Fußball-Oberliga: SV Westfalia Rhynern – Holzwickeder Sport Club 3:0 (1:0). Ungemütlich wie der sonntägliche Herbsttag war das Gastspiel des HSC bei Westfalia Rhynern. Nur ganz vereinzelt gab es im Spiel ein wenig Sonnenschein. Stattdessen blies ab der 39. Minute den Holzwickedern ein eisiger Wind ins Gesicht, dreimal schlug der Blitz in Form von Gegentoren ein, und am Ende standen die in hoffnungsvollem Grün gekleideten Gäste angesichts des 0 : 3 und dem damit verbundenen Sturz auf Platz 14 sprichwörtlich im Regen. Ein Hoffnungsschimmer war dann aber doch da: Zum ersten Abstiegsplatz sind es weiterhin fünf Punkte Abstand.
Zwei A-Jugendspieler direkt vom Meisterschaftsspiel in Rietberg angereist
Die erste Hiobsbotschaft ereilte HSC-Trainer Axel Schmeing bereits vor dem Spiel. Abwehr-Chef Nils Hoppe musste aufgrund muskulärer Probleme passen. Ersetzt wurde er durch Jona Deifuß. Auf der Bank saßen mit Kaan Akcay und Paul-Fritz Schickentanz zwei A-Jugendspieler, die beide noch am Vormittag über 75 beziehungsweise 90 Minuten in der A-Jugend beim Gastspiel in Rietberg (0 : 0) mitgewirkt hatten. Komplettiert wurde die Bank mit Lamar Lambertz, René Richter, Mischa Mihajlovic und Ersatztorhüter Malte Hegemann. Leichte Entwarnung bei Nils Hoppe: Am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen Kaan-Marienborn will er wieder dabei sein.
Nach fünf Minuten erlaubte sich Sebastian Hahne einen komplett überflüssigen Ballwechsel im Mittelfeld. Salvatore Gambino, Ex-BVB-Profi und von seinen Nierenstein-Problemen genesen, zog auf und davon – doch sein Schuss ging um Zentimeter am HSC-Tor vorbei. Wie man die beste Abwehr der Oberliga Westfalen aushebelt, zeigte der HSC in der 16. Minute. Abschlag Keeper Muhammed Acil auf Hahne, der mit schnellem Pass auf Marcel Reichwein, der sofort abzog – Rhynerns Torhüter Alexander Hahnemann musste schon sein ganzes Können aufbieten, um den Ball zu parieren. Eine Doppel-Chance für die Hammer Vorstädter dann in der 20. Minute: Nacheinander fanden erst der Ex-HSCer Jan Kleine und dann Salvatore Gambino in Muhammed Acil ihren Meister. Dann zappelte der Ball doch im Netz der Gastgeber, doch Marcel Reichwein stand knapp im Abseits (24.), entschied Schiedsrichter Florian Exner.
Schwerer „Abwehr-Klops“ zum 1 : 0 für Rhynern
In der 39. Minute dann der Tiefschlag für Holzwickede. Moritz Müller und Aldin Kljajic bekämpften Lennard Kleine wenig erfolgreich im Strafraum. Kleine, Goalgetter der Westfalia, sagte mit dem Rücken zum Tor artig „danke“ und zog mit einem Drehschuss ab. Vom rechten Innenpfosten trudelte der Ball zum 1 : 0 für Rhynern in die Maschen. Das war unglücklich aus Sicht des HSC, denn bis dahin hatte man gut gespielt, war sogar phasenweise das bessere Team.
Rhynern stellt taktisches Konzept um
Westfalia Rhynerns Trainer Michael Kaminski reagierte und stellte von Dreierkette auf 4-2-3-1 um – „Damit fühlt sich meine Elf wohler“, so der Coach. Das „Wohlfühlgefühl“ stellte sich dann auch schnell ein. Salvatore Gambino scheiterte noch an Mihammed Acil (52.). Akhim Seber machte es in Minute 55 besser. Gegen eine in Tiefschlaf befindliche HSC-Defensive, der man zudem noch anmerkte, dass sie zusammengewürfelt war, setzte er sich locker durch und narrte Acil noch mit einem Heber zum 2 : 0. Die HSC-Abwehr fand nicht mehr statt. Toy Sezer zwang den am Sonntag überragenden Muhammed Acil zu einer großartigen Fußabwehr. Als dann Torjäger Lennard Kleine das 3 : 0 in der 66. Minute besorgte, drohte sogar ein Debakel. Der eingewechselte Mischa Mihajlovic hatte beim Abwehrversuch komplett die Übersicht verloren – und da schlägt ein Knipser wie Lennard Kleine gnadenlos zu. Ein halbes Dutzend hochkarätiger Chancen erarbeitete sich die Westfalia. Muhammed Acil wurde dabei zum „fliegenden Keeper“. Was er herausholte, war sagenhaft. Und so bleib es am Ende beim hochverdienten 3 : 0-Heimerfolg.
