeldet und die Vereine haben finanzielle Probleme. Da müssen wir als Gesamtgesellschaft mitwirken, dass wir da Lösungen finden. Das die Vereine, ob Sport oder sonstige Vereine wieder in einen normalen Rhythums zusammenkommen. Das ist nicht nur das Problem bei der Pandemie. Ich bin mal gespannt, wie schnell die Gesellschaft sich wieder danach zusammenfindet. Ob jung oder alt. Wenn man die Diskussionen der letzten Wochen verfolgt, was alles an guten Ratschlägen schon gekommen ist, dann bin ich gespannt, wie man damit umgeht.

Wir werden aufgrund fehlender Sport- und Bewegungsmöglichkeiten in der Pandemie ein echtes Problem mit übergewichtigen, leider unbeweglichen und teils sogar depressiven Kindern bekommen. So besagen es Experten. Welche Gegenmaßnahmen können Sie sich vorstellen?
Mario Löhr: Nun sind meine Kinder noch nicht so alt, dass mich das aktuell betrifft. Ich habe es aber gemerkt, die Kinder wollen mit ihren gleichaltrigen Freundinnen und Freunden wieder zusammenkommen, spielen. Und das wird wichtig sein, im Sport, in Freitzeiteinrichtungen, bei der Kultur. Da müssen wir zuschauen, dass wir da schnell in die Öffnungen reinkommen, das Angebot dann aufrechterhalten. Wir können es nicht nur an dem Thema Finanzen scheitern lassen. Das führt man immer schnell als Argument herbei. Jetzt gilt es eigentlich als Gesamtgesellschaft zu reagieren und da wird auch vieles darauf ankommen, wie die Politik damit umgeht.

Was kann der Sport in der Pandemie insbesondere den Kindern anbieten?
Mario Löhr: Mir liegt es sehr am Herzen, den Kindern, die noch nicht zur Schule gehen, einen Schwimmkurs zu belegen. Das wird so eine Aufgabe für mich sein als Landrat. Ich möchte zukünftig allen Kindern im Kreis die Möglichkeit einräumen, einen Schwimmausweis zu machen. Sie sollen eine Betätigung haben. Schwimmen ist für mich etwas ganz Wichtiges. Man sagt ja auch, dass Schwimmen zum Schulangebot gehört. Aber generell soll den Kindern die Möglichkeit gegeben werden, sich bewegen zu können. Und nicht Zuhause vor dem Fernsehen sitzen oder sich mit der Spielekonsole beschäftigen. Dafür würde ich gerne werben, dafür die Rahmenbedingungen schaffen.

Was halten Sie von den bisher getroffenen Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung für den Vereins- und Freizeitsport? Das ist in der Vergangenheit nur sehr wenig bedacht worden von der Politik?
Mario Löhr:
Ob das richtig war, den Sport so weit runterzufahren, ist schwer zu beurteilen. Keiner konnte vorher ahnen, was da auf uns zukommt. Wir alle haben gehofft, wir kriegen Dinge an die Hand, die uns helfen. Die gab es auch eine kurze Zeit. Dann kam die erste Mutante, die dazu geführt hat, dass wieder mehr Menschen erkrankt sind. Wir können nur hoffen, dass wir die neue Situation auch schnell wieder in den Griff bekommen und wieder durchstarten können. Nicht nur durch Wahlkampf. Ich habe ein gutes Gesundheitsamt, Leute, die mit dem Thema gut umgehen können. Wir müssen aber auch gleichzeitig gucken, dass wir die Wirtschaft wieder am laufen kriegen. Das ist die Frage für den Kreis Unna ganz entscheidend, wie kommen wir aus der Krise schnell wieder raus. Wir haben die Weichen dementsprechend auch gestellt.

