Tennis: Bei der Siegerehrung der mit 15.000 US-Dollar Preisgeld dotierte 4. Nordrhein-Westfälischen Tennis-Meisterschaften der Herren, einem ITF Men’s Circuit-Turnier auf der Anlage des VfL Kamen, herrschte geradezu eine große Euphorie vor. Sowohl Robert Hampe, Verbandspräsident des Westfälischen Tennis-Verbandes (WTV), als auch Bürgermeisterin Elke Kappen fanden vor rund 200 Zuschauern nur begeisternde Worte. Dies hing zweifelsohne mit einem grandiosen Finale zwischen den beiden topgesetzten Finalisten zusammen: Javier Barranco Cosano als Nummer eins der Setzliste und der dahinter platzierte deutsche Herausforderer Peter Heller. Sie lieferten sich nahezu drei Stunden lang bei über 37 Grad Celsius eine finale Partie, die spielerisch alle Facetten des Tennissports aufzubieten hat: lange Ballwechsel, finale Stoppbälle, sehenswerte Volleys und Crossbälle zum Zunge schnalzen. Summa summarum ein Duell auf Augenhöhe, welches am Ende der aus dem bayerischen Cham stammende 26-Jährige mit 7:5, 3:6, 6:3 gewann.
„Wir haben dieses Turnier in Kamen zum vierten Mal veranstaltet“, sagt Robert Hampe“, und neben einem herzlichen Dankeschön an alle Helfer vor und hinter den Kulissen für ein tolles Turnier, gilt mein Dank den beiden Finalisten. Sie haben faszinierendes Tennis geboten und es gilt festzuhalten: es war das bis dato beste Finale was ich hier jemals gesehen habe. Und, bei allem Respekt für den sehr sympathischen spanischen Verlierer, freue ich mich sehr darüber, dass wir erstmals einen deutschen Sieger haben. Dafür veranstalten wir als Verband solche ITF-Circuits, um unseren nationalen Nachwuchs sportlich weiterzubringen. Dies gilt heute insbesondere Peter Heller, denn er ist auf Grund der neu eingeführten doppelten Weltrangliste von ATP und ITF stark abgefallen. Dieser Unsinn wird aber gottlob alsbald wieder abgeschafft, so dass er sich mit der heute gezeigten Leistung sicherlich wieder da einfinden wird, wo er schon einmal geführt wurde: ATP-Weltranglistenplatz 273.“
Angetan war neben Robert Hampe des Weiteren noch Bürgermeisterin Elke Kappen, der in ihre Richtung die Hoffnung aussprach, auch in 2020 die NRW-Meisterschaften in Kamen ausrichten zu wollen: „Wenn der VfL Kamen, die Sponsoren und die Stadt uns weiterhin so unkompliziert unterstützen, dann gibt es im nächsten Jahr hier auf der Anlage die fünfte Turnierauflage.“
“Gemeinsam mit dem Tennisverband gibt es auch in einem Jahr wieder die Kamen Open”
“Diesen Ball nahm natürlich die Bürgermeisterin auf, die ebenfalls vom gezeigten Tennissport während der Woche beeindruckt war. „Das war eine Woche lang internationaler Tennissport der Spitzenklasse“, so Elke Kappen, „der unsere Stadt Kamen noch bekannter macht. Sie alle haben dazu beigetragen, dass sich die Spieler bei uns wohlgefühlt haben. Es gibt ein familiäres Miteinander und das spürt man auf der Anlage. Wir können solche Turniere veranstalten, denn das Zusammenwirken des VfL Kamen mit einem solch internationalem Turnier zeigt auf, wie Spitzensport und Breitensport miteinander harmonieren können. Dafür stehen wir als Stadt und ich als Bürgermeisterin, denn ich bin zudem auch noch für den Sport in der Verwaltung zuständig. Herr Hampe, gemeinsam mit ihnen und dem Tennisverband gibt es auch in einem Jahr wieder die Kamen Open.“
Zurück zum sportlichen. Als Peter Heller (TC Amberg am Schanzl) am heutigen Sonntag um 14.14 Uhr seinen zweiten Matchball zum 7:5, 3:6,6:3 Titelgewinn verwandelt hatte, ließ er sich rücklings auf die rote Asche fallen. Sicherlich war er körperlich angesichts dieser subtropischen Hitze konditionell am Ende, doch es waren viel mehr Glückmomente die ihn übermannten. „Ich bin so glücklich mal wieder ein Turnier gewonnen zu haben, denn der letzte Titelgewinn liegt fast schon acht Monate zurück.“ Der war Anfang November in Kuweit, danach folgte das Hallenfinale Anfang dieses Jahres in Nussloch. Ansonsten zahlreiche Auftaktniederlagen. Eigentlich verwunderlich bei seinem spielerischen Können, zumindest so wie er sich in Kamen präsentiert hat. Zwar viel mit sich reden zwischen den Ballwechseln, oder zahlreiche Blickkontakte zu seiner am Rand sitzenden Schwester Pia, doch immer hochkonzentriert. So lieferte sich der Oberpfälzer mit dem sechs Jahre jüngeren Andalusier, gebürtig aus der Stadt Almeria die die meisten Sonnenstunden des Landes aufzuweisen hat, allerfeinsten Tennissport.
