– und doch wird Abstand zum Abstiegsplatz deutlich kleiner
Fußball-Oberliga: TuS Haltern – Holzwickeder SC 1:1 (1:0). Nach dem 2:2 im Heimspiel gegen die Schalke 04 U 21 (2:2) nahm der HSC am Sonntag auch dem zweiten Top-Verein der Liga Punkte ab. Beim TuS Haltern erkämpfte sich die Schmeing-Truppe einen im Vorfeld nicht erwarteten Punktgewinn. Nach dem Spielverlauf in der Stauseestadt war sogar ein Dreier möglich, ja sogar verdient.
So aber verließen die Holzwickeder Spieler das Stadion mit gemischten Gefühlen. Einerseits hatte man den potentiellen Regionalliga-Aufsteiger am Rande einer Niederlage und nahm gerne einen Zähler mit. Andererseits punkteten aber auch die direkten Gegner im Abstiegskampf munter weiter. Aktuell steht der HSC mit 36 Punkten wieder auf Platz 12 der Tabelle. Der Abstand zum ersten Abstiegsplatz, den Brünninghausen belegt, beträgt aber gerade noch drei Punkte und die bessere Tordifferenz aller Teams im Abstiegskampf. Eine fast schon absurde Konstellation nach diesem Spieltag: Der HSC holt einen weiteren, nicht eingeplanten Bonuspunkt und verliert doch auf die Abstiegsplätze. Daher gab es beim HSC auch keine kleine Kabinenfeier oder große Freude auf der Rückfahrt von Haltern nach Holzwickede
Es begann denkbar ungünstig für den Gast aus Holzwickede. Miki Orachev verlor das Leder im Mittelfeld, als er versuchte, eine fußballerische Lösung zu finden, anstatt das Leder einfach nach vorne zu schlagen. Dann ging es blitzschnell. Pass auf Lukas Opiola, und der schoss zur schnellen Führung ein. Es war die erst dritte Minute, und den nur ganz wenigen mitgereisten Fans des HSC schwante Böses. Vor allem, als Luca Steinfeld die Großchance zum Ausbau der Führung leichtfertig vergab (13.). Doch es kam anders für den Rest der ersten 45 Minuten. Der ganz in Blau gekleidete Außenseiter spielte nicht nur sehr ordentlich mit, sondern kam auch zu Top-Chancen. Patrick Sacher scheiterte nach schönem Solo nur um wenige Zentimeter (18.). Wieder Sacher war es, der beinahe den Ausgleich erzielt hätte: In der 28. Minute fand er seinen Meister in Halterns Torhüter Rafael Hester. Moritz Müller (28.) und Enis Delija (30.) hatten ebenfalls mit Schüssen über den Kasten kein Zielwasser getrunken. Und Haltern? Die hatten sich vom Spiel offensichtlich abgemeldet. Der Ex-Holzwickeder Robin Schultze visierte mal in der 36. Minute das Ziel an – doch sein Schuss ging hoch über das Tor des zu diesem Zeitpunkt weitgehend arbeitslosen HSC-Keeper Kevin Beinsen. Dass Tomislav Ivancic in der 39. Minute ebenfalls vorbei zielte, war schon viel Pech. Es war eine erste Halbzeit, die keinen Klassenunterschied offenbarte. Vielmehr schoss der HSC statistisch erheblich mehr auf das Tor und hatte auch die klareren Möglichkeiten. Doch Fußball ist nun mal ein Ergebnissport: Und da stand ein 0: aus Holzwickeder Sicht auf dem Papier.
Kein Substanzverlust
Wer geglaubt hatte, dass der HSC aufgrund der englischen Woche unter Substanzverlust leidet, der sah sich getäuscht. Der TuS Haltern verließ sich auf seine Defensiv-Qualitäten und versuchte, das 1 : 0 irgendwie über die Runden zu bringen. Holzwickede blieb am Drücker. Robin Rosowski scheiterte an Keeper Rafael Hessler (52.). HSC-Trainer Axel Schmeing riskierte immer mehr. Er brachte den angeschlagenen Nico Berghorst für den gewiss nicht schlechten Tomislav Ivancic (64.) Damit wurde der HSC noch einen Tick offensiver. Das überfällige 1 : 1 erzielte David Vaitkevicius, der zur Pause für Miki Orachev gekommen war. Sebastian Hahne spielte Vaitkevicus vorbildlich an und der traf zum vielumjubelten Ausgleich (67.). Vaitkevicius war überhaupt erst der dritte Spieler nach Kollegen aus Herne und Rhynern, die in der Stauseearena getroffen hatten – also erst das dritte Gegentor. der Und weiter ging es für den HSC: Der ebenfalls eingewechselte Nico Berghorst köpfte über den Kasten (69.), da hatte der gute Halterner Keeper Hessler noch die Fingerspitzen dran. Dominik Hanemann prüfte den Keeper ebenfalls (71.).
