HSV gegen HSC: Nichts für schwache Nerven

Fußball-Oberliga: Spielvereinigung Hamm – Holzwickeder Sport Club (Sonntag, 19. Mai, 15 Uhr, 24nexx-Arena, Jürgen-Graef-Allee 13, Hamm. Es geht um so viel bei diesem Derby. Die Spielvereinigung Hamm (HSV) als Viertletzter der Oberliga benötigt dringend einen Dreier. Sollte der am Freitagmittag verkündete 3-Punkte-Abzug Rechtskraft bekommen, wäre Hamm mit dann 33 Punkten und 41 :  60 Toren sogar nur Vorletzter. Damit steht das Team von Trainer René Lewejohann sprichwörtlich mit dem Rücken zur Wand. Nur ein Dreier am Sonntag gegen Holzwickede hilft dann wirklich weiter, ein Remis wäre zu wenig. In der Tabelle nach Punktabzug und vor dem Hamm-Spiel steht Holzwickede nämlich sechs Punkte 16 Tore (!) vor der Hammer Spielvereinigung auf Platz 13.  Doch für Holzwickede gilt am Sonntag: Solange der Punkteabzug für Hamm noch keine Rechtskraft hat, will man sich nur auf sich selber verlassen. Und da braucht der Gast aus Holzwickede rechnerisch noch einen Punkt, um auch letzte, theoretische Zweifel am Oberliga-Klassenerhalt zu beseitigen, und auch ohne am Ende ängstlich zu einer endgültigen Entscheidung der Verbandsspruchkammer schielen zu müssen.

Beide Teams aber setzten die Generalprobe für diesen Abstiegskrimi richtig in den Sand. Hamm unterlag im Kreispokal-Halbfinale am Mittwochabend Westfalia Rhynern zuhause mit 0 : 2. Holzwickede stand dem in nichts nach und schenkte zeitgleich im Oberliga-Nachholspiel den ersten Matchball um die Fahrkarte für eine weitere, zweite Fünftliga-Saison fast schon leichtfertig beim FC Gütersloh, ebenfalls mit 0 : 2, ab. Die Gäste aus Holzwickede können sich auf einen stürmischen Nachmittag in Hamm einstellen. Der Abteilungsleiter Fußball der SpVg Hamm, Dirk Blumenkemper beschreibt den vorgegebenen Kurs im aktuellen Stadionmagazin: „Drei Punkte sind Pflicht. Unsere Mannschaft weiß, was die Stunde geschlagen hat. Sie wird kämpfen und ackern.“ Und Trainer René Lewejohann sagt klar: „Jetzt erst recht. Wir werden alles versuchen, das schier Unmögliche noch möglich zu machen. Wir werden Vollgas gegen Holzwickede und dann am letzten Spieltag in Gütersloh geben.“

Es wird voll und laut in der 24nexx-Arena

Einen Vorgeschmack auf Stimmung, Emotionen und Lautstärke von den Rängen bekam der HSC bereits am Mittwochabend in Gütersloh. Laustarke, frohgelaunte Fans auf den Rängen, Fahnen und Zaunbanner sind in der Oberliga nicht unbedingt an der Tagesordnung. Die 24ness-Arena in Hamm, die offiziell 8.500 Plätze, davon 952 überdachte Sitzplätze fasst, wird natürlich nicht voll besetzt sein – wohl aber gut voll. Denn eines will niemand in der Stadt: den Abstieg des Traditionsvereins in die Westfalenliga. Denn aus der ist es bekanntlich sehr schwer, wieder hoch zu kommen. Mit durchschnittlich 519 Besucher in 16 Heimspielen stehen die Hammer auf Platz zwei in der Zuschauerrangliste, hinter Siegen. Die Siegener als „Zuschauerkrösus“ kommen auf einen Schnitt von 607 Stadionbesucher pro Spiel. Zum Vergleich: Im Schnitt haben sich in 16 Heimspielen im Montanhydraulik-Stadion Holzwickede 344 Fußball-Fans versammelt – was Platz 7 bedeutet. Letzter in dieser Zuschauergunst-Tabelle ist übrigens der SC Paderborn II mit gerade 112 Unentwegten noch hinter dem FC Brünninghausen mit einem Schnitt von 155 Zuschauern.

HSC-Trainer Axel Schmeing appelliert an die HSC-Fans, zahlreich nach Hamm zu pilgern. „Mein Team hat besonders in der zweiten Hälfte in Gütersloh einen großen Kampf geliefert. Das wird auch und gerade in Hamm erforderlich sein, und zwar über die volle Distanz. Der bisherige Abstiegskampf hat viel Substanz gekostet. Wir brauchen daher die Anfeuerung von den Rängen.“

24ness-Arena keine echte Festung mehr

Die nur elftbeste Heimmannschaft trifft auf die drittschlechteste Auswärtsmannschaft: Die statistische Konstellation sieht schon kurios aus. Sieben Heimsiegen der Hammer stehen zwei Remus und sieben Niederlagen 26 : 29 Tore) gegenüber. Der HSC hat sich auswärts in Sachen Punktgewinne ebenfalls stark zurückgehalten: zwei Siege, fünf Remis und neun Niederlagen (16 : 27 Tore) stehen zubuche.

Alte Bekannte – fast gleicher Slogan – Hinspiel gewann SpVg Hamm

In schöner Regelmäßigkeit stehen sich Hamm und Holzwickede gegenüber, sei es in der Meisterschaft, im Pokal oder bei Testspielen. Man kennt sich. Selbst den Slogan und die Schriftart der Werbemedien hat man, wer auch immer von wem, fast gleich gewählt. „Gemeinsam. Wir. Jetzt“ (HSC) gegen „Wir. Ihr. Alle. Gemeinsam für unsere Stadt und unseren Verein in guten wie in schlechten Zeiten“ (HSV-Langfassung).

