2:4-Pleite gegen Werne mit Ansage: Personalnot – Faux-Pas bei der Ansetzung und Spieler, „die sich hinterfragen sollten“

Fußball-Krombacher-Kreispokal-Viertelfinale: Eintracht Werne – Holzwickeder SC 4:2 (1:0). Fünftligist gegen Neuntligist: Wenn dann der Club aus der viertniedrigsten Liga Westfalens am Ende mit 4:2 gegen einen Oberligisten („5. Liga“) die Oberhand behält, dann gibt es so einiges zu hinterfragen. Was da am Mittwochabend im Stadion „Am Grote Dahl- Weg“ in Werne  und auch in den Tagen zuvor abgegangen war, fällt zwar oberflächig gesehen unter den Begriff „Pokalsensation“, hatte sich aber bereits im Vorfeld abgezeichnet – und zwar auf dem Platz wie auch außerhalb.

Fakt 1 : Das Spiel sollte eigentlich nie und nimmer am gestrigen Mittwochabend stattfinden. Die HSC-Geschäftsführung hatte den Mittwoch-Termin beantragt – „ein Kommunikationsproblem im Verein HSC bei der Geschäftsführung“, wie am gestrigen Mittwochabend sowohl Trainer Axel Schmeing als auch Co-Trainer Marcel Greig nach dem Spiel bestätigten – und wie auch tags zuvor die Medien aus dem Bereich Hamm und Werne bereits berichtet hatten. Dienstag oder Donnerstag hätte die HSC-Mannschaft gerne gespielt – angesetzt wurde dann auf Wunsch des HSC am Mittwochabend, parallel zum Spiel des BVB in Prag und auch komplett unpassend zur Vorbereitung auf das nächste Oberliga-Meisterschaftsspiel gegen Kaan-Marienborn am kommenden Sonntag. „Der HSC wollte da so, wir haben Jugendspiele verlegt und Spieler Schichten getauscht und Urlaube verlegt“, so Rainer Fiebig, Verantwortlicher von Eintracht Werne.

Fakt 2: www.sport-kreisunna.de hatte bereits vor dem Spiel vor Torjäger Abdullah Sahin gewarnt, der in den bisherigen Kreisliga-Spielen bereits acht Mal eingenetzt hatte. Das hatten sich aber wenige HSC-Kicker zu Herzen genommen, denn eben jener Abdullah Sahin sorgte mit gleich drei Treffern (10., 78., und 88.,) quasi im Alleingang für den Einzug des A-Ligisten ins Kreispokal-Halbfinale und „die“ Sensation im bisherigen Wettbewerb.

Fakt 3: Ja, der HSC spielte nun gerade nicht mit jener Truppe, die ernsthaft um den Klassenerhalt in der Oberliga kämpft. Viele Kicker gehen mit der Zweiten auf Punktejagd und stehen dort auf dem letzten Platz und damit unweit der „Kollegen“ von Eintracht Werne, die eben jene Bezirksliga anpeilen. „Ja, wenn das Spiel eines gezeigt hat, dann war es auch, dass sich einige HSC-Spieler, die große Ambitionen äußern, kritisch hinterfragen sollten. Tun sie das, wäre dem Pokal-Aus noch irgendetwas Positives abzugewinnen“, so Axel Schmeing.

Fakt 4: Es hat sich niemand beim HSC verletzt. „Das ist doch auch mal eine positive Nachricht“, so Axel Schmeing. Ist es sicherlich, aber einen Erfolgs-Maßstab an der Zahl von Nicht-Verletzten festzuliegen – fragwürdig.

Fakt 5: Ja, das Spiel selber. Wer die rund 25 Kilometer Fahrtzeit vom Holzwickeder Montanhydraulik-Stadion am Vorabend eines Feiertags und parallel zum BVB-Spiel in der Champions-League bei Slavia Prag (2 : 0) in Kauf genommen hatte, der war schon ein echter „Ultra“. Und mehr als gut zwei Hände voll der  HSC-Anhänger erlebten dann auch im rund 25 Kilometer entfernten Ballhaus via „What’s App“ und Telefonaten und E-Mails etwa 30 Besucher, die mehr Freude an den BVB-Darbietungen parallel auf dem Bildschirm hatten.

