Fußbll-Testspiel: SpVg Schonnebeck 1910 (Oberliga Niederrhein) – Holzwickeder SC (Oberliga Westfalen) 4:5 (2:2). „Die Vorbereitung läuft nach Plan. Wir sind auf Kurs“, freute sich der Sportliche Leiter des HSC, Tim Harbott, am Sonntagnachmittag nach dem im Vorfeld und den bisherigen Testspiel-Ergebnissen nicht ganz erwarteten 5 : 4-Testspiel-Erfolg beim ambitionierten Niederrhein-Oberligisten SpVg Schonnebeck.
Der torreiche Sieg gegen den Oberliga-Vizemeister von 2017 und letztjährigem Neunten war am Ende verdient. Es war eine Frage des Willens, angesichts einer harten Vorbereitung auf beiden Seiten. Am Ende präsentierte sich Holzwickede über den gesamten Spielverlauf gesehen als bissiger und willensstärker. „Dicke Beine“ hatten sie beim HSC vor und besonders nach dem Spiel – wie übrigens auch der ehemalige HSC-Vorsitzende und jetzige Berater der Sportlichen Leitung, Kalla Lösbrock. Der nahm sich den „Willenstest“ seiner Mannschaft zum Vorbild und radelte auf seinem schmucken schwarzen Touring-Fahrrad von Holzwickede in den Vorort im Essener Nordosten – und wieder zurück.
Am Vorabend hatte die Spielvereinigung 1910 Schonnebeck bereits gezeigt, dass sie offensiv stark sind. Der Oberhausener Landesliga-Absteiger und jetzige Bezirksligist Arminia Klosterhardt bekam beim 0 : 5 ein „echtes Brett“. Der Favorit der Oberliga-Niederrhein aus dem Essen Norden zeigte auch in der Anfangsphase des Spiels am altehrwürdigen Stadion „Schettersbusch“, dass sie Ambitionen auf den Regionalliga-Aufstieg hegen, auch wenn es aktuell personell nicht ganz gut aussieht. Mit Marcel Grote (Torhüter) und Tevik Kücükarslan saßen gerade zwei Auswechselspieler auf der Bank.
Nur 50 Zuschauer, darunter exakt zehn Fans aus Holzwickede, hatten bei angenehmen 23 Grad den Weg zur Kunstrasenanlage „Schettersbusch“ gefunden. Sie sahen eine überaus kuriose, aber höchst abwechslungsreiche erste Hälfte. Was die Dominanz betrifft, teilten sich die Essener Vorstädter und der HSC brav die ersten 45 Minuten. Der HSC war zunächst überhaupt nicht präsent. Kai Nakowitsch sagte, völlig freistehend, artig „Danke“ und erzielte per Kopf aus kürzester Distanz die ganz frühe Führung für Schonnebeck (5.). Mirco Gohr verlor im Mittelfeld den Ball, Schonnebecks Manuel Müller sprintete Richtung Malte Hegemann, Pass auf Luka Bosnjak, und der vollendete zum 2 : 0 (12.). Es drohte ein Debakel, denn Luka Bosjnak nutzte die Freiräume und hätte beinahe auf 3 : 0 erhöht (15.). „Über ein 4 : 0 nach 20 Minuten hätten wir uns nicht beschweren können“, sagte HSC Co-Trainer Marcel Greig später.
Wende nach einer halben Stunde
Marcel Greig, der den bis Samstag urlaubenden Axel Schmeing vertrat, musste reagieren und tat das auch. Für den an diesem Nachmittag unter Kreislaufproblemen leidenden Neuzugang von der U 19 von RW Oberhausen. Lennart Uedickoven, wechselte er Robin Rosowski ein (29.). Fortan lief es in der Defensive und beim Spielaufbau zunächst etwas, dann zusehends immer besser. Die erste Torannäherung gab es von Mirco Gohr – sein Schuss ging allerdings mehrere Meter über den Kasten (30.). Es war ein „Hallo-wach“-Effekt, der durch eine zweite bemerkenswerte Situation unterstützt wurde., Nico Berghorst wurde mehrfach gefoult und fühlte sich, wie seine Kollegen, von Schiedsrichter Torsten Schwerdtfeger benachteiligt, der aber nur für alle laut antwortete: „Machen Sie mich nicht verantwortlich, wenn es bei Ihnen nicht läuft.“ Ärger und Motivation stiegen zusehends und urplötzlich auch der absolute Willen, es allen zu zeigen. Marcel Reichwein passte auf Nico Berghorst – und der traf zum 2 : 1-Anschluss (36.). Wieder war es wenig später Nico Berghorst, der am Tor beteiligt war. Seine Vorlage auf Sebastian Hahne vollendete der butterweich zum 2 : 2-Ausgleich (38.). Sebastian Hahne verpasste im Anschluss einen tollen Pass von Jonas Janetzki nur um Zentimeter – das hätte bereits zur Halbzeit die Führung sein können (42.).