„Hast du ein paar Tipps für mich.“
Schnelle 4:0-Führung im ersten Satz für Heller. Der 20-Jährige fighte sich mit Breaks aber wieder heran, doch als er einen Stoppball nach 65 Minuten ins Netz setzte, war der Satz mit 5:7 verloren. Danach ein umgekehrtes Bild. Nun erspielte sich Barranco Cosano (Blau-Weiss Neuss), der in diesem Jahr in Tarbaka (Tunesien) und Murcia (Spanien) bereits zweimal in einem ITF-Finale stand, ein schnelles Break und kam über ein 4:1 zum 5:2 und am Ende mit 6:3 gelang dem sympathischen Spanier der Satzausgleich. Zwischenzeitlich musste er auf Grund von Nasenbluten erste Hilfe in Anspruch nehmen, doch mit Nasenstöpsel ging es weiter. Weiterhin versuchten beiden Kontrahenten offensives Spiel und als im vierten Spiel des dritten Satzes Peter Heller das Break gelang, war die Partie gelaufen. Mittlerweile war er auch lockerer geworden und fragte zwischendurch spaßeshalber einen Zuschauer: „Hast du ein paar Tipps für mich.“ Er spürte, dass Ding gewinne ich. So war es dann auch, und am Ende gab es den umjubelten Dreisatzsieg für den Spieler des oberpfälzischen Zweitligisten TC Amberg am Schanzl.
Bemerkenswert die sehr gute konditionelle Verfassung des Kamen Open-Siegers. Der hatte tags zuvor im Semifinale gegen den an Vier gesetzten 22-jährigen Bulgaren Alexandar Lazarov (TC Schießgraben Augsburg) drei Sätze bestreiten müssen, ehe das Finale erreicht war. Da lief zunächst gar nichts bei mir“, so Heller, „aber im zweiten Satz habe ich mich gut auf ihn einstellen können.“ Letztlich war mit einem 2:6, 6:1, 7:5 Erfolg das Endspiel erreicht. Sein finaler Kontrahent hatte es da einfacher: nach dem 6:4-Satzgewinn gab Pascal Meis (TC Wolfsberg Pforzheim) auf Grund einer Beinverletzung auf. Die beiden Endspielteilnehmer warfen im Übrigen zu Beginn des Turniers auch zwei Westfalen aus der Konkurrenz. Peter Heller besiegte den wie entfesselt aufspielenden Qualifikationssieger Valentin Günther (Bielefelder TTC) mit 4:6, 7:6(4), 6:1 und Barranco Cosano schaltete im Achtelfinale den Wild Card-Inhaber Carlo Cubelic (Tennispark Versmold) mit 6:0, 6:1 aus. Jordi Walder (TC Iserlohn) hatte ebenfalls die Qualifikation gewonnen. Für ihn gab es einen 4:6, 6:3, 3:6 Niederlage gegen Sebastian Prestel vom TSV 1860 Starnberg.
Gleichwohl konnte sich ein aktueller Westfalenmeister in die diesjährige Siegerliste der Kamen Open eintragen: Yan Sabanin vom TC Parkhaus Wanne-Eickel. Der 29-jährige gebürtige Russe tat sich mit seinem drei Jahre jüngeren aus Moskau stammenden Landsmann Shalva Dzhanashiya zusammen und dieses Duo feierte am Ende den Turniersieg. Bereits am Samstag (29. Juni) besiegte wie berichtet das russische Gespann mit 6:4, 7:5 das bulgarisch-deutsche Paar Alexandra Lazarov/Alexander Mannapov (Bulgarien/Dorstener TC) mit 6:4, 7:5.
Bildzeile: Siegerehrung bei den 5. Kamen Open (von links): Dr. Peter Puth (1. Vorsitzender VfL Kamen), Sieger Peter Heller, Bürgermeisterin Elke Kappen, Finalist Javier Barranco Cosano und Robert Hampe (Präsident Westfälischer Tennis-Verband). © hofmedia