Zum Spiel. Ausfälle hüben wie drüben – und selbst Schiedsrichter Thorsten Milde (SV Langschede) musste 24 Stunden vor dem Spiel passen und wurde durch den ursprünglich als Linienrichter eingesetzten Niklas Erkeling (TuS Lohauserholz-Daberg) ersetzt. Beim Gastgeber saß Cem Bozkurt nach überstandener Handverletzung erst mal auf der Bank. Ismail Cördük fiel weiterhin erkrankt aus, dessen Bruder Abdussamed war beruflich verhindert und Angreifer Serkan Adas weilte im Urlaub. Der HSC trat erneut ohne 14 Kaderspieler an, die allesamt verletzt, angeschlagen oder gesperrt sind. Erstmals kam Florian Knafla zum Einsatz, der über ein Jahr an den Folgen eines Kreuzbandrisses und Muskelverletzungen gelitten hatte. Auch die Auswechselbänke waren überschaubar: Werne hatte dort mit Seyit Bulut, Aykut Kocabas und Cem Bozkurt gerade drei Akteure sitzen. Der HSC hatte auf der Bank mit vier Aktiven ein leichtes numerisches Übergewicht mit Marc-Alexander Marienfeld, Tim Brech, Laurens Kruse und Levin Schwarze – alle Aktive, die zumeist in der Reserve, aktuell Letzter der Bezirksliga 8, auflaufen, wobei Tim Brech dort sogar die meisten Treffer für seine Farben erzielt hat.

Trotz der diversen Personalien entwickelte sich schnell ein flottes Spiel. Der Kreisliga A1-Fünfte aus Werne setzte zunächst auf seine starke Defensive, die in der Meisterschaft erst sieben Gegentreffer einstecken musste. Offensichtlich war die Taktik, durch Konter Nadelstiche setzen zu wollen. Beim HSC merkte man, dass sich insbesondere die Spieler, die aufgrund der Ausfälle in die Startformation gekommen waren, sichtlich bemühten. In der 10. Minute der erste Tiefschlag für den HSC: Abdullah Sahin netzte zum 1 : 0 für Werne ein. Gefühlt hatte der HSC 90 Prozent Ballbesitz – doch es kam nichts, rein gar nichts heraus. Mit dem 1 : 0 für den A-Ligisten ging es in die Pause.

Schnelles 2 : 0 nach der Pause war Vorentscheidung für Werne

Wer geglaubt hätte, dass es nach der Halbzeit besser geworden wäre, der sah sich getäuscht. Marko Martinovic markierte das 2 : 0 (49.) – und damit die Vorentscheidung. Schön für den HSC und das Selbstbewusstsein von Florian Knafla, dass der lange verletzte Stürmer das 2 : 1 markierte (52.). Doch es reicht einfach nicht für eine Truppe mit vielen Spielern aus der Zweiten, die ja gerade als Letzter um den Abstieg aus der Bezirksliga kämpfen, auch wenn mit Tim Brech der beste HSC-Torjäger der Reserve in der 55. Minute ins Spiel kam. Abdullah Sahin erzielte für Werne das 3 : 1 (75.). Dass René Richter das 3 : 2 und den Anschluss schaffte (78.), mochte einigen Hoffnung geben – aber wiederum Abdullah Sahin machte mit dem 4 : 2 in der 88. Minute alle Hoffnungen des HSC auf einen Halbfinal-Einzug zunichte. Fünft- gegen Neuntligist – der klassentiefere gewann am -Ende völlig verdient.

„Sagt zum Kaan-Spiel überhaupt nichts aus“

Hat die Werne-Pleite gegen einen vier Klassen tiefer spielenden Verein nun Konsequenzen für die Liga? „Nein“, sagen die HSC-Trainer Axel Schmeing und Co-Trainer Marcel Greig übereinstimmend. Und doch sitzt da einiges tief drin, sowie die Reaktion der oft neutralen Besucher im Ballhaus weit ab von Werne zeigen. „Westfalenpokal oder Kreispokal-Finale oder -Halbfinale wären schön gewesen“. „Warum schaffen wir das eigentlich in den letzten Jahren nicht“ und „Wir wollen doch auch mal in der ersten Pokal-Hauptrunde spielen“, sind da nur einige der Kommentare. Fakt aber ist auch: „Die Liga und der Klassenerhalt zählen einzig und allein für das Team und uns“. Sagen Axel Schmeing und Marcel Greig, das Trainer-Duo.

