HSC mit 0:5-Klatsche – Torhüterwechsel sorgt für Diskussionsstoff


Fußball-Oberliga: RSV Meinerzhagen – Holzwickeder SC 5:0 (2:0). Drei hundertprozentige Chancen in der ersten Hälfte liegengelassen, ein gnadenlos effizienter Gegner, unerklärliche Schwächen in der Defensive auch durch erfahrene Spieler und eine neue „Torwart-Baustelle“: Das waren am gestrigen Sonntag die Zutaten für eine happige 0 : 5-Klatsche, die sich der Holzwickeder SC beim Top-Club RSV Meinerzhagen einfing. Der HSC verlor einen Rang auf nun Platz 13, steht aber noch sieben Punkte vor dem ersten Abstiegsplatz, auf dem der nächste Gegner im Heimspiel am kommenden Sonntag, 17. November, der TuS Erndtebrück steht. Der RSV Meinerzhagen kletterte auf Rang 2 mit nur einem Pünktchen Rückstand auf Wiedenbrück und unterstrich am Sonntag nachdrücklich seine Aufstiegsambitionen.

Mischa Mihajlovic fehlt Gelb-gesperrt

Ohne den Gelb-gesperrten Mischa Mihajlovic musste der HSC in Meinerzhagen antreten. Stürmer Nico Berghorst nahm erst mal auf der Ersatzbank Platz. Ihm fehlt nach seiner Knieverletzung bis zu 100 Prozent Leistungsvermögen noch einiges. Auf der Bank saß Fabien Joel Garando, der sich zuletzt in der Reserve und in Testspielen mit der Ersten empfohlen hatte. Und da saß auch noch Keeper Malte Hegemann, der in diesem Spiel im Sauerland eine besondere Rolle spielen sollte, aber dazu später mehr. Auf Seiten des Gastgebers fehlten die verletzten Spieler, Tim Treude und Kapitän Julian Jakobs.

RSV-Trainer Mutlu Demir wollte den Holzwickeder SC erst gar nicht zur Entfaltung kommen lassen. Den Gegner mit Ballbesitzfußball beherrschen und das eigene Spiel durchbringen, das alles mit Unterstützung eines lautstark mitgehenden Publikums, das war der Plan. So ging es auch vom 6. Oktober bis 3. November gut, als die Sauerländer von acht Pflichtspielen keines verloren hatten, dabei im Westfalenpokal den SC Wiedenbrück auswärts mit 2 : 0 besiegen konnten und in der Tabelle auf Platz zwei gesprungen waren. Platz 1 nach dem HSC-Spiel am Sonntag war schon vor dem Match nicht mehr möglich, da am Freitagabend Spitzenreiter Wiedenbrück Rhynern bereits mit 3 : 2 besiegt hatte und weiter in der Tabelle von ganz oben grüßt.

HSC rührt Beton an – und kontert dreimal ganz stark

Der HSC setzte zwei massive Abwehrketten dagegen. Meinerzhagen hatte zwar 80 Prozent Ballbesitz, kam aber nicht in die gefährlichen Zonen. Im Gegenteil: Tomislav Ivancic passte glänzend auf Sebastian Hahne, der sah sich in einem 1 : 1 mit RSV-Keeper Johannes Focher und schoss den mit 1,97 Meter hünenhaften Ex-BVB-Torhüter (U 23) in der 13. Minute an. Das konnte, ja musste die Führung für den HSC sein. Auf der Gegenseite zeigte Raphael Gräßer, wie man es richtig und erfolgreich macht, als er klug durch das Holzwickeder Abwehrzentrum angespielt wurde und zur Führung für den Favoriten verwandelte (18.). Es kam noch dicker: Wieder kam ein Anspiel durch die staunende HSC-Abwehrmitte passgenau auf Alessandor Tomaselo. Der schoss sofort – und HSC-Keeper Muhamed Acil schien eine Bahnschranke nachzuahmen, als er viel zu spät, langsam und behäbig dem Leder hinterherhechtete. 2 : 0 nach 20 Minuten – das war Ausdruck einer gnadenlosen Effizienz des Aufstiegs-Aspiranten und schien eine Vorentscheidung.