Sind da Ihrer Meinung nicht mehr Förderung verbunden mit mehr Lockerungen möglich? Bisher dominierten fast ausschließlich Verbote und Vorschriften. Auch die Sportler/innen brauchen eine Perspektive.
Mario Löhr: Die Perspektive wird dann kommen, wenn der Corona-Impfstoff so flächendeckend angewandt werden kann bei den Bürgerinnen und Bürgern, so wie wir uns das alle erhoffen. Gerade in einer solch schwierigen Situation hat man sich vielleicht nicht so die Gedanken gemacht, weil Vereinssport und Freizeitsport gar nicht so sehr in den Mittelpunkt gerückt sind. Jeder hat sich ja mehr oder weniger um seinen Haushalt beschränkt. Aber die Politik wird sich hoffentlich jetzt weiter konkret Gedanken machen müssen. Der Sport braucht jetzt die Unterstützung der Politik, auch finanzielle Unterstützung, dass sie dann für die Gesamtgesellschaft auch wieder eine Verantwortung übernehmen können. Ich glaube, das wird schwer gerade für die älteren Menschen. Sie haben sich ja sehr zurückgezogen, weil jeder sich schützen wollte. Ob jung oder alt, wir müssen gucken, dass man die Menschen so wieder zusammenführt.

Wie bewerten Sie die Politik in der Pandemie?
Mario Löhr: Frau Merkel hat in der Vergangenheit ja nicht immer was Falsches gesagt. Da kann man durchaus verschiedener Ansicht sein. Ich halte wenig von den Typen, die heute so und morgen wieder anders reden. Auch Herr Laschet hatte vorher eine ganz andere Meinung und ich wundere mich ja selber, seitdem er Bundesvorsitzender ist, schwimmt er in eine ganz andere Richtung. Der ist jetzt schon im Wahlkampf. Er sollte sich erst einmal mehr um die Probleme hierzulande kümmern und nicht nur Wahlkampf machen.
Ich merke, dass die Ungeduld der Bürgerinnen und Bürger immer größer wird, weil man auch einige Entscheidungen nicht mehr nachvollziehen kann. Und dazu zählen natürlich die Existenzängste nicht nur bei den Unternehmern, bei den Vereinen, auch bei den Familien genau so. Kurzarbeitergeld ja, aber wenn du deinen Arbeitsplatz verlierst, dann ist das bitter. Die Arbeitslosenzahlen sind leider auch im Kreis Unna gestiegen.

Bildzeile: Mario Löhr sieht sich als Ansprechpartner auch für den Sport im Kreisgebiet.

Wie beurteilen Sie die Rolle von Gesundheitsminister Spahn?
Mario Löhr: Ich maße mir nicht an, das zu beurteilen. Wir kriegen ja auch nur Bruchteile mit. Ich merke das ja auch hier im täglichen Geschehen. Man entscheidet, dann kriegst du einige Tage später ganz andere Informationen, was zur Folge hat, dass man da und da auch anders hätte entscheiden können. Das will ich ihm zugute halten. Wir sind noch relativ gut durch die Pandemie gekommen. Wir haben ein gut aufgestelltes Gesundheitssystem. Wir haben auch gesagt, nur Beifall reicht nicht. Da muss sich die Politik fragen lassen, wie ernst war das zum jeweiligen Zeitpunkt gemeint. Wie wichtig ein funktionierendes Gesundheitswesen ist, hat die Pandemie gezeigt. Ich erwarte Verlässlichkeit von der Politik.

Zurück zum Sport. Thema Breiten- und Gesundheitssport: Wie wollen und können Sie ihn fördern und wie wichtig ist er, zumal die Sportvereine eine soziale Bedeutung auch im Hinblick ihrer Leistungen in der Gesundheitsprävention und Rehabilitation haben?.
Mario Löhr:  Wir schreiben auch im Kreis die Themen Prävention, Lohn und Gesundheitsschutz. Ich sehe in dem Zusammenhang auch den Breitensport. Es geht ja von jung bis alt. Ich kann in dieser Hinsicht nur unterstützen, dass die Akteure für die Gesellschaft Verantwortung tragen. Dass man da auch weiter macht. Es gibt mehrere Möglichkeiten durch Zuschüsse oder sonst was. Man hat Sparkassen, man hat Volksbanken, man kann mich aber auch ansprechen. Da wo ich unterstützen kann, bin ich gerne bereit zu helfen.