Kurios: Schiedsrichterassistent Chris Nielinger rettet Igel
Während sich das Spiel in der zweiten Hälfte mehr und mehr in Richtung HSC-Tor verlegte, machte es sich ein besonderer Gast in der Hälfte von Rhynern mangels Angriffssituationen der Holzwickeder gemütlich: ein ziemlich gut genährter Igel. Holzwickede hatte ja angesichts der eigenen Torflaute geizig ebenfalls „den Igel in der Tasche“. Schiedsrichterassistent Chris Nielinger warf kurzerhand seine Fahne mal weg, schnappte sich den stachligen Gesellen und setzte ihn in Sicherheit am Waldrand im Papenloh ab.
Bild: Ein Igel wollte auf dem Rasen am Papenloh mitspieleen. Schiedsrichterassistent Chris Nielinger warf kurzerhand seine Fahne mal weg, schnappte sich den stachligen Gesellen und setzte ihn in Sicherheit am Waldrand ab.
Trainerstimmen
Axel Schmeing (HSC): 20 bis 25 Minuten waren wir auf Augenhöhe. Die vielen Ausfälle machen es uns enorm schwer. Dazu kamen dann gegen Rhynern noch individuelle Fehler wie der von Mischa Mihajlovic zum 0 : 3 aus unserer Sicht. Wir sind aktuell angesichts unserer Ausfallliste für alle Teams der Liga sicherlich das beliebteste Team. Da will jede Mannschaft gerne gegen uns spielen. Auch wenn das sarkastisch klingt – die Ausfallliste wird nur geringfügig kleiner bis zum Winter. Es sagt schon alles, wenn ich in die Startelf zwei Spieler mit Marcel Reichwein und Mirco Gohr stellen muss, die angeschlagen sind. Anderen merkt man an, dass sie überspielt sind und an Substanzverlust leiden. Wir haben 0:0 zum Nachladen. Alles schwierig, aber wir müssen da durch.
Michael Kaminski (Rhynern): Erst mal möchte ich sagen, dass der HSC bis zur 20 Minute sogar zum Teil stärker war. Mit Reichwein, Hahne und Gohr haben sie brandgefährliche Offensivkräfte. Und noch mal zum HSC: Die neun Punkte, die die Holzwickeder bereits auf dem Konto haben, hätten andere gerne. Für die zweite Halbzeit gebe ich meiner Elf eine glatte 1,0. Das war großartig, wir haben viele Chancen herausgearbeitet. Wir sind zuhause weiter ungeschlagen bei 8 : 0 Toren. Wenn wir jetzt mal auswärts einen Dreier holen, spielen wir weiter oben mit. Fangen wir damit dann am kommenden Sonntag bei der Reserve von Preußen Münster einfach mal an.
Westfalia Rhynern: Alexander Hahnemann, Jeffrey Malcherek, Patrick Polk, Christopher Stöhr (76. Mazlum Bulut), Akhim Seber (85. Kai-Jo Hartmann), Lennard Kleine, Sezer Toy, Tim Neumann (46. Leon Müsse), Jan Kleine, Salvatore Gambino (74. Talhar Temur), Michael Wiese
HSC: Muhammed Acil, Moritz Müller, Jona Deifuß (60. Mischa Mihajlovic), Marcel Reichwein (60. René Richter), Tomislav Ivancic, Sebastian Hahne, Jonas Janetzki, Mohamed Yarhdi, Aldin Kljalic (79. Paul-Fritz Schickentanz), Mirco Gohr (72. Lamar Lambertz), Lennart Uedickoven
Tore: 1 : 0 L. Kleine (39.), 2 : 0 Seber (55.), 3 : 0 L. Kleine (66.)
Schiedsrichter: Florian Exner (BW Beelen)
Zuschauer: 181
HSC-Bestnoten: Muhammed Acil, Lennart Uedickoven
HSC im Kreispokal-Viertelfinale am Mittwoch bei Eintracht Werne
Bereits am Mittwoch, 2. Oktober, 19.30 Uhr, spielt der HSC im Viertelfinale des Kreispokal bei Eintracht Werne. Anstoß auf dem Rasenplatz der Eintrachtler am Grote-Dahl-Weg 1 ist um 19.30 Uhr. Eintracht Werne spielt in der Kreisliga A 1. Ursprünglich war die Begegnung eine Woche später angesetzt worden. Für BVB-Fans ist die Verlegung keine gute Nachricht: Bereits um 18.55 Uhr spielt Borussia Dortmund in der Champions League bei Slavia Prag.
Bild: Holzwickedes Sebastian Hahne (Mitte) wird in dieser Szene von drei Rhynerner Gegenspielern bedrängt.