HSC muss jetzt den Rechenschieber auspacken – oder selber „einfach“ punkten

Fußball: Es war ein symbolischer Abschluss eines gebrauchten Nachmittags und vorletzten Spieltags für die Spieler des Holzwickeder Sport Clubs nach dem enttäuschenden 0 : 3 gegen die Hammer Spielvereinigung. Die, die nicht gleich in der Kabine verschwunden waren, standen fassungslos auf dem rutschigen, morastigen Geläuf der 24nexx-Arena sprichwörtlich im Regen. In der (weiteren) Ferne blitzte und donnerte es noch, und die Stimmung war, wie das gesamte Wetter an diesem Sonntag: nach einem kurzzeitigen Hoch mit Sonnenschein und Wärme plötzlich unterkühlt, grau und gewittrig.

Es ist also wieder ins Montanhydraulik-Stadion eingezogen, das so gefürchtete und verhasste Abstiegsgespenst. Dabei roch es nach dem wahrscheinlichem, aber noch nicht rechtskräftigem 3-Punkteabzug für die Hammer SpVg und dem Nichtabstieg des Regionalligisten SG Wattenscheid und damit verbunden nur zwei Absteiger aus der Oberliga, schon nach Klassenerhalt. Jetzt ist es wieder ein Ritt auf der Rasierklinge. Zwar gibt es noch viele theoretische und rechnerische Chancen, wie der HSC die „Fahrkarte“ in die Westfalenliga verhindert, doch nach den letzten, ganz schwachen Leistungen gegen Gütersloh und Hamm ist nichts mehr auszuschließen. Und wie tragisch wäre der Absturz! Kein einziges Mal standen die Holzwickeder in dieser Spielzeit „unter dem Strich“. Das darf und sollte am allerletzten Spieltag am kommenden Sonntag, 26. Mai, zuhause gegen den FC Brünninghausen auch nicht passieren.

Es wird gerechnet und theoretisiert – dabei muss es „einfach“ nur auf dem Platz passen und ein Punkt her

Es wird jetzt also (hoch-)gerechnet, debattiert, wie die Spiele des Letzten, Gievenbeck gegen Rheine oder die Begegnung Gütersloh gegen Hamm ausgehen. Dabei ist das Rezept so einfach. Es geht nämlich auch ohne, dass man zitternd einen Blick auf die zeitgleichen Spiele der Abstiegskonkurrenten richten muss, deren Ausgang man ohnehin nicht selbst beeinflussen kann. Einen Punkt muss der HSC gegen Brünninghausen holen – ein 2 : 2, wie im Hinspiel im „Hombruchsfeld“, sogar in langer Unterzahl und mit gehaltenem Elfmeter, reicht völlig aus. Doch was dazu nötig ist, ließ der HSC in der gerade abgelaufenen, englischen Woche vermissen.

Seit drei Stunden kein Tor – es fehlt vor dem „Finale“ noch einiges  

So ist der HSC seit inzwischen wieder über drei Stunden nach dem 0 : 2 in Gütersloh und dem 0 : 3 in Hamm ohne Torerfolg. Das liegt beileibe nicht allein an den Offensivkräften wie Nico Berghorst, Sebastian Hahne oder Mirco Gohr, die sich gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt in einer kleinen Torflaute befinden. Es kommen keine vernünftigen Anspiele. Das richtige Timing, Präzision, Pässe in die Tiefe und in die Schnittstellen haben Seltenheitswert. Bei Gegentoren gibt es ganze Fehlerketten, die damit auch die Ausrede „Der XY war schuld“ nicht zulassen. Auch den Gegner nur halbherzig „zu stellen“, dabei aber gleichzeitig zwei Meter Abstand zu haben, ist in der Oberliga zu wenig, da dann mit Sicherheit noch das Passspiel des Kontrahenten kommt.  Dazu kommt, dass einige, gerade junge Akteure, auf dem Zahnfleisch gehen und auch nicht die Ruhe und Souveranität ausstrahlen, ja verunsichert wirken. All das wird Axel Schmeing in den verbleibenden wenigen Tagen bis zum „Endspiel“ kaum abstellen können. Dennoch wird er mit seinem Trainerteam die richtigen Worte und Anweisungen finden und auch finden müssen.

