Fußball, Oberliga: Holzwickeder SC – Sportfreunde Siegen 0:2 (0:1). Seit dem frühen Sonntagabend stehen sowohl die Oberliga- als auch die Bezirksliga-Truppe des Holzwickeder SC auf dem jeweils ersten Abstiegsplatz in ihren Ligen. Zwei 0:2-Niederlagen (HSC I gegen Siegen 0:2 und HSC U23 beim Tabellenletzten Lüner SV II mit dem gleichen Resultat) ließen nach Abpfiff den HSC-Vorstand zu einer „routinemäßigen“ Sitzung im Sportheim tagen. Die Alarmglocken schrillen – denn das, was beide Teams des HSC da am Sonntag boten, war ihrer jeweiligen Klasse nicht würdig. Doch kommen wir zur Ersten in der Oberliga Westfalen.
HSC-Ausfallliste wird immer länger
Die Verletztenliste des HSC wird einfach nicht kleiner. Am Samstag stand nach letzten Untersuchungen fest, dass sich die Oberschenkelverletzung von Moritz Müller aus dem Pokalspiel in Herringen (3 : 0) ein Muskelfaserriss und keine Zerrung ist. Damit droht ein zwei- bis dreiwöchiger Ausfall des Defensivexperten. Auf die Ausfallliste hinzu gesellt hat sich Enis Delija mit einer Fußverletzung. Für Leon Gensicke kam ein Einsatz noch zu früh – das wird für den angehenden Sport- und Biologielehrer auch noch mindestens zwei Wochen dauern. Philipp Schmidt hatte sich eine Rückenverletzung zugezogen – auch er stand gegen Siegen nicht zur Verfügung. Keine guten Voraussetzungen also – aber für das HSC-Trainer-Duo Marc Woller und Daniel Frieg, der übrigens auch noch an den Folgen seines in einem Altherrenspiel erlittenen Kreuzbandrisses leidet, seit Wochen „Alltagsgeschäft“.
HSC zu Beginn mit 4:4:2-System
Die mit schmuckem Mannschaftsbus in Rot-Weiß angereisten Gäste wurden lautstark von einer größeren Gruppe Fans angefeuert – und wurden sprichwörtlich beflügelt. Vor nur rund 250 Zuschauern, irgendwie verständlich nach drei vorausgegangenen Heimspiel-Pleiten und damit über 400 weniger als noch vor einem Jahr beim letzten Zusammentreffen der beiden (4 : 1 für Holzwickede) hatte der HSC fühl- und sichtbar noch die drei vorhergehenden Heimniederlagen im Kopf. Siegen versuchte es mit langen Bällen in die Spitze – und der HSC hatte Mühe, diese alle zu verteidigen. Die Sportfreunde waren in jeder Hinsicht besser, griffiger und vor allem mit Willen ausgestattet. Es war klar – irgendwann musste der Führungstreffer für die Gäste fallen. Doch bevor es soweit war, versuchte es Marcel Duwe mal mit einem Freistoß aus rund 25 Metern – der das Tor knapp verfehlte. Das aufgrund der drückenden Überlegenheit fällige 1 : 0 für Siegen erzielte Arda Nebi in der 33. Minute – und der war nicht gerade unhaltbar. Doch egal – Kevin Beinsen hatte bis dato gut gehalten, und war ein sicherer Schlussmann – doch irgendwann kann man Schwächen in der Defensive halt nicht mehr übertünchen. In der 41. Minute dann eine Szene, die vielleicht das Spiel hätte noch mal kippen lassen können. Lucas Arenz gab auf Ensar Selmanaj, der auf Gödde – und der scheiterte komplett „blank“ mittig an Siegens Torhüter Christoph Thies, der prächtig parierte, aber den Ball nicht ganz festhalten konnte. Henri Böcker angelte sich das Leder irgendwie und schoss zum vermeintlichen Ausgleich ein. Schiedsrichterin Kathrin Heimann pfiff ab – sie hatte eine Kontrolle des Keepers über den Ball gesehen – eine nicht unumstrittene Situation und Entscheidung. Es wer aber auch ein schmeichelhaftes Zwischenergebnis gewesen, denn HSC-Spieler Fabian Jenusch rettete in der 44. Minute noch mal auf der Linie.