Das Hinspiel im Montanhydraulik-Stadion gewann Hamm klar mit 3 : 1 nach Toren von Leon Tia (7.), Ralf Schneider (52.) und Thaia Juka (79.). Das Anschlusstor von Nico Berghorst (81.) kam zu spät und war nur Ergebniskosmetik. „Da haben wir natürlich etwas gutzumachen“, so Axel Schmeing. Beim letzten Pokalspiel unterlag der HSC am 27. September 2017 daheim mit 5 : 6 nach Elfmeterschießen. In einem Test trennten sich der HSV und der HSC am 7. März 2017 mit 0 : 0.

Hamm heiß wie Frittenfett

Für die Hammer Spielvereinigung und Coach René Lewejohann, zählt nur ein Sieg, um den Abstieg noch zu vermeiden. Wie der Matchplan aussehen kann, war beim Spiel der Hammer gegen Schermbeck zu sehen. Ein 4-4-2-System, extremes Pressing und schnelle Konter und fixes Umschaltspiel, eingeläutet oft durch Dennis Klossek oder durch den in den letzten Wochen überragenden Joel Grodowski, der dann selber seine Soli direkt abschließt oder auf Leon Tia passt, der dann schießt – all das konnte man gegen Schermbeck (3 : 0) und in Siegen (3 : 2 für Hamm) beobachten. Aufpassen muss der HSC, der oft am Anfang behäbig und nicht immer hellwach wirkt, auf die Anfangsphase. Hamm schoss in den ersten acht Minuten gegen Schermbeck gleich zwei Treffer, Grodowski dabei schon nach 28 Sekunden (!), und zählt zu den Frühstartern in der Liga.

Verzichten muss René Lewejohann auf Alan Bezhaev, wichtiger Akteur aus dem defensiven Mittelfeld, der wegen seiner zehnten „Gelben“ aussetzen muss.

Verpflichtungen als deutliches Zeichen von der SpVg Hamm – auch ein Nachwuchsspieler aus Holzwickede für neue U 21 dabei

Einige Neuverpflichtungen und Verlängerungen gab die Hammer SpVg in den letzten Tagen bekannt – eine Vorbereitung auf die neue Saison in der Ober- und Westfalenliga, aber auch ein Signal, dass man an den Klassenerhalt glaubt, oder, im Abstiegsfall, schnellstens wieder in die Oberliga zurück möchte. Verlängert wurden die Verträge mit Dennis Klossek (früher Werner SC) und Damir Kurtovic (betroffener Spieler beim laufenden Rechtstreit um Punktabzüge). Neuverpflichtet wurden Hochkaräter wie Niklas Sewing (SC Verl, Regionalliga) und David Loheider (SC Wiedenbrück, Absteiger aus der Regionalliga). Aus den A-Junioren des Holzwickeder Sport Clubs holte sich der HSV Luis Suzano. Er soll allerdings zunächst bei der neuen U 21 der Hammer (Bezirksliga) zum Einsatz kommen.

HSC wieder mit Defensiv-Spezialist Tom Niklas Kaluza

Der HSC erwartet einen von Beginn an stürmischen Gastgeber. Da gilt es besonders für offensive Spieler wie Sebastian Hahne, Nico Berghorst und Mirco Gohr von Beginn an den Gegner konsequent im Aufbau zu stören. In der Abwehr steht Tom Niklas Kaluza nach abgesessener Gelbsperre wieder zur Verfügung. Routiniers wie Mischa Mihajlovic oder der kampfstarke Dominik Hanemann (in seinem letzten Auswärtsspiel für den HSC) werden ebenfalls dringend benötigt. Ausfallen werden Joshua Heinrichs und Zé Mertens. Nicht mehr dabei ist auch der Bulgare Miki Orachev. „Es wäre doch sehr schön, wenn wir den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen. Wenn wir Willen, Einsatz, Kampf und dazu in der Defensive sicher stehen, keinen Fehlstart haben und vorne unsere Chancen nutzen, können wir auch in Hamm bestehen und punkten“, so Axel Schmeing.  Er weiß aber auch: „Uns wird eine stürmische Hammer Spielvereinigung erwarten. Das wird eine echte Reifeprüfung für mein Team.“

Erfahrener Schiedsrichter eingesetzt – Der hat schon dreimal Rot in der Oberliga-Saison gezeigt

Mit Waldemar Stor vom SV Oetinghausen wurde bei diesem brisanten Spiel ein erfahrener Unparteiischer eingesetzt. Der leitete bislang zwei Matches des HSC: das 3 : 0 daheim gegen Gütersloh und das 0 : 2 in Herne. Auch Hamm kennt Stor gut: Er pfiff auch das Oberliga-Stadtderby zwischen Rhynern und Hamm (1 : 0). Auf große Diskussionen lässt sich der Referee bekanntermaßen nicht ein und trifft schnelle, klare Entscheidungen: So zückte er bereits in dieser Spielzeit in der Oberliga dreimal Rot. Etwaige Hektik, Diskussionen und Foulspiele sollten sich also beide Teams tunlichst sparen.

Bild: Einen kleinen Vorgeschmack auf die Atmosphäre bekam der Holzwickeder SC  am Mittwochabend in Gütersloh, als über 700 Zuschauer leidenschaftlich und lautstark den gastgebenden Verein nach vorne und am Ende zum Klassenerhalt „peitschten“.

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