Es ist auch ein Nervenspiel

Dazu kommt, dass der Abstiegskampf mit allen seinen Rückschlägen auch an den Nerven zehrt. Zwei Szenen vom Sonntag, zeigten das. Ersan Kusakci, Neuzugang von Roda Kerkrade und in der 71. Minute eingewechselt, ging in der 82. Minute mit hohem Bein gegen den Gegner an der Mittellinie, also in einer ungefährlichen Zone, zu Werke. „Rot“ zückte Schiedsrichter Waldemar Stor sofort. Damit gab es beim Stand von 0 : 2 kaum noch eine Chance, noch etwas aus Hamm mitzunehmen – im Gegenteil, denn es fiel noch das 0 : 3. Oder „Sprüche“, die unklug und oder unter der Gürtellinie sind, die aber zeigen, wer sich im Griff hat, oder eben nicht. Verständlich allerdings und auch der Tatsache geschuldet, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation in Hamm kam, war die Entscheidung von Axel Schmeing, der Pressekonferenz im schicken VIP-Raum der Hammer Arena fernzubleiben. „Ich lasse mich nicht mit miesen und nicht-abdruckreifen Worten, die klar von der Hammer Trainerbank kamen, beleidigen“, so der erboste HSC-Coach. Axel Schmeing verzichtete übrigens auch den „Kreis“ nach Abpfiff oder lange Kabinenansprache. Es wird eine unangenehme Trainingswoche für die HSC-Spieler. Doch da müssen sie durch, denn sie hätten längst alles klar machen können.

„Ich liebe Euch trotzdem alle!“ 

Nur 315 Zuschauer verfolgten die Begegnung in der 24nexx-Arena. Eine für den Gastgeber enttäuschende Kulisse. Fast 50 angereiste Holzwickeder Anhänger aber feuerten ihre Truppe mit Rufen und Fahnen immer wieder an. Auch standen sie noch lange mit einigen, wenn auch nicht vielen Spielern nach dem Match, zusammen und diskutierten. Wie sich diese echten Fans fühlen, zeigen Facebook-Einträge. Stefan S. schreibt: „Zwei Spiele waren suboptimal. Jetzt den Mund abwischen, die Schuhe geschnürt und gegen Brünninghausen alles, aber auch wirklich alles, raushauen.“ Oder Stefan B. fast schon martialisch: „Jetzt die letzten Reserven aus dem Korpus holen und die letzte Schlacht auf dem Rasen als Sieger verlassen.“ Ans Herz geht die Erklärung von Kerstin R.: „Ich liebe Euch trotzdem alle.“

Vorausschau: Brünninghausen auch angeschlagen, aber wild entschlossen

Der Gegner am letzten Spieltag, der FC Brünninghausen, konnte ebenfalls nicht mit dem Ergebnis zufrieden sein. Mit dem 0 : 0 daheim gegen Siegen holte das Team aber immerhin einen Punkt. Der junge Trainer, Maximilian Borchmann, ließ dabei etwas überraschend in einer 4:1:4:1-Grundordnung spielen. Das führte allerdings dazu, dass der gelernte und brandgefährliche Stürmer, Florian Gondrum, auf der „8“ viel defensiv arbeiten musste. Zu seinen Vorstößen aus dem Mittelfeld in die Tiefe kam er so nicht – und damit auch zu keiner Torchance. Die hatte einzig der Neuzugang der BVB-Amateure, Arif Et, mit einer 1:1-Situation gegen den Siegener Torhüter, die er aber vergab. Dennoch wird der HSC auf das brandgefährliche Offensiv-Trio Arif Et, Florian Gondrum und Kingsley Nweke (ehemals FC Iserlohn) Obacht geben müssen – und nicht freundlichen Geleitschutz, wie es gegen Gütersloh und Hamm immer wieder zu sehen war. Florian Gondrum kündigte nach dem Spiel auch bereits an: „Wir werden in Holzwickede alles geben. Wir brauchen einen Dreier, um ganz sicher zu gehen. Ein Punkt könnte nicht reichen.“

Hamm will vermutlich alle Rechtsmittel ausschöpfen   

Die Spielvereinigung Hamm wird wohl, so Abteilungsleiter Dirk Blumenkemper, alle Rechtsmittel ausschöpfen, um den 3-Punkteabzug noch zu verhindern. Dann hätte die Verbandsspruchkammer das letzte Wort.  Auch diese Entscheidung kann große Auswirkungen auf den HSC haben, denn bei den anzunehmenden Siegen am kommenden Wochenenden von Rheine in Gievenbeck, Hamm in Gütersloh und einer immer im Bereich des Möglichen liegenden Pleite des HSC zuhause gegen Brünninghausen ginge es dann um „Hamm oder Holzwickede“.

SC Aplerbeck weiter in der Oberliga – TuS Haltern aufgestiegen

Der TuS Haltern wurde am Sonntag vorzeitig Vizemeister und folgt damit dem Meister Schalke 04 II in die Regionalliga. Haltern siegte durch ein Eigentor gegen RW Ahlen mit 1 : 0. Der SC Aplerbeck wiederum kam nur zu einem 0 : 0 beim SC Paderborn II und hat am letzten Spieltag keine Chance mehr, einen Aufstiegsrang zu belegen.

Bild: Brenzlige Situation im Holzwickeder Strrafraum, die HSC-Keeper Beinsen boxenderweise bereinigen kann.

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