Bild: 350 Zuschauer machten eine tolle Stimmung beim 5 : 0-Erfolg des RSC Meinerzhagen gegen den Holzwickeder SC. Da hatte man sogar selbst gemalte Banner dabei.

Wieder war es Tomislav Ivancic, der Sebastian Hahne geschickt auf die Reise schickte. Doch der scheiterte wieder freistehend an Johannes Focher (39.). Und als dann Sebastian Hahne zum dritten Mal frei vor Focher auftauchte, erneut nicht traf und den zweiten Ball Moritz Müller an die Late knallte (36.), da war klar, dass es schwer werden würde, aus dem Sauerland irgendetwas Zählbares mitzunehmen.

Torhüterwechsel: „Wir wollten mal was ausprobieren“

Nach dem 0 : 2 aus Holzwickeder Sicht geschah dann aber noch etwas, was in den kommenden Tagen und Wochen intern wie extern diskutiert werden wird. Ersatzkeeper Malte Hegemann, der in der letzten Spielzeit auch öfter Kevin Beinsen vertrat, sich dabei auch als Elfmeter-Killer und bei seinen Einsätzen als stets zuverlässig erwiesen hatte, machte sich hinter Muhamed Acils Tor warm. Ungewöhnlich, da Acil nicht nach dem 0 : 2 erst mal weiterspielte und keine sichtbare Verletzung oder Handicaps aufwies. „Wir wollten mal was probieren“, sagte HSC-Trainer Axel Schmeing später nach dem Schlusspfiff vielsagend, angesprochen auf jenen Wechsel im Kasten, der dann zur Pause auch vorgenommen wurde. Eine Aussage, die viele Interpretationen zulässt.

0 : 2 gegen den HSC zum Ende der ersten 45 Minuten – es hätte auch unentschieden stehen können, ja vielleicht sogar müssen.

Zweite Halbzeit zum Vergessen

Wer geglaubt hätte, der HSC würde in Halbzeit zwei sein Herz in die Hände nehmen würde, der sah sich getäuscht. Es kam nichts, rein gar nichts mehr von den ganz in Grün, der Farbe der Hoffnung, gewandeten Gäste. Im Gegenteil: Ron Berlinski, dem HSC durch seinen Dreierpack im Dress des TuS Hordel vor einigen Spielzeiten bestens bekannt, zog um Zentimeter vorbei (51.). Fortan lieferten sich Ron Berlinski und sein HSC-Gegenspieler Aldi Kljajic auf dem Feld intensive Gesprächsphasen miteinander, die weniger gegenseitigen Respekt ausdrückten, aber für Zuhörer durchaus humoristische Züge hatten. Der bedauernswerte HSC-Keeper Malte Hegemann durfte dann mal wieder den Ball aus dem Netz holen – Nik Kunkel hatte ihm keine Chance gelassen (59.). Das Abwehrverhalten von Aldin Kljajic, Nils Hoppe und Co. in der Abwehr war mit „nicht vorhanden“ erneut noch nett ausgedrückt. Jener Nik Kunkel schickte dann Ron Berlinski, den Diskussionsfreund von Aldin Klajic auf die Reise, letzterer ließ ihn kollegial ziehen und der sagte mit dem 4 : 0 „Danke“ (65.). Anschließend war für Berlinski mit seiner Auswechslung Feierabend, denn wie sein Gesprächsfreund Klajic war er durch die Diskussionen inzwischen auch dem gut leitenden Referee Selim Erk aufgefallen.

Als sich Kljajic dann bei einem erneuten Angriff sich im eigenen Strafraum auf dem Hosenboden sitzend wiederfand, hatte Marcel Kandziora keine Mühe zum 5 : 0-Endstand einzuschieben (88.).

Chancen nicht genutzt, Abwehr unsicher und Torwart-Frage

Was blieb nun als Fazit? Vorne war die Chancenverwertung suboptimal. Da wurden Hundertprozentige einfach nicht genutzt, nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Gestandene Abwehrrecken wie Nils Hoppe und Aldin Kljajic hatten gegen Meinerzhagen einen Tag zum Vergessen. Doch auch sie fielen nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit mit unnötigen Fehlern und Nicht-Dagegenhalten auf. Und auf der Torhüter-Position ist nun vieles möglich – was auch nicht unbedingt Ruhe bringt – im bestenfalls vielleicht einen Konkurrenzkampf, der sich positiv auswirken kann – oder auch nicht.