24 Minuten Überzahl – und heraus kam das 0:2
Marc Woller stellte in der Pause auf ein 4:3:3 zu und war voller Optimismus, „dass da noch was geht“. Für den erneut nicht überzeugenden Tomislav Ivancic kam Til Busemann in das Match. Was ging, war ein Foul an Philipp Gödde, der von Tobias Filipzik von den Beinen geholt wurde (66.). Filipzik durfte frühzeitig mit Gelb-Rot duschen. Doch der HSC konnte die über 24-minütige Überzahl nicht nutzen. Im Gegenteil: Der neutrale Zuschauer hatte das Gefühl, der Gast wäre in Überzahl. Und so war es in der 77. Minute, der wenige Minuten zuvor ins Spiel gekommene Marcel Mosch, der ein katastrophales Abspiel und einen Komplett-Aussetzer des eingewechselten Til Busemann im Mittelfeld zum 2 : 0 ausnutzte. Was folgte, war ein Gast, der das Spiel nac Belieben verwaltete und ein HSC, der staunend zusah. Und nach Abpfiff von Kathrin Heimann stand ein 0 : 2 und die vierte Heimniederlage bei vier Heimspielen, der Sturz auf Platz 17 mit 9 : 21 Toren – nur der Tabellenletzte Herne hat einen Treffer mehr kassiert. Und am kommenden Sonntag geht es gegen den Tabellen-15., die SpVg Vreden – wird da nicht gewonnen, kann sich der HSC auf die Abstiegsrunde so langsam aber sicher vorbereiten.
Trainerstimmen
Marc Woller (HSC): Es war ein verdienter Sieg für Siegen. Nach dem Platzverweis für Siegen in der 66. Minute habe ich gedacht, dass noch was geht. Doch wie fast an jedem Sonntag, schießen wir dann einen individuellen Bock. Doch wir spielen weiter Fußball…
Tobias Cramer (Siegen): Der Sieg für uns geht völlig okay. Wir haben viele Bälle gewonnen, gute Chancen generiert. In der zweiten Halbzeit hatten wir zunächst nicht den guten Zugriff der ersten 45 Minuten. Das 2 : 0 kam daher genau zur richtigen Zeit. Wir haben eine gute Reaktion auf unser letztes 0 : 3 gegen Rhynern gezeigt. Mal zum HSC: Ich wünsche dem HSC alles Gute. Ich glaube, dass viele von außen nicht sehen, dass man an jedem Spieltag volle Leistung bringen muss, um zu gewinnen. Die Spiele in der Oberliga Westfalen sind alle keine Selbstläufer.
HSC: Kevin Beinsen, André Schneider, Philipp Gödde, Marcel Duwe, Robin Schultze, Ensar Selmanaj (80. Dario Biancardi), Henri Böcker (67. Mathieu Bengsch), Maurice Majewski, Tomislav Ivancic (46. Til Busemann), Fabian Jenusch, Lucas Arenz.
Siegen: Christoph Thies, Till Hilchenbach, Tobias Filipzik, Björn Jost, Justin Huber, Furkan Yilmaz (86. Satori Horie), Eli Benjamin Pinner, Andreas Busik (90+1 Georfios Mavroudis), Arda Nebi, Joshua David Walter (69. Marcel Mosch), Moritz Brato.
Tore: 0:1 Nebi (33.), 0:2 Mosch (77.).
Besondere Vorkommnisse: Gelb-Rot nach Foulspiel gegen Tobias Filipzik (Siegen).
Schiedsrichterin: Kathrin Heimann (Wacker Gladbeck).
Zuschauer: 250.
Bildzeile: Holzwickedes Fabian Jenusch (re.) hier im Laufduell mit dem Siegener Arda Nebi. Siegen gewann nicht nur diesen Zweikampf, sondern mit dem 2:0 auch den Dreier.