Fußball-Oberliga: Holzwickeder SC – TuS Erndtebrück 4: 3 (2:0). Was war das für ein spektakuläres Spiel im Abstiegskampf der Oberliga Westfalen! Mit 4 : 3 nach 2 : 0-Halbzeitführung gewann der Holzwickeder SC in einem dramatischen Spiel gegen den TuS Erndtebrück. Es war ein Sieg des Kopfes, des unbedingten Sieges-Willens und der Leidenschaft, die den HSC zu einem überlebenswichtigen Dreier im Oberliga-Abstiegskampf verhalfen.
Es waren zwei Treffer des überragenden Sebastian Hahnes, die den HSC auf den sensationellen Platz acht mit 28 Punkten und 31 : 32-Toren springen ließen. Es war aber auch ein Spiel, das bei Zuschauern, Offiziellen und Spielern jede Menge Nerven gekostet hatte. Vorneweg: Es sind doch diese Spiele, die den Reiz des Fußballs ausmachen und einen dazu bringen, bei Wind und Wetter auf dem Platz dabei zu sein! Und: Der HSC kann es offenbar nicht „einfach“. Egal ob scheinbar sichere Führung, Ausgleiche oder die berühmten letzten Sekunden eines Spiels: Wer bei dieser Achterbahn-Fahrt eines Clubs, der mit geringem Etat und nur mit Leidenschaft und Willen den Anpfiff verpasst, zu früh geht oder ein Spiel zu früh, positiv oder negativ, abschreibt, der begeht einen Fehler.
Die irre Achterbahn-Fahrt im Montanhydraulik-Stadion begann früh. Murat-Kaan Yazar zielte nach feinem Pass von Manfredas Ruzgis, ehemaligem Nationalspieler Litauens, knapp vorbei (2.). Enis Delija vom HSC wollte sich da nicht lumpen lassen und zwang Erndtebrücks Schlussmann Paul Schünemann zu einer tollen Parade (4.). Die 250 Zuschauer brachte dann Verteidiger Robin Rosowski zum Jubeln (6.). Als dann TuS-Keeper Paul Schünemann einen Ausflug ins Niemandsland des Strafraums unternahm, bedankte sich Sebastian Hahne mit dem 2 : 0 (36.). Es war ein fataler Torwart-Klops, und dazu noch bestraft durch einen Heber Hahnes.
Sebastian Hahne trifft zum 4:3
Nach der Pause kam ein ganz anderer Gast aus dem Wittgensteiner Land aufs Spielfeld. Was vorher passiv, fast schläfrig wirkte, war plötzlich von ganz anderer Qualität. Niklas Hunold erziele folgerichtig den Anschluss zum 1 : 2 (60.). Der TuS drückte und zwang den HSC zu Fehlern. Groß war das Entsetzen im Holzwickeder Stadion, als Manfredas Ruzgis den nicht unverdienten Ausgleich erzielte (69.). Böse Erinnerungen kamen auf – sollte der HSC das Spiel noch aus der Hand geben? Doch es war einer der Spieler, der in den vergangenen Wochen durch seine positive Ausstrahlung die Mannschaft immer wieder motiviert hatte. Dominik Hanemann, mit Viktoria Resse im Vorjahr erfahren im Abstiegskampf und auch durch seine Leidenschaft für Schalke 04 mit einigem Leid erprobt, netzte zum 3 : 2 ein (83.). Geschockt zeigte sich der TuS Erndtebrück nicht. Nur wenig später traf Mehmedalija Covic, der Ausgleich (88.). Wieder war das Entsetzen im Rund des Montanhydraulik-Stadions groß. Doch dann kam die große Minute des Sebastian Hahne. In letzter Minute war er zum 4 : 3 zur Stelle (90.). Was blieb, war unendlicher Jubel und ein Erfolg, der am Ende Gold wert sein könnte. „Altobelli“ war dann auch das einzige Wort, das HSC-Coach Axel Schmeing und „Co“ Mario Niedzialkowski eine Stunde nach Abpfiff im „Ballhaus“ bei einem Besuch der Fans noch über die Lippen brachten. Ach ja, und: „Bei Rhynern am Sonntag wollen wir wieder gerne etwas mitnehmen.“ Und das war dann schon ein Hinweis auf die sonntägliche Partie gegen einen Konkurrenten der zwar souverän mit 3 : 0 am Mittwochabend im Nachholspiel in Ennepetal gewonnen hatte, gegen den der HSC im Hinspiel aber auch mit 3 : 0 klar gewonnen hatte.
Trainerstimmen:
Axel Schmeing (HSC): Für uns ist jetzt jedes Spiel ein Endspiel. Der TuS Erndtebrück war über 90 Minuten brandgefährlich – insbesondere bei Standards. Mit der zweiten Halbzeit war ich überaus zufrieden, insbesondere, wie mein Team nach all den Nackenschlägen zurückgekommen ist. Es war allerdings auch kein Match für schwache Nerven.
Ivan Markow (Erndtebrück): Die erste Hälfte ging klar an Holzwickede. Kompliment für die zweiten 45 Minuten an mein Team. Die Spieler haben Charakter und Moral bewiesen. Eines ist aber auch klar. Wenn Du auswärts drei Tore erzielst, darfst Du nie und nimmer am Ende 3 : 4 verlieren.
HSC: Kevin Beinsen, Moritz Müller, Justin Pfaff (78. Tomislaw Ivancic), Enis Delija, Robin Rosowski, Mischa Mihajlovic, Sebastian Hahne, Joshua Heinrichs, Tom Niklas Kaluza, David Vaitkevicius (81. Kaniwar Uzun), Dominik Hanemann
Erndtebrück: Paul Schünemann; Tatsuya Yamazaki (32. Erlon Sallauka), Mehmedalija Covic, Pablo Schmitt, Niklas Hunold, Manfredas Ruzgis, Philipp Böhmer (46. Besmir Rada), Murat-Kaan Yazar (85. Till Hilchenbach), Haluk Arslan, Admir Terzic, Alexander Mißbach
Tore: 1 : 0 Rosowski (6.), 2 : 0 Hahne (36.), 2 : 1 Hunold (60.), 2 : 2 Ruzgis (69.), 3 : 2 Hanemann (83.), 3 : 3 Covic (86.), 4 : 3 Hahne (90.)
Zuschauer: 250
Schiedsrichterin: Nadine Westerhoff (FC Frohnlinde): sehr souverän
HSC-Bestnoten: Kevin Beinsen, Sebastian Hahne, Dominik Hanemann
Die weiteren Ergebnisse der Oberliga-Nachholspiele von Mittwoch:
SF Siegen – Brünninghausen 1 : 1
Ennepetal – Rhynern 0 : 3
Hammer SpVg – RW Ahlen 0 : 1
Gütersloh – Sprockhövel 5 : 5
Schermbeck – Gievenbeck 2 : 1
Bild: HSC-Torhüter Kevin Beinsen und und Robin Rosowski sind happy nach dem Last-Minute-Sieg
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