„Wir steigen nicht ab“

Gleichwohl muss gegen einen Gegner mit Aufstiegsambitionen und der nicht zuletzt durch den Ex BVB-Spieler und heutigen Spieler des SV Werder Bremen, Nuri Sahin, der hier groß wurde, auch Realismus gewahrt bleiben. Der HSC hat diese Möglichkeiten nicht. Für das Spieleraufgebot von Meinerzhagen reichte nicht mal der Spielbericht – so viele Kicker, deren Vita mindestens Westfalen-, wenn nicht Ober- und Regionalliga-Erfahrungen aufweist, fanden sich zunächst auf der harten Auswechselbank wieder. Auch finanziell trennen den HSC und den RSV Welten. „Wir steigen trotzdem nicht ab“, meinten dann auch die zehn mitgereisten „HSC-Ultras“ und Ex-Pressesprecher Heinz Hemmerich nach Abpfiff. In jedem Fall muss jetzt eine Reaktion der Elf her – und zwar gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, den TuS Erndtebrück, am nächsten Sonntag im Heimspiel.

Trainerstimmen:
Axel Schmeing (HSC): Wir haben uns gegen Meinerzhagen mehr Chancen erarbeitet, als ich vor dem Spiel gedacht hätte. Da hätten wir sogar führen können, ja vielleicht auch müssen. Was da alles auf dem Spielbericht bei Meinerzhagen an Spielern mit Riesenqualität steht – unglaublich. Die zweite Halbzeit habe ich als gar nicht so schlecht von uns wahrgenommen. Der RSV war einfach mega-effizient im Ausnutzen seiner Chancen. Zum Torhüterwechsel zur Halbzeit: Wir wollten mal was ausprobieren.
Mutlu Ermes Jonas Demir (Meinerzhagen): Wir haben in der letzten Woche die Stärken und Schwächen von Holzwickede intensiv analysiert. Wir haben, trotz der Tabellensituation, unseren Gast sehr, sehr ernst genommen. Holzwickede ist, vor allem mit deren defensiven Ausrichtung, nicht leicht zu bespielen. Wir haben in der ersten Hälfte nicht so recht ins Spiel gefunden, trotz unserer Tore. Da hätte es auch 2 : 2 stehen können. In der zweiten Hälfte waren wir bei unseren Torchancen effizient. Holzwickede hat da auch nicht mehr gut verteidigt

RSV Meinerzhagen:Johannes Focher, Sven Wurm, Nik Kunkel, Marcel Kandziora, Ron Berlinski (67. Andreas Spais), Hakan Demir (65. Can Sakar), Raphael Gräßer (84. Ali Özdemir), Alessandor Tomaselo (76. Pascal Beilfuß), Adil Elmoueden, Til Baumann, Musa Mankay Sesay
HSC: Muhamed Acil (46. Malte Hegemann), Marcel Reichwein (65. Nico Berghorst), Moritz Müller, Robin Rosowski (70. Lamar Lambertz), Tomislav Ivancic, René Richter (78. Fabien Joel Garando), Sebastian Hahne, Nils Hoppe, Aldin Kljajic Mirco Gohr, Lennart Uedickoven
Tore: 1 : 0 Grässer (18.), 2 : 0 Tomasello (20.), 3 : 0 Kunkel (59.), 4 : 0 Berlinski (65.), 5 : 0 Kandziora (88.)
Schiedsrichter: Selim Erk (SpVg Arminia Holsterhausen)
Zuschauer: 350
Beste HSC-Spieler: Tomislav Ivancic

Bild: Torhüter Malte Hegemann wurde in der zweiten Halbzeit gegen Meinerzhagen für Muhamed Acil eingewechselt (Foto). Er musste zwar dreimal hinter sich greifen, hielt aber auch prächtig. „An ihm lag es nicht“, so HSC-Coach Axel Schmeing nach dem Schlusspfiff.



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