Haltern war nur einmal gefährlich – aber dann so richtig. Der insgesamt im Spiel sehr blasse und unauffällige Torjäger Stefan Oerterer zwang Kevin Beinsen nach einem Freistoß zu einer spektakulären Parade (79.). In der 82. Minute hatte Sebastian Hahne den (fast) richtigen Riecher. Eine völlig verunglückte Ecke von Haltern nahm er auf, rannte auf das gegnerische Tor zu, vergab jedoch. Dann schlug Stefan Oerterer in seiner zweiten erwähnenswerten Szene eine Ecke sehr fein auf Tim Kallenbach, der nahm das Leder volley und donnerte in die Wolken (85.). Das war eine Top-Chance – hätte aber den Spielverlauf komplett auf den Kopf gestellt. Einen Aufreger gab es noch in der 81. Minute. Dominik Hanemann brach in der Vorwärtsbewegung urplötzlich zusammen – angeblich soll er von einem Gegenspieler mit der Hand getroffen worden sein. Auflösen ließ sich die Chance nicht mehr – gesehen hatte die komplette Situation niemand.
Wie auch immer: Der HSC holte sich fleißig wie ein Eichhörnchen einen weiteren unerwarteten, aber hochverdienten und erkämpften Punkt. Ob es am Ende reicht, ist bei diesem Abstiegskampf in der Oberliga allerdings weiter ungewiss. Auf die Leistung gegen Haltern lässt sich aber trefflich aufbauen. In der Stauseearena holte der TuS bislang nämlich zwölf Siege und erst zwei Remis – davon eines gegen Ennepetal und nun ein weiteres gegen den HSC. Gewonnen hat in der Seestadt in dieser Spielzeit noch nie jemand in der Oberliga. Aber eines steht auch: Es sind gerade drei Pünktchen bis zu einem Abstiegsplatz. Damit ist ein Sieg im nächsten Heimspiel gegen Ennepetal am kommenden Sonntag, 12. Mai, 15 Uhr, Pflicht. Ohne Wenn und Aber.
Trainerstimmen
Axel Schmeing (HSC): Hätte man mir vor dem Spiel gesagt, dass wir Unentschieden spielen, hätte ich das gerne angenommen. Nach dem Spiel gehe ich mit gemischten Gefühlen nach Hause. Die Konkurrenten im Abstiegskampf haben gepunktet. Unser Abstand nach unten ist geschmolzen, bis auf drei Punkte. Dabei gab es überraschende Ergebnisse in der Oberliga. Aber das ist wohl in der jetzigen Saisonphase so. Bis zur 65. Minute hatten wir klar mehr Spielanteile. Was meiner Mannschaft heute fehlte, war die Frische und die Torgefahr im letzten Drittel. Sonst wären wir hier als Sieger vom Platz gegangen. Wir haben uns am Ende leider nur teilweise belohnt. Haltern hatte aber heute zugegebenerweise auch nicht den allerbesten Tag. Wir werden uns jetzt in dieser Woche auf das nächste Spiel gegen Ennepetal am kommenden Sonntag im Montanhydraulik-Stadion vorbereiten. Das wird mal wieder ein Endspiel für uns, wo nur ein Dreier zählt.
Magnus Niemöller (Haltern): Schon in der ersten Halbzeit hätte der Ausgleich für Holzwickede fallen können. Die Abstände in unserem Spiel waren viel zu groß. Fehler bei unseren Ecken, als wir den HSC zu ganz gefährlichen Kontern geradezu eingeladen haben, sind für uns ebenfalls völlig untypisch. In der Halbzeit haben wir gehofft, dass wir mit unserer Defensiv-Stärke das Ergebnis über die Runden bringen können und vielleicht noch die eine oder andere Chance bekommen. Das ist dann nicht so gekommen wie erhofft. Für uns gilt heute der alte Spruch: Wenn man nicht gewinnen kann, muss man halt Unentschieden spielen. Im Heimspiel gegen Aplerbeck am kommenden Mittwoch will ich wieder eine andere Mannschaft sehen. Da gibt es einiges zu verbessern.
Spielerstimme Robin Schultze, Ex-HSC: Das war unser schwächstes Spiel in dieser Saison. Für mich völlig unverständlich. Holzwickede hätte sogar gewinnen können, ja fast sogar müssen.
TuS Haltern: Rafael Hesler, Romario Wiesweg, Lars Pöhlker, Nils Eisen, Jannis Scheuch (86. Marvin Schurig), Stefan Oerterer, Robin Schultze, Yannick Albrecht (64. C. Vennemann), Lukas Opiola, Tim Kallenbach, Luca Steinfeld (64. Marvin Möllers)
HSC: Kevin Beinsen, Moritz Müller, Robin Rosowski, Enis Delija, Patrick Sacher, Sebastian Hahne, Nils Hoppe, Miki Orachev (46. David Vaitkevicius), Tom Niklas Kaluza, Tomislav Ivancic (64. Nico Berghorst), Dominik Hanemann
Tore: 1 : 0 Opiola (3.), 1 : 1 Vaitkevicius (67.)
Zuschauer: 250
Schiedsrichter: Philip Holzenkämpfer (GW Rheine)
Bestnoten HSC: Enis Delija, Sebastian Hahne, Tomislav Ivancic