Sanierung von Sportstätten, Sportplätzen bis hin zum Bau eines Sportforums wie möglichweise in Holzwickede: Sehen Sie da Bedarf im Kreis, und ist das überhaupt finanziell mach- und darstellbar?
Mario Löhr: Da kommen wir wieder zum Anfang.  Ich habe das sehr deutlich gesagt. Wir dürfen jetzt nicht anfangen, bei den wichtigsten Sachen aus meiner Sicht zu sparen. Da sind gerade sportliche Einrichtungen, Schwimmbäder im Auge zu behalten. Die Haushaltskonsolidierungen werden auf die Kommunen zukommen. Ich kann mir als Kreis vorstellen, mehr Verantworung auch hier zu übernehmen mit den Städten zusammen. Ich habe es gerade für Selm auch noch mal beschrieben. Trotz schwieriger Haushaltslage sind wir den Schritt gegangen, ich ebenso, den Sport an die erste Stelle zu rücken. Wir haben die Infrastruktur erneuert, saniert. Und das ist ja auch so ein Aushängeschild für eine Stadt, für einen Kreis. Wie lebenswert ist denn deine eigene Stadt, der Kreis. Der Sport zählt absolut dazu.

Wie halten Sie Kontakt zu Ehrenämtlern und Vereinsfunktionären, um von deren Sorgen, aber auch Plänen zu erfahren? Gibt es etwa einen runden Tisch mit Ihnen? Wie ist der Austausch überhaupt?
Mario Löhr:  Den Austausch hat es auf Kreisebene so noch nicht gegeben. Vielleicht weil ich auch gerade erst im Amt bin. Die Vereine haben aber auch vieles runtergefahren. Als Bürgermeister in der Vergangenheit hatte ich regelmäßig den Austauch mit Ehrenämtlern und Vereinsfunktionären. Da war ich auch Ansprechpartner für die Vereine. Dort weiß man schon, dass sie sich an die Stadt wenden können, an den Bürgermeister. Ich bin sicherlich auch Ansprechpartner für den Sport auf Kreisebene, also für die übergeordneten Angelegenheiten. Mit dem KreiSportBund hatte ich schon Kontakt vor der Wahl, nach der Wahl natürlich weiter.

Welche Rolle spielt für Sie da der KreisSportBund?
Mario Löhr: Ich arbeite mit dem KSB, mit dem Vorsitzenden Klaus Stindt und mit seinen Leuten gut zusammen. Wir hatten bislang einen guten Austausch und so soll es auch bleiben. Sie  berichten regelmäßig. Stindt hat ein gutes Team um sich. Im wesentlichen kommt man vom KSB mehr auf mich zu als umgekehrt. Sie wissen, dass sie mich jederzeit ansprechen können, wenn ein Problem da ist. Die Politik hat wiederum die notwendigen finanziellen Mittel wieder zur Verfügung gestellt für deren Arbeit. Daran sieht man auch, wir wollen schon das sportliche Leben überregional, die Verantwortung und Koordination weiter aufrecht erhalten und unterstützen

Wie haben Sie sich als Landrat, wie haben Sie sich im Kreishaus eingefunden?
Mario Löhr: Ich war elf Jahre Bürgermeister in Selm. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen zu sagen, ich versuche eine Veränderung. Der richtige Schritt, den habe ich auch nicht bereut. Ich habe eine gut aufgestellte Kreisverwaltung vorgefunden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren gute Arbeit geleistet. Es kam aber auch der Punkt, dass ich mir meine Verwaltung so aufstelle, wie ich sie mir vorstelle für die  nächsten Jahre. Das hat nicht damit zu tun, dass man mit der Arbeit nicht zufrieden war, ich will die Kreisveraltung ein wenig anders ausrichten. Ich bin total begeistert. Mir war klar, dass man mehr Möglichkeiten hat bei einer Kreisverwaltung als in einer Stadt. Man kann andere Themen anfassen, bewegen, dadurch dass man dann auch eine ganz andere Verantwortung hat. Das sind Riesenherausforderungen. Ich freue mich darauf. Die Arbeit macht mir riesig Spaß. Der Akku ist voll. Wir kommen so langsam ins Rollen.

Herr Löhr, herzlichen Dank für das ausführliche Gespräch.

Bildzeile: Landrat Mario Löhr stellt sich auch auf die Seite des Sports, verspricht bei Problemen, als Landrat mit nach Lösungen zu suchen.

 

 



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