Eintracht Werne: Daniel Rafalski, Enes Akyüz, Abdullah Sahin (90. Aykut Kocabas), Nico Schiller, Marko Martinovic, Deniz Ünal, Semih Karaca (81. Seyit Bulut), Dennis Andreas Kozlik (69. Cem Bozkurt), Rachid Souita, Sandro Ünal, Tunahan Sari
HSC: Timo Harbott, Faruk Ünal (81. Marc Alexander Maienfeld), Jona Deifuß, Florian Knafla (65. Laurens Kruse), Tomislav Ivancic, René Richter, Kaan Akcay (55. Tim Brech), Mohamed Yarhdi, Aldin Kljajic, Lennart Uedickoven, Paul-Fritz Schickentanz
Tore: 1 : 0 Sahin (20.), 2 : 0 Martinovic (49.), 2 : 1 Knafla (52.), 3 : 1 Sahin (75.), 3 : 2 Richter (78.), 4 : 2 Sahin (88.)
Schiedsrichter: Niklas Erkeling (TuS Lohauserholz-Daberg): souverän
Zuschauer: 50

Trainerstimmen:
Axel Schmeing (HSC): Um es vorweg zu sagen: Ich hätte gerne im Westfalenpokal gespielt. Einige Spieler, die heute im Einsatz waren, werden sich kritisch hinterfragen müssen. Von daher hat die heutige Niederlage auch etwas Gutes. Wichtig ist, dass eben diese Spieler etwas mitnehmen. Auf die Meisterschaft hat diese Pleite wenig Auswirkungen, im Gegenteil. Wie gesagt, wenn die Spieler die richtigen Lehren daraus ziehen, dann ist das ok.
Marcel Greig (Co-Trainer HSC): Erst mal ist Werne ein sehr guter A-Ligist, eigentlich mehr. Der Kräfteverschleiß bei uns ist offensichtlich. Schade, heute war nicht mehr drin. Die Ausfallliste ist einfach zu groß. Hätten wir an einem anderen Tag gespielt, hätte es auch geklappt. So bleibt es nun beim Ausscheiden im Viertelfinale und der Hoffnung auf ein gutes Abschneiden in der Oberliga-Saison.
Mario Martinovic (Eintracht): Wir wollten mutig nach vorne spielen, den Gegner überraschen und direkt am Anfang ein Tor machen. Und das ist uns gelungen. Man hat gemerkt, die Jungs hatten richtig Spaß. Das war ein super Pokalspiel von uns.

Eine Woche Warten für Werne auf den Gegner im Halbfinale

Erst in der kommenden Woche entscheidet sich, gegen wen Eintracht Werne im Halbfinale spielen wird. Kontrahent wird der Sieger der Begegnung zwischen dem Türkischen SC Kamen und IG Bönen am Mittwoch, 9. Oktober (19 Uhr) sein. Weiterhin stehen sich am 9. Oktober die SG Massen und die Hammer SpVg gegenüber (19 Uhr) sowie um 19.45 Uhr am 9. Oktober der Kamener SC und Westfalia Rhynern. Das Halbfinale wird am Mittwoch, 8. April, ausgetragen. Das Finale geht dann am Donnerstag, 21. Mai 2020 über die Bühne. Titelverteidiger ist Westfalia Rhynern.

Unglaublich – die aktuelle Ausfallliste des HSC

Noch nie in seiner Karriere als Spieler oder Trainer habe er so etwas erlebt, sagt HSC-Coach Axel Schmeing zur ellenlangen Ausfalliste seiner Truppe. Eine komplette Mannschaft, sogar mit Auswechselspielern, muss passen. Der Überblick der Ausfälle: Nico Berghorst, Justin Pfaff, Enis Delija, Marcel Duwe, Joshua Heinrichs, Andreas Heiß, Ilic Damjan, Niklas Nölle, Christian Wazian. Ersan Özcan, Emanuel Lusakueno Dialundama (hat den HSC inzwischen verlassen), dazu der rotgesperrte Robin Rosowski sowie die angeschlagenen Nils Hoppe und Marcel Reichwein. Macht 14 Ausfälle.

Bild: Das Trainer-Duo des HSC, Axel Schmeing und Marcel Greig, konnte sich viel bei der 2:4-Pleite im Kreispokal-Viertelfinale bei A-Ligisten Eintracht Werne notieren. Die „Smileys“ auf dem Notizbuch von Marcel Greig (Foto) waren ganz wenige – dafür die „Gesichter“ mit dem grimmigen Gesichtsausdruck.

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