Der HSC legte in der zweiten Halbzeit gleich nach. Nico Berghorst scheiterte an Schonnebecks Neuzugang von der SpVg Velbert, dem ausgezeichneten Keeper Philipp Sprenger (50.). Direkt im Gegenzug scheiterte Schonnebecks Denzel Muhamed Cissé an Malte Hegemann (51,). Gleich zweimal konnte dann Nico Berghorst Philipp Sprenger nicht überwinden (53.) wie auch Sebastian Hahne (58.). Auf der Gegenseite war es dann wieder Muhamed Cissé, der Malte Hegemann nicht überwinden konnte (59.). Erneut eine Minute später donnerte Marcel Reichwein für den HSC den Ball an die Latte (60.), den Nachschuss vollendete Sebastian Hahne zur 3 : 2-Führung für die Holzwickeder Gäste. Moritz Müller, der immer stärker wurde, passte in der 68. Minute auf Jona Deifuß, der das 4 : 2 erzielte (78.) Denzel Oteng Adjei stemmte sich auf Seiten der Schonnebecker stemmte gegen die Heimniederlage und traf nach einem Fehlpass von Nico Berghorst zum 3 : 4-Anschluss (82.).
In der 84. Minute sahen und vor allem hörten alle im Stadion einen Tritt an Niklas Nölle im Strafraum – doch der Elfmeterpfiff für Holzwickede blieb aus. Da wurden schon ganz andere Strafstöße gepfiffen. So aber blieb es spannend. Jona Deifuß netzte zum 5 : 3 ein (86.). Denzel Oteng Adjei wiederum war es, der in der Schlussminute noch mal zum 4 : 5 aus Sicht der Essener verkürzte. Das Tor kam allerdings zu spät, es blieb beim verdienten Erfolg des HSC.
Stimmen:
Marcel Greig (Co-Trainer HSC): Die ersten 20 Minuten waren von uns sehr schlecht. Wir haben den Gegner förmlich eingeladen. Über ein 0 : 4 hätten wir uns nicht beschweren können. Dann aber hat das Team eine gute Moral gezeigt. Am Ende war es ein verdienter Sieg. Ein besonderes Lob möchte ich an dieser Stelle Malte Hegemann aussprechen. Trotz der vier Gegentore hat er seine Klasse als Torwart bewiesen.
Tim Harbott (Sportlicher Leiter HSC): Mit dem Stand der Vorbereitung bin ich sehr zufrieden. Es fehlen uns viele verletzte oder urlabende Spieler wie beispielsweise Nils Hoppe. Doch die Leistung heute war sehr ok – Schonnebeck ist alles andere als Laufkundschaft und liebäugelt mit der Regionalliga. Was mir besonders gefallen hat: In einer harten Vorbereitung lässt man in einem Testspiel nach 20 Minuten und 0 : 2-Rückstand gerne mal die Flügel hängen. Das haben wir nicht getan. Und diese Zeichen sind gut für eine neue Saison, die uns alles abverlangen wird.
SpVg Schonnebeck: Philipp Sprenger, Kai Nakowitsch, Tarkan Yerek, Luka Bosnjak, Simon Ogrzall, Jordi Barrera, Marius Müller, Mohamed Cissé (68. Tevlik Kücükarslan), Geogios Ketsatis, Adrian Schneider, Denzel Oteng Adjei
HSC: Malte Hegemann, Moritz Müller, Enis Delija, Marcel Reichwein (65. Lamar Lambertz), Sebastian Hahne (78. Justin Pfaff), Jonas Janetzki, Emanuel-Lusankueno Dialundama (46. Jona Deifuß), Mirco Gohr (46. Niklas Nölle), Nico Berghorst, Lennart Uedickoven (29. Robin Rosowski), Kerim Acil
Tore: 1 : 0 Nakowitsch (5.), 2 : 0 Bosnjak (12.), 2 : 1 Berghorst (36.), 2 : 2 Hahne (38.), 2 : 3 Hane (60.), 2 : 4 Deifuß (78.), 3 : 4 Oteng Adjei 82.), 3 : 5 Deifuß (86.), 4 : 5 Oteng Adjei
Zuschauer: 50
‘Schiedsrichter: Torsten Schwerdtfeger (DJK Adler Fintrop)
Am Dienstag im Hecker-Cup gegen den VfL Kemminghausen
Lange Zeit zum Regenerieren hat der HSC nicht. Bereits am Dienstag, 23. Juli, steigt die Schmeing-Elf beim Hecker-Cup des SC Aplerbeck ein – und zwar als Titelverteidiger. Erster Gegner ist um 19.30 Uhr der Bezirksligist VfL Kemminghausen. Gegen eben jenen Gegner und Absteiger aus der Landesliga, der von Weltmeister und aktuell Uerdinger Kevin Großkreutz sowie Reza Hassani trainiert wird, kam der HSC vor drei Wochen im ersten Testspiel auswärts nicht über ein mageres 2 : 2 hinaus. Am Samstag, 27. Juli, heißt der nächste Gegner beim Hecker-Cup dann Kirchhörder SC mit Co-Trainer und Ex-HSCer Karim Bouasker (Anstoß: 19 Uhr).
Bild: Nico Berghorst (vorne) erzielte in Schonnebeck den zwischenzeitlichen 2:1-Anschlusstreffer.